Landshut - hs (02.08.2020) Bei der letzten öffentlichen Sitzung aller 44 Stadträte folgte am Freitag, 24. Juli die deutliche Mehrheit dem Vorschlag der Stadtverwaltung, auf der Ringelstecherwiese (Foto) von August bis Ende Oktober einen Biergarten einzurichten. Dafür hatte sich einzig und allein Festwirt Franz Widmann sen. beworben.
Rechsdirektor Harald Hohn erfüllte praktisch alle seine Wünsche für die Ausstattung und den Betrieb des Biergartens, der schon 2016 von den Stadträten Maximilian Götzer und Philipp Wetzstein (beide CSU) beantragt wurde. Nun, ein ca. 40 Meter langes Versorgungszelt wurde die letzten Tage bereits aufgebaut. Der Pavillon der Grieserwiese soll nicht in den Biergarten mit einbezogen werden, das war vor allem für Stadtrat Dr. Thomas Keyßner ein "No Go".
Vergeblich nahmen die Stadträte Lothar Reichwein und Helmut Radlmeier gegen das Biergarten-Projekt bei der öffentlichen Sitzung in der Sparkassenarena nicht zuletzt im Namen von 30 Wirten aus der ganzen Innenstadt Stellung. Sie befürchten in diesen andauernden Corona-Zeiten eine empfindliche Konkurrenz durch einen riesigen innenstadtnahen Biergarten auf der Grieserwiese, der täglich von 14 bis 22 Uhr geöfffnet sein wird, am Wochenende (Sa./So.) sogar schon ab 11 Uhr, Die Besucher dürfen die eigene Verpflegung mitbringen, was vor allem die grüne Neu-Stadträtin Elke Rümmelein "sehr sympathisch" fand. Nur die Getränke müssen im Biergarten, der auch von sich aus Kulinarisches bieten wird, gekauft werden. Musikveranstaltungen sind nicht vorgesehen. Nachts muss der Corona-bedingt umzäunte Biergarten abgebaut werden. Zugang nur mit Mund-Nasenschutz.
Skeptiker des Projekts haben Bedenken, ob die Hygiene- und Abstandvorschriften vor allem in den späteren Abendstunden eingehalten werden können. Die Bilder der mehrtägigen Open-Air-Veranstaltung mit Musik der letzten Woche auf der Mühleninsel zeigen ja ein enges körperbetontes Besucherverhalten der vorzugsweise Jüngeren ähnlich wie auf der Dult. Kaum anders war dies auch bei den Events in den anderen Gaststätten mit Biergärten auf veröffentlichten Fotos zu sehen. - Wenn das nur gut geht, denn die letzten Tage sind deutschlandweit die Corona-Fälle wieder dramatisch angestiegen. Das Robert-Koch-Institut führt dies in erster Linie auf zunehmende Sorglosigkeit mit den immer noch gültigen Vorschriften zurück, vor allem werde das Abstandsgebot sträflich massenhaft missachtet.
Also, der Biergarten Ringelstecherwiese startet bereits probeweise am Donnerstag, 6. und Freitag, 7. August, ehe es dann am Wochenende (8./9. August) offiziell so richtig losgeht. Ob die konkurierenden 30 Wirte der Innnenstadt das Projekt noch verhindern können, ist eher unwahrscheinlich. Biergarten-Veranstalter Franz Widmann riskiert - auffallend ermuntert durch Rechtsdirektor Harald Hohn, der zum Jahresende in Pension geht - einen ebenso kühnen wie gefährlichen Drahtseilakt. Ministerpräsident Markus Söder hat seinerseits heute im ARD-Fernsehen erneut eindringlich im Wissen um wieder drastisch ansteigende Corona-Fälle für die Einhaltung des Abstandsgebots (1,5 m) geworben.
Die Polizei meldet seit vielen Tagen keine Anzeigen mehr bei Verstößen gegen die Corona-Vorschriften.