Die Deutsche Gesellschaft für Schlaf- forschung und Schlafmedizin (DGSM) hat das Interdisziplinäre Schlafla- bor im Klinikum Landshut akkreditiert (beglau- bigt). Damit sichert und ver- bessert die Gesellschaft die Qualität der Patienten- versorgung in der Schlafmedizin. Labor-Leiter ist der Chef der Pneumologie im Klinikum, Dr. Reinhard Zimmermann.
Dies ist das einzige von der DGSM akkreditierte (beglaubigte) Labor in der Region.
Rund 2 – 4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter schlafbezogenen Atmungsstörungen („Schlaf-Apnoe-Syndrom“), die zu einer vorübergehenden Sauerstoffunterversorgung mit Aufwachreaktion und damit gestörtem Schlafverhalten mit nachfolgender Tagesmüdigkeit führen. Die Sauerstoffabfälle mit den entsprechenden Reaktionen des Organismus können wiederum langfristig Bluthochdruck, nächtliche Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall, Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße und Herzschwäche nach sich ziehen. Durch die Tagesmüdigkeit wird Sekundenschlaf gefördert. Dies wiederum kann Verkehrs- und Arbeitsunfälle auslösen. Da die zugrunde liegende Störung „Schlafapnoe“ häufig zunächst nicht erkannt und damit auch nicht frühzeitig behandelt wird, entstehen jährlich Kosten in Milliardenhöhe, der Großteil durch Frühverrentungen.
Schlaf-Wach-Störungen können nur in speziellen Schlafmedizinischen Zentren diagnostiziert und behandelt werden. Obwohl die Zahl der Zentren in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark angestiegen ist, müssen Patienten immer noch Wartezeiten bis zu einem halben Jahr in Kauf nehmen.
Im Interdisziplinären Schlaflabor des Klinikums Landshut arbeiten Mitarbeiter der Medizinischen Klinik II und der Neurologischen Klinik eng zusammen, da neben den schlafbezogenen Atmungsstörungen auch Schlafstörungen aus dem neurologisch-psychiatrischen Fachgebiet diagnostiziert und therapiert werden. Das Labor verfügt über vier polysomnografische Messplätze, darunter ein speziell auf die Bedürfnisse der Neurologie zugeschnittener Platz, und sieben polygrafische Messplätze (sog. „Schlaf-Apnoe-Screening) für nächtliche Ableitungen auf den Stationen und in der Ambulanz.
Bei der Polysomnografie werden über Nacht u.a. Hirnströme, Herzrhythmus, Atemanstrengung, Atemfluss, Sauerstoffsättigung des Blutes, Bein- und Augenbewegungen, Muskelspannung, Schnarchgeräusche und Körperlage aufgezeichnet. Außerdem können im KLINIKUM auch die nächtlichen Kohlensäurespiegel im Blut online aufgezeichnet werden. Der Patient wird zusätzlich noch durch eine Audio- und Videometrieanlage überwacht, die es später den auswertenden Mitarbeitern möglich macht, die abgeleiteten Kurven genau den Bewegungen und Atemgeräuschen des Patienten zuzuordnen. Eine Nachtdienstschwester ist während der gesamten nächtlichen Betriebszeit des Schlaflabors zur Überwachung der Patienten anwesend, ein schlafmedizinisch erfahrener Arzt/Ärztin ist für die Zeit der Druckeinstellung bis zur ersten Traumschlafphase vor Ort, für Notfälle stehen die Nachtdienstärzte der Medizinischen Kliniken bereit.
Um von der DGSM akkreditiert, beglaubigt zu werden, müssen etliche Vorgaben erfüllt sein: neben dem Leiter des Labors, der Somnologe der DGSM oder Schlafmediziner sein muss, hat auch das übrige Personal besondere Qualifikationen in der Schlafmedizin nachzuweisen. Der Kriterienkatalog befasst sich auch mit der apparativen Ausstattung der Messplätze und den Ableitungsräumen, die ausnahmslos Einzelzimmer sein müssen und bestimmte Anforderungen an Mindestgröße, Schallschutz, Belüftung, Klimatisierung und auch Abdunkelung erfüllen. Vor jeder Akkreditierung wird zudem eine Visitation und Prüfung des Schlaflabors einschließlich seiner Mitarbeiter durch drei erfahrene Schlafmediziner der DGSM durchgeführt.
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin ist ein Zusammenschluss von Pneumologen, Neurologen, Psychiatern, HNO-Ärzten, Pädiatern, Physiologen, Psychologen, Biologen und weiteren Naturwissenschaftlern.
Die DGSM ging 1992 aus dem „Arbeitskreis Schlafmedizin“ hervor. Die aktiven Mitglieder sind in Arbeitsgruppen und Kommissionen organisiert, die Standards und Leitlinien für Diagnostik und Therapie ausarbeiten.
Dr. Reinhard Zimmermann, Leiter des Schlaflabors im KLINIKUM, ist ebenfalls, wie seine Mitarbeiter, aktives Mitglied der Fachgesellschaft.
Im Bild oben Dr. Reinhard Zimmermann (2.von links), Leiter des Interdisziplinären Schlaflabors, mit Prof. Dr. Josef Heckmann (links), Chefarzt der Klinik für Neurologie und Prof. Dr. Stephan Holmer (Mitte), Chefarzt der Medizinischen Klinik II, und zwei Mitarbeiterinnen