München/Niederbayern – gw (08.07.2019) Am vergangenen Donnerstag gab es im Bayerischen Landtag auf den Vorschlag der Grünen einen aktuelle Stunde: „Runter mit den Treibhausgasen - CO2-Bepreisung mit fairem Geld-zurück-System einführen!“ Staatsminister Hubert Aiwanger (FW) stellte dabei in Frage, ob die Grünen schon jemals einen Kirschbaum gepflanzt hätten. Er habe das bereits getan. Daher will er die Grünen zu sich zum Kirschen essen einladen. Nun regiert MdL Toni Schuberl (Grüne) mit einer Gegeneinladung. Lesen Sie hier alles im Wortlaut:
Bayerischer Landtag • 18. Wahlperiode vorläufiges Protokoll 18/23vom 04.07.2019
Redebeitrag Staatsminister Hubert Aiwanger (Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie):
Sehr geehrte Damen und Herren des Präsidiums, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuschauer! Ich glaube, wir haben heute wieder eine sehr wichtige Debatte über Klimaschutz und CO2-Bepreisung. Wohin muss Bayern steuern, wohin muss Deutschland steuern, was müssen wir zu dieser Thematik beitragen? – Die Redebeiträge haben gezeigt, dass hier eine massive Polarisierung im Raum ist, die in der Sache aber nicht weiterführt. Die AfD sagt: CO2 sieht man nicht, also kann es nicht so schlimm sein.
(Heiterkeit bei den FREIEN WÄHLERN und der CSU – Zuruf des Abgeordneten Dr. Ralph Müller (AfD))
Die GRÜNEN sagen: Es gibt Hitzerekorde, es gibt Dürrerekorde. Daran ist CO2 schuld, also geht die Welt unter, und wenn wir nicht hier und heute handeln, dann sind wir morgen tot.
(Heiterkeit bei den FREIEN WÄHLERN und der CSU)
Meine Damen und Herren, ich kenne diese Sprüche vonseiten der GRÜNEN seit den Achtzigerjahren, seitdem ich die Politik mitverfolge.
(Unruhe bei den GRÜNEN)
Sie haben in den Achtzigerjahren den Untergang des deutschen Waldes vorausgesagt. Sie haben gesagt, im Jahr 2000 gibt es keine Wälder mehr in Deutschland, und der Weltuntergang ist quasi vorgezeichnet.
(Ludwig Hartmann (GRÜNE): Weil wir etwas geändert haben! Weil die Politik etwas geändert hat! – Unruhe bei den GRÜNEN – Glocke des Präsidenten)
Meine Damen und Herren, natürlich habe ich schon damals, als 15- oder 16-Jähri-ger, die Dinge ernst genommen. Damals war ich ungefähr in dem Alter wie die jungen Leute heute, die die Fridays-for-Future-Demonstrationen machen. Ich habe mir das angesehen und mir gesagt: Fossile Energie ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Irgendwann müssen wir da raus. – Ich habe schon damals den Ausstieg aus der Atomenergie befürwortet, spätestens aber nach Tschernobyl.
(Zuruf des Abgeordneten Dr. Ralph Müller (AfD))
Meine Damen und Herren, ich habe damals aber trotzdem gemeinsam mit meinem Vater Bäume gepflanzt, und zwar Kirschbäume und Apfelbäume, und wir haben auch in den Wäldern Bäume gepflanzt. Das habe ich getan, als Sie noch gesagt haben: Das macht alles keinen Sinn, denn in ein paar Jahren sind wir eh alle tot.
(Gisela Sengl (GRÜNE): Das ist doch totale Polemik! – Unruhe bei den GRÜNEN)
Meine Bäume sind heute zwanzig Meter hoch, sie tragen Kirschen, Äpfel, Birnen. Sie haben keinen Baum.
