Die Jugendherberge bzw. das Jugendgästehaus, ehemals Krankenhaus, in der Nazi-Zeit NSDAP-Parteizentrale.
Landshut. Im letzten "Zivi"-Jahr 2010 erwirtschaftete die Jugendherberge noch einen fast ausgeglichenen Haushalt mit 285.000 Euro Ausgaben und 283.000 Euro Einnahmen. 100 Betten hat das Haus und 16.000 Besucher im Jahr. Doch durch den Wegfall der vehältnismäßig billigen Zivildienstkräfte haben sich die Personalkosten dramatisch er- höht. Ja, es war sogar generell schwierig, Ersatzkräfte für die sechs "Zivis" zu finden.
In zwei Jahren geht der bisherige, langjährige Leiter Peter Weger in Pension. Dann soll die Jugendherberge (63 Betten) bzw. das Jugendgästehaus (43) grundlegend umstruk- turiert werden. Ja, es ist fraglich, ob sich die finanziell klamme Stadt eine Jugendherberge in eigener Trägerschaft überhaupt noch leisten kann, hieß es heute (25.07.) bei der Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Heuer wird ein Defizit von 280.000 Euro befürchtet. Lothar Reichwein hat das zu erwartende Jahresdefizit auf den einzelnen Übernach- tungsgast sogleich umgerechnet: 17 Euro pro Person und Tag.
Zur Versorgung wird für 3,50 Euro ein Frühstück aus der eigenen Küche angeboten. Für Gruppen und Schulklassen wird das Mittag- und Abendessen durch die Metzgerei Brunner angeliefert. Um zu sparen, wird das Essensangebot in schwächer belegten Zeiten sogar eingeschränkt. Seit dem 4. Juli 2011 wuden die Arbeiten im Bürobereich mit ergänzenden hauswirtschftlichen Tätigkeiten an den Personaldienstleister PersoPlus übergben. Die Fa. Werner, seit Jahren in der Reinigung engagiert, übernahm ab dem 1. September 2011 den anfallenden Küchendienst.
Der personelle Frühstücksdienst kostet 1.612 Euro netto monatlich, der Mittagsdienst 3.336 Euro netto und der Abenddienst 2.822 Euro netto monatlich. Das sind im Jahr 69.012 Euro plus 19 % Euro Mehrwertsteuer, also 82.125 Euro.
Der Dienst ist sehr zeitraubend. Die Arbeitszeiten sind an sieben Wochentagen entsprechend lang. In elf Monaten fand bereits dreimal ein Pesonalwechsel statt.
Kann und mag sich die Stadt die Jugendherberge weiterhin leisten?
Also erhebt sich, so das zuständige Stadtjugendamt (Abteilugnsleiter Heilmeier) die grundsätzliche Frage, ob sich die Stadt angesichts der angespannten Finanzsituation weiterhin eine Jugendherberge in eigener Trägerschaft leisten kann oder mag, ob die Stadt für eine Jugendherberge die entsprechende Priorität im Verhältnis zu den Kosten sieht. Es sei, so Heilmeier, zudem auch nicht zu erwarten, dass das Deutsche Jugendherbergswerk (JH) das Landshuter Haus übernimmt. Herbergsleiter Peter Weger hat schon mündlich angefragt. Die DJH investiere derzeit sehr viel in eigene Häuser. Landshut gehöre zudem nicht mehr zu den attraktivsten Adressen, obwohl ständig moderisiert worden sei. Sigi Hagl regte an, junge Leute, die ein freiwiliges soziales Jahr absolvieren, für die Jugendherberge zu gewinnen. Peter Weger sieht eher im Ausbau der jetzt zu kleinen Küche eine Chance, Mehreinahmen in Verbindung mit hauswirtschaftlich geschultem Personal erzielen zu können. Sogenannte Bundesfreiwillige waren bisher auch nicht zu bekommen, so Weger. Viele hätten sich das Haus angeschaut, schreckten aber vor den Arbeitszeiten an Abenden und Wochenenden zurück.
Die Fraktion der Bürger für Landshut mit Bernd Friedrich an der Spitze hatte eine Anfrage zur Jugendherberge (Erweiterung der Planstellen) bereits am 10. November 2010 eingereicht und auf den Wegfall der "Zivi"-Stellen mit allen Konsequenzen vorsorglich hingewiesen. Ende 2011 wurde die Jugendherberge zuletzt für das kulturelle Bildungsabgeot mit einer DJH-Urkunde ausgezeichnet und im Rahmen einer Feier belobigt. Der Obebürgremeister hielt sich heute bei der Ausschußsitzung mit einer Prognose zurück. Er will das Umstrukturierungsprogramm abwarten./hs