Er geht voran. Drei Ritter in glänzender Rüstung folgen. Schwaigerengel und Ritter bilden sicherlich auch heuer bei der Landshuter Fronleichnams-Prozessin die Spitze . Das Recht dazu haben die Schwaiger schon im Mittelalter erhalten. So berichtet es jedenfalls die Mär. Nämlich, dass die Schwaiger einst zwei Herzogssöhne gerettet hätten. Die Böhmen seien in räuberischer Absicht ins Land gefallen. Da Ludwig I., der Kelheimer, außer Landes war, fürchtete Ludmilla, seine Gattin, um ihre Söhne. Unverdroßen versteckten die Schwaiger zwei ihrer Knaben in einem tiefen, stillgelegten Brunnen. Beides, Böhmen und Brunnenschacht, überlebten die Burschen. Die Reiterhorden aber zogen unverrichteter Dinge ab.
Aus Dankbarkeit gestand der Herzog den Schwaigern das Recht zu, immer zu Fronleichnam in Ritterrüstungen den Umzug anzuführen.
Viele Jahrhunderte später entschloß sich die Stadt Landshut, eine ihrer anrührendsten Geschichtserfindungen Gestalt zu verleihen. Die Stadtoberen beauftragten den Landshuter Bildhauer Karl Reidel mit der Ausgestaltung eines bronzenen Denkmals. Das steht nun an der Flutmulde, gleich bei der Rieder-Brücke - einst ein einladender Rastplatz mit Sitzbank und freien Blick ins Land.
Doch das Idyll ist längst passé. Die Bank ist demontiert, üppiges Strauchwerk versperrt den Blick auf Wiesen und Felder. Eine Leitplanke gegen den brausenden Verkehr sondert inzwischen das Kunstwerk gleichsam vom Rest der Welt ab. Bleibt uns die Bitte: Oh Wanderer, kommst du nach LA, so berichte dorten, daß du mich hier unbeachtet stehen sahest, wie das Rathaus es befahl...
Außer Schwaigerengel und Ringelstecher findet sich in Landshut noch eine weitere mittelalterliche Plastik von der Hand Karl Reidels: der Hofnarr. Im Gegensatz zum einsamen Schwaiger residiert er mitten im urbanen Treiben. Doch davon ein anderes Mal mehr! (ND)
Text/Foto Galerie Reidel