(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN und der CSU – Unruhe bei den GRÜNEN)
Jetzt führe ich dieses Thema weiter. Sehr geehrte Damen und Herrn von der GRÜNEN-Fraktion, ich werde Sie demnächst zum Kirschenessen nach Rahstorf einladen. Da kann dann Ihre ganze Fraktion kommen. Sie können bei mir so viele Kirschen essen, dass Sie sich nachher im Gras wälzen.
(Alexander König (CSU): Vorsicht, die messen die Obstbäume nach!)
Jetzt frage ich Sie: Ist hier ein einziger unter den GRÜNEN, der schon einmal irgendwann einen Kirschbaum gepflanzt hat und mich einladen kann?
(Heiterkeit bei den FREIEN WÄHLERN und der CSU – Unruhe bei den GRÜNEN)
Okay, also, die Gegeneinladung steht. Sie zeigen mir den Kirschbaum, den Sie persönlich gepflanzt haben. Ich gehe hin und schaue, ob es dort etwas zu essen gibt.
(Heiterkeit bei den FREIEN WÄHLERN und der CSU – Gisela Sengl (GRÜNE): Das ist doch armselig, was Sie hier vortragen!)
Ich schaue, ob Sie nur dann Kirschen essen können, wenn Sie diese vorher aus Südafrika mit dem Flugzeug importiert haben.
Die Antwort und Einladung durch MdL Toni Schuberl (Grüne)
Sehr geehrter Herr Staatsminister,
Sie hatten in Ihrer Rede im Plenum des Bayerischen Landtags zum Thema CO2-Besteuerung heute behauptet, Grüne hätten im Gegensatz zu Ihnen noch nie einen Kirschbaum gepflanzt. Als es Widerspruch gab, hatten Sie darum gebeten, von einem grünen Abgeordneten eingeladen zu werden, um zu überprüfen, ob wir Kirschbäume hätten. Ich bin zwar der Meinung, dass die Debatte um den Klimawandel zu wichtig ist, um privat einzelne Kirschbäume zu zählen. Das ist doch sehr albern!
Dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen und Sie sehr gerne zu mir nach Daxstein im Bayerischen Wald einladen. Ich wohne in einem von uns selbst sanierten, 280 Jahre alten Bauernhaus aus Holz, umgeben von Wiesen, auf denen eine enorme Artenvielfalt besteht. Unter anderem wachsen dort sechs verschiedene heimische Orchideenarten. Letztes Jahr waren es ca. 2000 Exemplare des besonders seltenen Holunder-Knabenkrauts. Unsere Wiese ist der bedeutendste Wuchsort dieser bedrohten Pflanze in Mitteleuropa. Dazu gehört noch ein alter Buchen-Mischwald. Auf unserer Wiese habe nicht nur vor Jahren drei Kirschbäume gepflanzt, sondern auch zwei Birnbäume, sechs Apfelbäume, fünf Zwetschgenbäume - alles alte Hochstamm-Sorten. Dazu kommen noch mehrere Beeren-Sträucher. Bei Kaffee und Kuchen können Sie den herrlichen Blick über unser Dreiburgenland bis zu den Alpen genießen.
Wenn Sie darüber hinaus noch Zeit haben, lade ich Sie als Vorstandsmitglied der Dorfgemeinschaft Daxstein gerne ein, unsere Dorfkapelle zu besichtigen und über die geplante Dorferneuerung zu sprechen. Unsere Gemeinde Zenting hatte die Dorferneuerung für unser Daxstein beantragt. Leider ist diese abgelehnt worden. Nun müssen wir selbst die Sache in die Hand nehmen und ohne Fördermittel eine Dorferneuerung durchführen. Ein großes Projekt wird die Sanierung eines Hauses zum Dorfgemeinschaftshaus sein, das gegenüber der Kapelle steht. Vielleicht können Sie unserem als Wirtschaftsminister etwas unter die Arme greifen.
In unserer Gemeinde Zenting gibt es übrigens einen sehr hohen Anteil an Biobauern und noch eine gute, intakte Natur. Zenting und unser schöner Sonnenwald ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Ich würde mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Toni Schuberl