Im Jahre 1800, als die Universität von Ingolstadt nach Landshut verlegt wurde, bekam Landshut in der Tat ein Klinisches Universitätsinstitut, das im Heiliggeistspital etabliert wurde. Später erfolgte eine Aufteilung in Innere Medizin und Chirurgie. 1926 war die universitäre Zeit für Landshut jedoch schon wieder zu Ende. König Ludwig I. ließ per Dekret die Universität nach München umsiedeln. Das Klinikum Landshut, heute in der Gesellschaftsform einer GmbH mit Geschäftsführer Dietmar Bönsch (Foto) an der Spitze, ist heute "nur" mehr Akedemisches Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) München.
Trotz intensivster Bemühungen in der Ära von OB Josef Deimer ist es nicht mehr gelungen, erneut eine medizinische Fakultät in Landshut anzusiedeln. Die Hochschule Landshut ist heute derweil bemüht, im Bereich Medizintechnik Profil zu gewinnen.
Das Klinkum hat mittlerweile ernsthafte finanzielle Probleme, die sogar Stadträten (Prof. Dr. Zetiler) "Angst und Bange machen". Die Personalkosten laufen den Gewinnerlösen davon. Das neue Jahr dürfte entscheidende Weichenstellungen mit sich bringen. Ein Ab- und Zuwarten oder ein weiter so ist ausgeschlossen. Kann am Ende nur eine Privatisierung, der Verkauf an einen privaten Klinikbetreiber das 526-Betten-Haus zukunftstauglich machen? Der Siegeszug der privaten Krankenhausträger begann mit den 90er Jahren. In dieser Zeit ist die Zahl der "Privaten" laut Ärzteblatt bundesweit von 358 auf 620 (2007) gestiegen. gleichzeitg nahm die Zahl der öffentlichen Krankenhäuser von 1.100 auf 677 Ab. Die privfaten Klinikbetreiber rüsten für weitere Zukäufe auf. Das gilt z.B. auch für die Rhön-Klinik AG mit Sitz in Bad Neustadt an der Saale oder die Helios Kliniken oder die Sana-Kliniken AG.
Schicksalsjahr 2013 für das Klinikum
In den Chefetagen der noch kommunalen Kliniken ist das Thema Privatisierung längst kein Fremdwort und kein Schreckgespenst mehr. Wie gestern bereits berichtet, hat auch Oberbürgermeister Hans Rampf in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der eGmbH Klinik Landshut bereits das Thema Verkauf, Privatisierung laut ausgesprochen. Seit 2003 wird das Klinikum mit derzeit 1260 Beschäftigten, davon 180 im ärztlichen Dienst, in GmbH-Form geführt. Geschäftsführer ist Dipl. Ökonom Dietmar J. Bönsch, von Rampf stets hochgelobt. Sein Vertrag enthält eine Erfolgsbeteiligung.
Ärztlicher Direktor des Klinikums ist Prof. Dr. Axel Holstege (Foto). Dem Aufsichtsrat gehören neben dem Vorsitzenden Hans Rampf als stellvertretender Vorsitzender Stadtrat Bernd Friedrich (BfL) sowie folgende Stadträte an: Prof. Dr. Thomas Küffner, Dr. Stefan Schnurer, Rudolf Schnur (alle CSU), Dr. Jürgen Pätzold (Die Grünen),. Erwin Schneck (Freie Wähler), Dr. Maria Fick (FDP) und Robert Gewies (SPD). Dazu kommt Joachim Oberndorfer als Betriebsratsvorsitzender.
Kaufmännischerer Leiter des Klinikums ist Jens Mertens. Sein Aufgabenspektrum ist recht umfangreich: Abteilung Wirtschaft, Finanz- und Rechnungswesen, Personalmanagement, EDV, externer Schreibdienst, Patientenmanagement und die zentrale Apotheke.
Das Erfolgsrezept der privaten Klinik-Betreiber
Die Kernfrage ist wohl die, warum die privaten Betreiber in der Regel 10 bis 13 Prozent Gewinn erzielen und die kommunalen Klinik-Betreiber häufig Defizite produzieren? So schafften die Helios-Kliniken (61 Krankenhäuser) 2008 satte 286 Mio. Euro Gewinn. Ähnlich hoch war der Gewinn der Rhön-Kliniken. Das Ärzteblatt nennt einige Gründe für das Erfolgsrezept der privaten Kllinik-Konzerne: Die Privaten seien vor allem weitgehend frei von lokalpolitisher Einflußnahme. Die Kapitalstärke der Privaten erleichtere die strategische Neuaussrichtung der jeweiligen Krankenhäuser sowie die personelle Umstrukturierung des Managements. Die Privaten würden sofort kräftig in die Ausstattung investieren, umfassend innovieren. Das medizinische Leistungsspektrum könne rasch an den Markt angepaßt und ausgeweitet werden, was für steigende Fallzahlen sorge. Besonders wichtig seien die deutlich günstigeren Einkaufskonditionen der Konzerne sowie die effizienteren EDV-Strukturen, die zumeist sofort nach der Übernahme implementiert werden.
