Seit diesem Jahr ist auch der Hospizverein Landshut bei ZiB mit dabei.
Landshut - pm (02.06.2020) Was Pflegekräfte und BewohnerInnen von Pflegeheimen – nicht nur in Zeiten von Corona – schmerzlich vermissen, ist Zeit. Zeit abseits der Hektik des Pflegealltags, Zeit zum Zuhören, Zeit für ein Gespräch, Zeit für für palliative Betreuung. Mit dem Personalschlüssel in stationären Pflegeeinrichtungen lässt sich dieser Bedarf nicht abdecken.
Diesem Mangel wollte die Paula Kubitschek-Vogel-Stiftung aus München entgegenwirken und startete 2018 zusammen mit dem Hospizverein Mühldorf das Modellprojekt „Zeitintensive Betreuung im Pflegeheim“, kurz ZiB, das mit dem Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ausgezeichnet wurde. Seit diesem Jahr ist auch der Hospizverein Landshut bei ZiB mit dabei.
Eine würdevolle Betreuung von Menschen am Lebensende braucht Zeit. In Pflegeheimen fehlt diese Zeit in der Regel – die Leidtragenden sind die BewohnerInnen, aber ebenso das Pflegepersonal, das oft am Ende ihrer Kräfte angelangt ist. Das Projekt ZiB der Paula Kubitschek-Vogel-Stiftung setzt genau hier an und schenkt den Pflegeheimen ein Zeitkontingent, indem es zusätzliche Pflegekräfte extern finanziert – in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Hospizvereinen.
„ZiB stößt bei den KollegInnen in der Pflege auf große Begeisterung und sie empfinden die ZiB-Stunden nicht als zusätzliche Aufgaben sondern als Bereicherung im hektischen Pflegealltag“, weiß Barbara Kollross, die ZiB-Koordinatoren des Hospizvereins Landshut, zu berichten. „Es macht den Pflegekräften viel Freude, sich die Zeit nehmen zu 'dürfen'. Die BewohnerInnen genießen die Zuwendung mit sehr viel Dankbarkeit, Angehörige nehmen ZiB als Geschenk wahr.“
So funktioniert das ZiB-Konzept
Die Hospizvereine werden von der Stiftung als Projektträger gefördert. Diese suchen sich jeweils lokale Pflegeheime als Projektpartner. In Landshut sind dies aktuell die Einrichtungen Matthäusstift der Diakonie, St. Jodok-Stift, Caritas St. Rita-Heim und AWO Seniorenheim. Ein bis zwei MitarbeiterInnen des Heims sind dabei auf geringfügiger Basis beim Hospizverein Landshut angestellt und mit einem zusätzlichen Stundenkontingent (10 bis 20 Stunden im Monat) für die Heime ausgestattet.
Diese „geschützte Zeit“ sollen sie ausdrücklich für palliative Betreuung nutzen, für persönliche Gespräche in Lebenskrisen mit Bewohnern oder Angehörigen, für eine wohltuende Pflegeeinheit, einer Notfallplanung mit dem Hausarzt oder die Besprechung einer Patientenverfügung. Dazu können die Zeitkontingente von ZiB auch dafür genutzt werden, innerhalb des Heims palliatives Wissen weiterzugeben. Neben einer grundlegenden Verbesserung der Lebensqualität hilft ZiB aber auch dabei, unnötige Krankenhauseinweisungen vermeiden.
Auch die innerbetriebliche Zusammenarbeit wird durch ZiB gestärkt, da die ZiB-Zeit nicht nur an einer Person hängt, sondern Absprachen untereinander braucht und die Palliativpflege ins Gespräch bringt. Dazu schafft das Projekt Bewusstsein und Neugierde auf Weiterbildung in diesem Bereich.
Voraussetzung für die „ZiB-Kräfte“ ist eine Qualifikation in Palliative Care. Die Rolle des Hospizvereins besteht darin, als Arbeitgeber die Kräfte zu koordinieren, Heime und Einsatzkräfte zu vernetzen und die ZiB-Kräfte zu betreuen und zu begleiten. Die dafür nötigen Personalkosten des Hospizvereins werden aus den Fördermitteln der Stiftung bestritten.
„Ich bin sehr beeindruckt von der enormen Motivation und einer wiedererwachten Berufsfreude, mit der die ZiB-Kräfte agieren“ berichtet Kollross. „Ich hoffe deshalb sehr, dass das Projekt fortgeführt und auch auf andere Einrichtungen in Landshut ausgeweitet wird. Und vielleicht wird nach dem Projektzeitraum in jeder Einrichtung ein Palliativbeauftragter tätig sein.“ Denn übergeordnetes Ziel des Gesamtprojekts ist letztendlich, die palliativ-hospizliche Methoden und Vorgehensweisen langfristig als Standard in den Einrichtungen einzuführen und auszubauen. Damit wir ganz im Sinne von Cicely Saunders „den letzten Tagen mehr Leben geben“.