Bei der „Mitten ins Herz“-Reihe liest Heinz Oliver Karbus (rechts) Gedichte der amer ikanischen Lyrikerin Anne Sexton. Martin Kubetz (links) umrahmt die Lesung mit seinen atmosphärisch stimmigen Eigenkompositionen.
Landshut – pm (14.11.2019) Am Sonntag, 24. November, heißt es wieder „Mitten ins Herz“ in der Stadtbücherei im Salzstadel. Die treuen Fans und begeisterten Zuhörer der literarisch-musikalischen Reihe mussten diesmal lange warten, da die für den Oktober geplante Ernst-Jandl-Lesung leider nicht stattfinden konnte.
Am vierten Sonntag im November geht es nun weiter: In der Matinee um 11 Uhr im Lesecafé der Stadtbücherei liest Oliver Karbus Gedichte der amerikanischen Lyrikerin Anne Sexton, die zur selben Generation wie Sylvia Plath, Ingeborg Bachmann und Marlen Haushofer gehörte. Martin Kubetz ist wie immer dabei und bereichert die Lesung mit seiner Musik.
Anne Sexton wurde am 9. November 1928 in Newton, Massachusetts, geboren. Nach dem College heiratete sie 1948 Alfred Muller Sexton II, einen Sohn aus reichem Elternhaus. Sie arbeitete eine Weile als Modell, Modeverkäuferin und Buchhändlerin. Nach der Geburt der beiden Töchter führte sie das Leben einer klassischen Mittelschichts-Hausfrau, wirtschaftlich abgesichert und in komfortablen Verhältnissen. Aber dieses Leben, Ehe, Kinder, normales Familienleben machte sie nicht glücklich, es wurde ihr zusehends eine Last. Sie sah sich in eine Rolle gedrängt, die sie nicht ausfüllen konnte, ein „Opfer des amerikanischen Traums“.
Anzeichen einer psychischen Erkrankung machten sich bemerkbar. Von Albträumen, Dämonen und Visionen gequält war sie von 1954 an, fast ständig in psychiatrischer Behandlung.
Nach einem Selbstmordversuch 1956 begann sie auf Anraten ihres Arztes Gedichte zu schreiben. In ihrem ersten 1960 erschienenen Buch „To Bedlam and Part Way Back“ verarbeitete sie die Erfahrungen ihres Klinikaufenthaltes. Während eines Lyrikseminars lernte sie Sylvia Plath kennen, eine weitere Vertreterin der
„Confessional Poetry“. Anne Sexton wurde schnell als bedeutende Lyrikerin anerkannt. Man lud sie zu Lesungen ein und sie erhielt wiederholt Lehraufträge an amerikanischen Universitäten. In den folgenden Jahren wurden ihr zahlreiche Preise und Auszeichnungen für ihr Werk verliehen, unter anderem der Pulitzerpreis für „Live or Die“.
In den späten 60er Jahren verschlimmerte sich ihre Krankheit (bipolare Störung und Depression) wieder. Ihre späten Gedichte und Arbeiten schrieb sie in wachsender Verzweiflung, sie sind geprägt von Todessehnsucht. 1973 ließ sie sich von ihrem Ehemann scheiden. Im Jahr darauf, am 4. Oktober 1964, setzte Anne Sexton ihrem Leben selbst ein Ende. Sie starb im Alter von 45 Jahren.