Landshut - pm (25.04.2019) Am Sonntag, 12. Mai, lädt die Stadtbücherei zum letzten Mal vor der Sommerpause zu „Mitten ins Herz“ ein. Die Matinee im Lesecafé im Salzstadel beginnt, wie üblich, um 11 Uhr und dauert eine Stunde. Sie ist dem großen amerikanischen Dichter Walt Whitman gewidmet. Anlässlich des 200. Geburtstages im Mai liest Schauspieler und Regisseur Heinz Oliver Karbus Gedichte und Texte aus dessen Werken.
Martin Kubetz umrahmt die Lesung musikalisch mit seinen einfühlsamen Eigenkompositionen.
Walt Whitman gilt als der Begründer der modernen amerikanischen Dichtung und als einer der einflussreichsten Lyriker des 19. Jahrhunderts. In seinen Gedichten thematisierte er die Schönheit der Natur und das Gedankengut des Pantheismus ebenso wie die Demokratie seines Landes und die Gleichberechtigung der Geschlechter. Homosexualität war ein weiteres wichtiges Thema in seinem Werk. Dafür wurde er von seinen Zeitgenossen vehement kritisiert.
Walt Whitman wurde am 31. Mai 1819 in West Hills im Bundesstaat New York als Sohn eines Zimmermanns und einer Quäkerin geboren. Er hatte acht Geschwister und wuchs in den Vororten New Yorks auf. Mit zwölf Jahren verließ er die Schule und arbeitete als Druckergehilfe. Er las unersättlich und erwarb seine Bildung weitgehend autodidaktisch. Mit 17 wurde er Lehrer und unterrichtete in den Einzimmer-Schulräumen von Long Island. Nebenbei schrieb er für verschiedene Zeitungen. 1841 wandte er sich ganz dem Journalismus zu. 1855 erschien die erste Version seines Gedichtbandes „Leaves of Grass“. Ursprünglich umfasste der Band zwölf Gedichte, er wurde jedoch später immer wieder überarbeitet und ergänzt. Die letzte Fassung von 1891 enthielt fast 400 Gedichte und gilt als sein wichtigstes Werk.
Während des Bürgerkrieges arbeitete der Dichter, überwältigt von der hohen Zahl an Verwundeten, als Pfleger in einem Lazarett. 1865 wurde er im Innenministerium angestellt, jedoch im gleichen Jahr wieder entlassen wegen der „Unsittlichkeit seiner Dichtung“. Gemeint waren homoerotische Passagen. 1873 erlitt Walt Whitman einen Schlaganfall, war zeitweilig gelähmt und deshalb arbeitsunfähig.
Von da an lebte er in sehr bescheidenen Verhältnissen. Er veröffentlichte in den folgenden Jahren seine Tagebücher sowie weitere Bände mit Prosa und Gedichten. Am 26. März 1892 starb Walt Whitman im Alter von 72 Jahren in Camden, New Jersey.
Mit seinem Werk beeinflusste er nicht nur die amerikanische Literatur, sondern auch den europäischen Naturalismus und Expressionismus. Wie sehr seine Lyrik darüber hinaus bis in unsere Zeit prägend wirkt, zeigt sich daran, wie oft Whitmans Gedichte in Büchern, Filmen, Musicals, Fernsehserien usw. zitiert werden. Besonders bekannte Beispiele finden sich in den Filmen „Der Club der toten Dichter“ (1989), „Wie ein einziger Tag“ (2004) und Jim Jarmuschs „Down by Law“ (1986). Es gibt sogar, man höre und staune, eine Simpsons-Folge, in der Walt Whitmans Name auf einem Grabstein auftaucht.
„Ich feiere und lade meine Seele zu Gast; Liege auf dem Erdboden, behaglich halte ich Rast und betrachte einen Halm vom Sommergras“, schrieb Walt Whitman.
Karten für 7 Euro sind ab sofort in der Stadtbücherei im Salzstadel erhältlich. Reservierungen sind unter Telefon 0871-22877 möglich.
Im Bild oben: Noch einmal vor der Sommerpause: Heinz Oliver Karbus (rechts) liest in der „Mitten ins Herz“-Matinee am Sonntag, 12. Mai, Werke des großen amerikanischen Dichters Walt Whitman anlässlich seines 200. Geburtstages. Musikalisch umrahmt wird die Lesung von Martin Kubetz.