Landshut. Zwei Ausstellungen im Rahmen des diesjährigen dreifachen Städtepartner- schaftsjubiläums, das die Stadt vom 19. bis 20. Mai zusammen mit ihren Freunden aus den Partnerstädten feierte, sind noch bis Sonntag, 10. Juni, im Rathaus zu sehen. Zum einen wird in der Großen Rathausgalerie das Kunstprojekt „Solidarität" präsentiert. In dieser Ausstellung werden zwölf Triptychen gezeigt. Im Rahmen der zweiten Ausstellung im Rathausfoyer haben die Besucher die Möglichkeit, die jeweiligen Partnerstädte selbst zu bereisen, wenn auch nur visuell.
Dort präsentiert eine Fotoausstellung alle fünf Partnerstädte. - Bei der Gründung von Städtepartnerschaften spielte die Stadt Landshut eine Vorreiterrolle. Bereits 1956 wurde die Partnerschaft mit dem schottischen Elgin gegründet. Um zu einem friedlichen Zusammenleben der Völker beizutragen, sollte ein deutliches Zeichen
zur Bewältigung der Nachkriegszeit gesetzt werden. 1962 folgte Compiègne/Frankreich, zwölf Jahre später Ried im Innkreis/Österreich, 1981 Schio/ltalien und vor zehn Jahren Sibiu/Hermannstadt in Rumänien.
Doch Städtepartnerschaften zu gründen und auf einer Urkunde zu besiegeln ist eine Sache, diese mit Leben zu erfüllen eine andere. Partnerschaftsvereine sorgen für einen wechselseitigen freundschaftlichen Austausch. Damit Partnerschaften Bestand haben, müssen diese aber auch auf einer intellektuellen Ebene verankert werden. Wie die Musik so ist auch die bildende Kunst als Mittel zur Überwindung von Sprachbarrieren geeignet.
Das Kunstprojekt „Solidarität"
Bereits im Jahr 1995 setzte der Landshuter Künstler Helmut Stix (Foto links) mit dem Städtepartnerschaftsprojekt „Wir sind Partner" einen starken Akzent: Am 7. Mai 1995 hielten Fotografen der Partnerstädte die Stadt Landshut und Landshuter Fotografen die Partnerstädte in Moment- aufnahmen fest. Dies findet nun in dem subtilen Kunstprojekt „Solidarität" seine Fortsetzung und Vertiefung. Die Idee stammt wiederum von Stix, der dieses Projekt künstlerisch und organisatorisch betreut. Er ist einer der insgesamt fünf Künstler, die die Stadt Landshut und ihre Partnerstädte repräsentieren.
Das von Stix ausgearbeitete Konzept sah die Entstehung von zwölf Triptychen vor. Das Wort Triptychon kommt aus dem Griechischen und bedeutet dreifach gefaltet beziehungsweise aus drei Lagen gebildet. Meist handelt es sich um ein dreigeteiltes Gemälde, das aus einer Mitteltafel und zwei meist schmäleren Flügeln besteht.
Die von Stix vorgesehenen Triptychen sind nicht klappbar sondern bestehen aus drei gleich großen Leinwänden im Format 100 x 70 Zentimeter, so dass sich ein Querformat in der Größe von 100 x 210 Zentimeter ergibt. Das Besondere an dem Projekt: Jeweils zwei Künstler arbeiteten an einem Triptychon: einer gab den Mittelteil vor, der andere komponierte - quasi als Antwort - die Seitenteile.
Abgesehen vom Format und dem Hinweis, keine gra- fischen, sondern malerische Tech- niken für die Um- setzung zu wählen, gab es für die Künstler keine Vor- gaben. Die betei- ligten Künstler – Hervio alias Raymond Viault aus Compiègne, Rainer A. Riepl aus Ried im Innkreis, Paolo Giaretta aus Schio, Andrei Szabo aus Sibiu/Hermannstadt und Helmut Stix aus Landshut – kannten einander vor Projektbeginn im Mai 2010 nicht. Es sind also nicht nur verschiedene Nationalitäten sondern auch unterschiedliche Charaktere und Persönlichkeiten, die hier aufeinander treffen. Dementsprechend unterschiedlich fallen auch die Ergebnisse des künstlerischen Austauschs aus. Jeder Künstler hatte einerseits die Aufgabe, seinem Partner etwas vorzugeben, und dieser musste sich auf das Vorgegebene je nach seinen Möglichkeiten mehr oder weniger einlassen.
Um eine gewisse Ausgeglichenheit im Geben und Nehmen zu erreichen, hatte Stix vorgesehen, dass jeder Künstler eine bestimmte Anzahl von Mittel- und Seitenteilen malt und dass jeder mit allen Beteiligten zusammenarbeitet.
Wer sich schon immer ein Bild über die jeweiligen Partnerstädte Landshuts machen wollte, kann dies bei der zweiten Ausstellung im Rathausfoyer: Die dort ausgestellten Fotografien der jeweiligen Partnerstädte zeigen nicht nur die jeweilige Partnerstadt selbst, sondern auch die Entwicklung der mittlerweile engen und vertrauensvollen Freundschaften.
Sowohl die Ausstellung in der Großen Rathausgalerie als auch die im Rathausfoyer sind noch bis 10. Juni zu sehen. Öffnungszeiten beider Ausstellungen sind dienstags bis sonntags, von 14 bis 18 Uhr, und samstags von 11 bis 18 Uhr.
Zum Bild ganz oben: Zu sehen ist „Balance von Mensch und Natur", eines der zwölf Triptychen des vom Landshuter Künstler Helmut Stix eigens für die Städtepartnerschaftsfeier initiierten Kunstprojekts „Solidarität", das neben einer Fotoausstellung noch bis 10. Juni im Rathaus präsentiert wird. Das Triptychon zeigt im Mittelteil Andrei Szabos „Seiltänzer", eine dunkle Gestalt, die vor einer merkwürdigen architektonischen Konstruktion balanciert, von deren oberer Ebene eine menschliche Figur wie nach einer Explosion mit ausgebreiteten Armen herunter zu stürzen scheint. Beim Seiltänzer bedarf es nur eines kleinen Fehltritts, dass er in die gleiche Situation gerät. Helmut Stix greift das Thema im übertragenen Sinn auf und weist auf die Balance zwischen Mensch und Natur hin.