Wer hätte das gedacht: Während sich der Umbau und die Modernisierung des Landshuter Hauptbahnhofes Jahr für Jahr hinauszögert, hat die Marktgemeinde Ergolding das große Los gezogen und erhält einen neuen Bahnhof an der Strecke Plattling – Landshut. Wann gebaut wird, steht allerdings noch nicht fest.
20 neue Bahnhöfe sollen in Bayern entstehen. Das haben Verkehrsminister Joachim Herrmann und André Zeug von der DB Station & Service vertraglich vereinbart. Insgesamt werden dafür 40 Millionen Euro investiert. Der Freistaat Bayern übernimmt dabei die Hälfte der Kosten.
Mit seinen knapp 12.000 Einwohnern hat Ergolding sicherlich ein gewaltiges Potential für einen Bahnhof. Auf der einen Seite gibt es viele Pendler, die täglich in Richtung München unterwegs sind, auf der anderen Seite gibt es Bedarf für die Mitarbeiter von BMW und die zahlreichen Gewerbebetriebe ihren Arbeitsplatz auf dem Schienenweg zu erreichen. Zusätzlich werden die BMW-Standorte Ergolding und Dingolfing mit dem Isar-Donau-Express von München über Landshut nach Passau auf direktem Weg im Stundentakt verknüpft.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Ergolding in früheren Jahren sogar über zwei Bahnhöfe verfügte. Nämlich Ergolding-Nord an der Strecke nach Regensburg (km 80,2) gelegen und Ergolding-Süd an der Strecke nach Plattling bei Schienenkilometer km 4,4. Und an die ehemalige Existenz eines Ergoldinger Bahnhofs erinnert heute noch die Bahnhofstraße, die von der Lindenstraße abzweigt und zur Bahntrasse Regensburg – München führt, dort an der Bahnbrücke gegenüber der Staatstraße 2143 endet.
Wo der neue Ergoldinger Bahnhof genau entstehen wird, ist bis dato unbekannt. Sicher dürfte sein, dass ein zentralerer Ort, also nicht mehr an der Bahnhofstraße gelegen, günstiger erscheint. Passend wäre ein Standort nahe der zahlreichen Gewerbeansiedlungen zwischen dem BMW-Werk und der Landshuter Straße. Durch die Landshuter Straße wäre der Haltepunkt auch Straßentechnisch gut erschlossen, und freie, unbebaute Flächen bieten sich für einen Park & Ride-Platz nahezu optimal an.
Die Zukunft wird zeigen, ob dieses Beispiel Schule macht. Denn jeder Fahrgast in einem Zug trägt nicht mehr zur weiteren Verstopfung der jetzt schon überfüllten Landshuter Durchgangsstraßen bei. Auch Haltestellen in Kumhausen (Strecke Landshut – Mühldorf) oder in Altdorf südlich der Opalstraße wären gute Gelegenheiten, den Personenverkehr umweltschonend von der Straße auf die Schiene zu verlagern.
In Hauptverkehrszeiten können zusätzliche Züge zwischen Dingolfing – Ergolding – Landshut Hauptbahnhof – Landshut Süd – Kumhausen – Geisenhausen – Vilsbiburg und weiter nach Mühldorf am Inn Berufspendler sicher und schnell von A nach B befördern. Denn im Landshuter öffentlichen Nahverkehr stellt der 30 Minuten Takt der Stadtbusse immer noch ein großes Manko dar. Ein attraktiver Nahverkehr setzt hier in anderen Städten schon längst auf 20- und Zehnminutentakte. Das Fahrgastpotential wäre ja vorhanden. Landshut, Ergolding, Kumhausen und Altdorf haben zusammengerechnet über 100.000 Einwohner. Dazu kommen täglich noch mehrere tausend Ein- und Auspendler.
Eventuell schieben die Ergoldinger auch nochmals an, um ihren Bahnhof in das Netz des Münchner Verkehrsverbund (MVV) zu integrieren. Die Stadt Landshut hat ja dieses Thema bekanntlich schon vor der Kommunalwahl 2014 ad acta gelegt. Die Marktgemeinde Ergolding hat es aber schon immer wieder bewiesen, zukunftsdenkend neue Wege zu gehen und hat dabei der Stadt Landshut schon des öfteren den Karren ausgespannt.
Warum die Deutsche Bahn nicht – wie schon lange versprochen – endlich den Umbau und die Neugestaltung des Landshuter Hauptbahnhofs anpackt, bleibt weiterhin unklar. Dringend werden modernere Fahrradstellplätze benötigt, bessere Hinweisanzeiger auf ankommende und abfahrende Züge in der Unterführung sind überfällig und der Aufzug zu den Bahnsteigen an Gleis fünf und sechs fällt regelmäßig zum Frust der Fahrgäste aus.