MdL Eva Gottstein frauenpolitische Sprecherin der Freien Wähler
München – pm (03.03.2020) Am 8. März ist Weltfrauentag. Seit nunmehr 109 Jahren werden an diesem Tag die Rechte der Frauen thematisiert, aber auch die Aufmerksamkeit auf bestehende Diskriminierungen und Ungleichheiten gelenkt. Wir haben mit der Eichstätter Landtagsabgeordneten und frauenpolitischen Sprecherin Eva Gottstein (Freie Wähler) über diesen besonderen Tag gesprochen.
Was bedeutet dieser Tag für Sie als Politikerin und frauenpolitische Sprecherin?
In Deutschland dürfen Frauen seit 1919 wählen, seit 1949 ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Grundgesetz verankert, erst 1994 wurde aktive Gleichstellungspolitik auch Teil des Verfassungsauftrags. Der Weltfrauentag bietet über Parteigrenzen hinweg eine Plattform für Frauenbewegungen, denn Gleichstellung ist auch in unserem reichen, fortschrittlichen Land noch immer nicht erreicht. Es geht dabei um Chancengleichheit im Beruf, gleicher Lohn bei gleicher Arbeit, Kampf gegen Gewalt an Frauen und vieles mehr.
Welche Frauen haben Sie besonders geprägt oder beeindruckt?
Allen voran meine Großmutter Maria Bader. Sie war eine gebildete Frau, die für ihre Zeit sehr emanzipiert war und sich vor allem kirchlich engagierte: So hat sie beispielsweise die Schönstattfamilie in Ingolstadt mit aufgebaut. Nicht zuletzt durch ihre Pionierarbeit in der Politik sticht Ellen Ammann heraus: Sie hat sich als Gründerin des KDFB Bayern schon früh für die Verbesserung der beruflichen und damit auch sozialen Situation von Frauen eingesetzt und war eine der ersten weiblichen Abgeordneten im Bayerischen Landtag. Bis zu ihrem Tod 1932 engagierte sie sich mit viel Courage für die Jugendfürsorge, Wohlfahrtspflege und Verbesserungen im Gesundheitswesen. Und eine dritte starke Frau: Hildegard Hamm-Brücher hat jahrzehntelang als Münchener Stadträtin, Landtagsabgeordnete, Mitglied des Bundestags, als Staatsministerin im Auswärtigen Amt sowie als Kandidatin für das Bundespräsidentenamt die Politlandschaft in Deutschland mitgeprägt. Doch auch gesellschaftliches Engagement war ihr wichtig: Hildegard Hamm-Brücher war kirchlich engagiert und setzte sich für Menschenrechte ebenso wie die Stärkung der Demokratie ein.
Als Ehrenamtsbeauftragte begegnen Sie regelmäßig engagierten Frauen. Was fällt Ihnen dabei auf?
Frauen sind in vielen Bereichen engagiert, oft üben sie neben Beruf, Haushalt und Familienfürsorge auch noch ein Ehrenamt aus – und befinden sich damit in einem Spannungsfeld, auch in einem Spannungsfeld der Erwartungen. Frauen sind die Stütze der Gesellschaft. Und dafür haben sie alle Anerkennung, größtmöglichen Respekt und beste Unterstützung verdient! Wir müssen auch weiterhin die Diskussion führen, wie berufliche und gesellschaftliche Chancengleichheit von Frauen gezielt hergestellt werden kann.
Frauen in der Politik: Was hat sich in den letzten Jahren verändert?
Noch immer sitzen in den Parlamenten zu wenige Frauen. Im Bayerischen Landtag sind 27 Prozent der Abgeordneten weiblich, gerade einmal acht Prozent der bayerischen Bürgermeister und sechs Prozent der Landräte sind Frauen. Das ist nicht genug! Als Volksvertretungen müssen diese Gremien auch ein Spiegelbild der Gesellschaft sein. Deshalb brauchen wir für die Frauen, die mehr als 50 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, auch eine adäquate Anzahl an Frauen in den Parlamenten. Zudem geben antiquierte Familienbilder von Rechtspopulisten aktuell wachsenden Anlass zur Sorge. Wir dürfen nicht zulassen, dass das, wofür mutige Frauen in den vergangenen 100 Jahren so engagiert gekämpft haben, wieder zunichte gemacht wird. Ich kann nur alle Frauen dazu ermutigen: Setzt Euch für Eure Rechte ein, äußert selbstbewusst Eure Meinung, kämpft für die Gleichberechtigung!