Die einzelnen Klinik-Abteilungen würden umgehend in Konkurrenz zu vergleichbaren Abteilungen anderer Konzern-Kliniken geraten. Das führe zur Beurteilung von spezifischen Ergebnissen. Alle diese Vergleichsdaten werden dann monatlich in Form von Excel-Tabellen allen Chefärzten, Verwaltungsleitern und Geschäftsführern zugesandt.
Organisationsdefizite werden bei den gewinnorientierten Privaten rascher erkannt und beseitigt. Freilich trifft der Ökonomisierungsdruck auch kommunale Krankenhausträger. Insofern seien Arbeitsverdichtung sowie eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen nicht allein ein Phänomen der privaten Krankenhäuser.
Ein Millionen-Spiel beginnt
Wahrscheinlich werden die Stadträte, vor allem jene, die im Aufsichtsrat des Klinikums sitzen, den Druck auf die politische Rathausführung verstärken, möglichst rasch erneut den Versuch zu unternehmen, doch noch eine Fusion oder zumindest eine weitgehende Kooperation mit den Krankenhäusern des Landkreises zu erreichen. Noch sind keine direkten Zahlen bekannt, Doch BfL-Fraktionschef Bernd Friedrich sprach bei den Haushaltsberatungen von einem Finanzbedarf aus der Stadtkasse zur Gesundung des Klinikum von mehr als 10 Mio. Euro. Wie hoch kurz und mittelfristig der Finanzbedarf für bauliche Sanierungsmaßnahmen und medizin-technische Neuinvestitionen ist, wird man die nächsten Wochen erfahren. Eine Service-Gesellschaft soll gegründet werden. Personal soll da (vorübergehend) ausgelagert werden. Allein die Summe für Abfindungen von Mitarbeitern, die vorzeitig in den Ruhestand geschickt werden sollen (müssen), beläuft sich auf bis zu sechs Millionen Euro, ist zu hören. Geschäftsführer Dietmar Bönsch ist da in erster Linie mit seinem kaufmnännischen Leiter Mertens gefordert. Der Betriebsrat mit Joachim Oberndorfer sowie den freigestellten Betriebsrätinnen Caroline Töpperwien und Monika Loher muß für Verständnis und Ruhe an der Mitarbeiterfront werben. Nur mit der Halbierung der Weihnachtsgelder, wie ein Stadtrat meinte, wird es nicht zu schaffen sein.
Neuer Fusions-Anlauf oder sogar Verkauf an den Landkreis
Wenn die Stadt privatisiert, an einen potenten Klinikbetreiber verkauft, kann sie sicherlich einen sehr hohen Millionen-Betrag (womöglich 80 Mio. Euro und mehr) erzielen. Die Rhön-Kliniken haben dem Landkreis Rottal-Inn vor vier Jahren zugesichert, keine Mitarbeiter zu elntlassen und das medizinische Angebot nicht zu verringern. Ähnliche Zusagen wären auch für das Klniikum Landshut herauszuholen. Und bei allen Verhandlungen über eine Fusion mit den Kreiskrankenhäusern (LaKuMed) könnte am Ende auch eine Übernahme, ein Kauf des Landshuter Klinikums durch den finanzstarken Landkreis herauskommen. Dann bliebe die Klinik in kommunaler Hand. Landshut könnte sich mit einer Minderheitsbeteiligung zufrieden geben.
Es wird ja vielfach beklagt, dass sich der Landkreis an vielen Einrichtungen finanziell nicht beteiligt, die von Landkreisbürgern ebenso benutzt und besucht werden (Theater, Museen, Schwimmbäder, Sportstätten wie die beiden Eishallen, Stadtbücherei usw.). Mit der käuflichen Übernahme des Klinikums könnte der Landkreis der Stadt womöglich einen großen Dienst eweisen. /hs
2013: Was wird aus dem hoch defizitären 526-Betten-Klinikum?`Sanierung? Verkauf?