Claudia Roth, Bundestagsvizepräsidentin mit Theatererfahrung (2. v. l.), kam zum Informationsbesuch ins Landshuter Stadttheater. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (19.02.2020) Mit Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth kam gestern hoher Besuch ins Landshuter Stadttheater. Roth, die nach ihrem Abitur an verschiedenen Theatern als Dramaturgin arbeitete, witzelte mit Blick auf ihre heutige Tätigkeit im Bundestag: „Und ich habe es auch nie verlassen.“ Zusammen mit der grünen OB-Kandidaten Sigi Hagl setzte Claudia Roth motivierende Impulse in Landshut fest an das Stadttheater zu glauben.
Begrüßt wurde sie unter anderem durch Intendant Stefan Tilch, Schauspieler Jochen Decker, Prof. Dr. Dominik Godde, 1. Vorsitzender der Theaterfreunde Landshut und dessen Stellvertreterin Ursula Weger. Sie informierten Claudia Roth über die prekäre Lage um das Stadttheater in Landshut, die Defizite, die das Theaterzelt aufweist und dass die Planungen für den Neubau und die Sanierung des Bernlochners schon fast auf Eis gelegt wurden. Stefan Tilch erklärte es mit einem „Wurstigkeitsgefühl“ das die Verwaltung im Rathaus gegenüber dem Theater an den Tag legt. Für Instandhaltungen war nie wirklich Geld vorhanden und so kam das Gebäude in einen immer schlechteren Zustand. In Passau erlebt er das ganz anderes. Dort heißt es „Theater first“. Dies steht für Stefan Tilch im krassen Gegensatz zur Bürgerschaft in Landshut, die engagiert hinter dem Theater steht.
Claudia Roth konnte das alles nicht ganz verstehen: „Bayern ist stolz wie Belle auf die Kultur und hier gibt es solche Diskussionen. Ein Theater soll ja keine elitäre Veranstaltung sein. Das Theater ist ein Ort um mit den Figuren auf der Bühne mit zu leben und mit zu fiebern.“
Sigi Hagl und Claudia Roth stehen mit Leib und Seele zum Theater.
Schon als Grundschulkind besuchte Sigi Hagl Märchenaufführungen „und das Theater ist mir geblieben.“ Später ging sie dann in die Generalproben, weil die nur eine Mark gekostet hatten. Jochen Decker knüpfte an: Derzeit kommen pro Jahr 20.000 Kinder zu 60 Aufführungen und wir Schauspieler besuchen auch die Landshuter Schulen und bringen uns im Rahmen des Deutschunterrichts mit ein. „Das machen wir auch um acht Uhr in der Früh.“
„Theater gehört grundlegend zur Bildung dazu“, pflichtete Claudia Roth bei. „Es sollte eigentlich eine staatliche Aufgabe sein, nicht nur die großen Standorte zu fördern.“ Stefan Tilch sieht die Schuld nicht beim Freistaat. „Bayern tut finanziell wirklich viel. Es hängt an der Stadt.“ Für den Neubau wurde der günstigste und kleinste ausgewählt. Doch die Finanzierung ist mit einem ausgeglichenen Haushalt nicht möglich.
Erörterten die Lage des Landshuter Stadttheaters: Prof. Dr. Dominik Godde, Ursula Weger, Stefan Tilch und Sigi Hagl (von links).
Eine Neuverschuldung für den Theaterbau bekommt die Stadt von der Regierung nicht genehmigt. Daher benötigt es intensivere Gespräche mit der Regierung und dem Bezirk. Am besten wäre es, wenn die Finanzierung bis Herbst steht, um die Förderanträge einzureichen. Auch bei einem sofortigen Baubeginn, wäre das Stadttheater dann insgesamt elf Jahre im Zelt.
Doch das Zelt ist ein Zelt und bleibt ein Zelt, so Jochen Decker. Die Akustik, insbesondere bei Regen ein Graus, Lkw's sind zu hören, genauso wie Veranstaltungen in der benachbarten Messehalle. Gerade Opern leiden sehr unter der Qualität des Theaterzelts und das bei steigenden Zuschauerzahlen, so Stefan Tilch.
Claudia Roth staunte während ihres Besuchs mehrmals über das, was in Landshut in Sachen Stadttheater abläuft und die stiefmütterliche Behandlung. „Da muss sich nach der Wahl etwas ändern.“