Am 18. April ist ein Konzert der Südtiroler Band "Frei.Wild" (Foto) in der Landshuter Sparkassenarena geplant. Davor warnt Bundestagsabgeordneter Dr. Th. Gambke in einem mehr als deutlich formulierten Offenen Brief an Oberbürgermeister Hans Rampf: Hier der Gambke-Brief ungekürzt: Nachdem Sie, Herr Oberbürgermeister, sich zumindest nach meiner Kenntnis zu dieser Veranstaltung nicht geäußert haben, erlaube ich mir, mich mit diesem Offenen Brief an Sie zu wenden. Nach dem Konzert dieser Band im April des letzten Jahres in Landshut wurde im Jugendhilfeausschuß und im Ältestenrat umfassend über den Hintergrund dieser Musikband informiert. Die Botschaft der norditalienischen Rockband ist völkisch und nationalistisch geprägt. Das "Heimatland" besingen sie als "Herzstück dieser Welt", auf das "schon unsere Ahnen mächtig stolz" gewesen sind. "Kurz gesagt, ich dulde keine Kritik, an diesem heiligen Land, das unsere Heimat ist."
Die Heimat-Hymne "Südtirol" ist laut offizieller Band-Biographie in "den letzten Wochen der Kaiserjäger geboren". Sänger der rechts-radikalen Skinhead-Gruppe Kaiserjäger war Philipp Burger, der heutige Frei.Wild-Frontmann. Burger war Mitglied bei den "Freiheitlichen", einer Südtiroler Partei, die als rechtspopulistisch gilt, die sich eine Zeit lang mit der österreichischen FPÖ zusammengetan hatte.
"Frei.Wild" hat für den 18. April die große Sparkassenarena auf dem Messe-Gelände gebucht.
Die Band Frei.Wild hat sich aus nachvollziehbaren Gründen in mehreren Stellungnahmen gegen Rassismus und Extremismus ausgeprochen: Der Vorwurf, nationales Gedankengut in Songtexten zu verpacken, ist schlecht für das Geschäft - besser man ist Mainstream anstatt die kommerziell untaugliche Außenseiterrolle der "national Gesinnten" zu übernehmen. Dennoch sendet Frei.Wild deutliche nationalistische Botshaften. Ein Beispiel dafür sind Bilder des Videos "Halt die Schnauze", das Frei.Wild auf seinem offiziellen You-Tube Channel veröffentlicht hat: Da tritt jemand mit dem Fuß in Richtung Kopf einer hilflos am Boden liegenden Person - das erinnert an sehr reelle Vergleichsbilder gewalttätiger Rechter. Eindeutiger wird es noch bei dem Bild im Video, das einen rasierten Hinterkopf zeigt, auf dem ein 100 % Tattoo zu sehen ist. Dieser Zahlencode bedeutet: "100 % arisch" . Burger sagt: "In erster Linie aber verabscheuen wir jegliche Form von Extremismus." Wo beginnt für Philipp Burger der Extremismus? Bei 100 % arisch offenbar noch nicht.
Dies ist die neue Strategie der Neo-Nazis, mit - scheinbar - unverdächtigen Aktionen die Saat für rechtsradikales Gedankengut zu legen und damit die Masse der Jugendlichen zu erreichen. Die völkisch nationalistischen Texte der Lieder Frei.Wild bereiten das Terrain für rechtsextremes und rassistisches Gedankengut in den Köpfen der Jugendlichen.
Aber viele Menschen durchschauen diese Strategie und haben in vielen Aktionen Gegenmaßnahmen ergriffen. Auch in Landshut. Fünf Landshuter Schulen sind der Initiative "Schule gegen Rassismus - Schule mit Courage" beigetreten: Die Staatliche Wirtschaftsschule, die Wirtschaftsschule und das Gymnasium Seligenthal sowie die Gymnasien Hans-Carossa und Hans Leinberger. Die Schülerinnen und Schüler dieser Schulen verpflichten sich aktiv gegen Diskriminierung und Rassismus an ihren Schulen einzutreten.
Gestern wurde in der Presse berichtet, dass die Verantwortlichen für den Musikpreis "Echo" die Band von der Nominierten-Liste gestrichen haben. Die Fa. Mast (besser bekannt unter der Marke "Jägermeister") aus Braunschweig hat in einem Schreiben an die Veranstalter eines Jugendfestivals geschrieben: "Die Mast-Jägermeister SE hat in ihrem Leitbild Werte wie Weltoffenheit, Tolerenz und Respekt fest verankert ... Wir erwarten vom Veranstalter zum geplanten Auftritt der umstrittenen Band Frei.Wild auf dem Festival eine klare Stellungnahme. Sollte der Veranstalter weiterhin das Booking der Band bestätigen, werden wir unsere Sponsoring-Aktivitäten einstellen." Frei.Wild hat daraufhin seine Mitwirkung an dem Festival zurückgezogen.
Welches Signal würde nun ein Auftritt der völkisch-nationalistischen Band "Frei.Wild" in einer städtischen Veranstaltungshalle wie der Sparkassenarena den Jugendlichen von Landshut geben? In diesem Zusammenhang möchte ich an die große Demonstration der Landshuter Schulen im Dezember 2011 gegen den geplanten Kongress der neonazistischen Jungen Nationaldemokraten im Hans-Leinberger-Gymnasium erinnern. Nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichts Regensburg am 21. Dezember äußerten Sie, Herr Oberbürgermeister Rampf damals in einer Presseerklärung "erleichtert", wie das Landshuter Wochenblatt in seiner Online-Ausgabe berichtete: "Der Braune Sumpf hat hier nichts verloren."
Ich bitte Sie und fordere Sie auf, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Rampf, sich weiterhin aktiv einzusetzen und sich einzureihen in die Reihe derjenigen, die sich mit eigener Initiative und Aktivitäten jeglichen rechtsradikalen Umtrieben widersetzen. Setzen sie sich auch öffentlich dafür ein, dass der Band "Frei.Wild" im Wortsinne keine Bühne für ihre Aktivitäten gegeben wird. Auch und grade nicht auf städtischen Bühnen in Landshut. Und ich appelliere an Ihre Verantwortung als Aufsichtsratsvorsitzender der Messe GmbH, im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten ihren Einfluß und ihre Entscheidungsbefugnis geltend zu machen. Ökonomische Gesichtspunkte dürfen in dieser Sache nicht im Vordergrund stehen sondern die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.
gez.
Dr. Thomas Gambke, MdB
(8.03.2013)