Wörth. In der Nacht von Freitag auf Samstag (3. Nov.) ist, wie berichtet, in einer Asylbewerberunterkunft in Wörth an drei Stellen Feuer gelegt worden: Die um zirka 1 Uhr nachts alarmierte Feuerwehr konnte die Brandherde rasch löschen. Keiner der elf Bewohner der Unterkunft, ehemals ein Gasthaus, wurde verletzt.
Es entstand ein geringer Sachschaden. Die Kriminalpolizei, die die Ermittlungen aufge- nommen hat, geht davon aus, dass Brandstiftung vorliegt. „Wir ermitteln in alle Richtungen", erklärte dazu ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern.
In dem Gebäude untergebrachte Asylbewerber sind durch das Anschlagen eines Rauchmelders auf die Gefahr aufmerksam geworden und haben über Notruf gegen 1 Uhr nachts die Einsatzzentrale beim Polizeipräsidium angerufen. Ein Großaufgebot von Feuerwehren aus dem Umkreis, Rettungsdiensten und Polizei traf umgehend vor Ort ein.
Noch bevor die Feuerwehren eingetrafen, war es Bewohnern gelungen, den Hauptbrandherd in der Küche zu löschen: Sie hatten brennende Gegenstände aus dem Fenster geworfen. Die Feuerwehren unter der Leitung von Kommandant Robert Taglinger (FFW Wörth an der Isar) suchten nach weiteren Gefahrenquellen und entdeckten, dass auch in einer Garage, in der Möbel untergestellt sind, und im Außenbereich (ehemaliger Biergarten) Feuer gelegt worden war.
Asylbewerber verschanzten sich in den Zimmern
In dem Heim wohnende Asylbewerber haben sich angesichts der Gefahr in ihren Zimmern verschanzt und die Türen verbarrikadiert. Wie aus Kreisen der Feuerwehr zu hören war, ist dies eine richtige Verhaltensweise gewesen: Hätten sich das Feuer weiter ausgebreitet, hätten die Bewohner bis zum Eintreffen der Hilfskräfte Schutz gefunden, die die bedrohten Menschen dann über die Fenster gerettet hätten.
„Die Kriminalpolizeiinspektion Landshut hat in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Landshut die weitere Bearbeitung des Falles übernommen. Nach derzeitigem Ermittlungsstand gehen die Ermittler von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Über die Motivlage des oder der Täter ist nichts bekannt. Aus ermittlungstaktischen Gründen können derzeit keine weiteren Details veröffentlicht werden", heißt es dazu in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Niederbayern vom Wochenende.
Die Kripo Landshut hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung: „Wer hat am 3. November 2012 in der Zeit von 00.45 bis 01.00 Uhr in der Landshuter Straße oder im näheren Umfeld verdächtige Personen oder Fahrzeuge festgestellt? Hinweise bitte an die Kripo Landshut unter der Telefonnummer 0871/9252-0 begin_of_the_skype_highlighting 0871/9252-0 end_of_the_skype_highlighting oder an jede andere Polizeidienststelle."
"Hetzkampagne der rechtsextremen Szene"
Von Seiten des Landratsamtes Landshut wurde auf Journalisten-Anfragen darauf hingewiesen, dass die dezentrale Unterbringung von Asylbewerbern im Landkreis Landshut nicht nur Gegenstand von kommunalpolitischen Debatten war, sondern dass es in diesem Zusammenhang auch eine Hetzkampagne der rechtsextremen Szene im Internet und in „sozialen Netzwerken" gegeben hat.
Da das Internet – und das heißt auch: die „Kommentar-" oder Meinungs-Rubriken regionaler wie überregionaler Medien – bekanntlich bis dato faktisch ein größtenteils rechtsfreier Raum ist, dem auch die Behörden oft hilflos gegenüberstehen, fanden im Mai diesen Jahres üble Drohungen sowie Beleidigungen und Schmähungen von Landkreis-Politikern und Landkreis-Mitarbeitern eine rasche Verbreitung. Von dort fanden sie umgehend Eingang auf Internet-Seiten und Internet-Foren rechtsradikaler Kreise.
Die Geschäftsleitung des Landratsamts hat daraufhin die Staatsanwaltschaft Landshut eingeschaltet. Der Landshuter Medienrechtler und Rechtsanwalt Prof. Dr. Ernst Fricke hat die Löschung vieler Internet-Einträge erwirkt, darunter auch Schmähungen auf den Internet-Seiten renommierter überregionaler Medien.
Bericht Landratsamt Landshut, Presseabteilung