(29.07.2016) Die Bewältigung des Einsatzes zum Zugunglück in Bad Aibling am 9. Februar 2016, bei dem zwei Personenzüge frontal zusammengestoßen sind, stellte alle beteiligten Einsatzkräfte vor große Herausforderungen.
Auf Initiative des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst im Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Landshut (kurz ZRF) Jürgen Königer fand eine Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeiter der Integrierten Leistelle und Verantwortliche im Rettungsdienst statt, bei der drei am Einsatz beteiligte Referenten ihre Erfahrungen schilderten.
Landrat und ZFR-Vorsitzender Peter Dreier freute sich über das Interesse an diesem Meinungsaustausch. Es sei wichtig, sich mit der Bewältigung solcher Großschadenslagen auseinanderzusetzen, die auch in unserer Region jederzeit passieren könnten. Gerade die letzten Unwetterereignisse hätten gezeigt, wie wichtig ein effektives Handeln von Feuerwehr und Rettungskräften sei. Mit Blick auf die Anschläge der letzten Tage in Würzburg, München und Ansbach sagte Dreier, dass sich die Einsatzkräfte auch auf völlig neue Bedrohungslagen einstellen müssen.
Der Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) Rosenheim, Thomas Vogel, stellte den Ablauf der Alarmierung nach Eingang der ersten Notrufe und der Lagemeldungen der ersten Einsatzkräfte von der Unglücksstelle vor. Den Disponenten in der Leistelle war sofort klar, dass bei zwei beteiligten Personenzügen mit einem sogenannten „Massenanfall an Verletzten“ zu rechnen ist und eine entsprechende Zahl an Einsatzkräften des Rettungsdienstes und der Feuerwehr benötigt wird. Aufgrund der ungünstigen Lage der Unglücksstelle zwischen einem steilen Waldstück und dem Mangfall-Kanal war schnell klar, dass Rettungshubschrauber sowie die Wasser- und Bergwacht an der Einsatzstelle benötigt werden. Insgesamt alarmierte die ILS Rosenheim für den Einsatz 18 Notärzte, 32 Rettungswagen, 34 Krankentransportwagen, 11 Rettungshubschrauber und 12 Boote. Zudem waren Feuerwehren und Polizei mit jeweils 80 Fahrzeugen und das Technische Hilfswerk mit 11 Fahrzeugen am Einsatz beteiligt. Hinzu kamen noch fünf Polizeihubschrauber.
Die Koordination der Notärzte und des Rettungsdienstes übernahmen der Leitende Notarzt Dr. Michael Bracht und der Organisatorische Leiter Rettungsdienst Harald Moser, die als Sanitätseinsatzleitung eng mit den anderen Rettungskräften der Feuerwehr und weiterer beteiligter Hilfsorganisationen zusammenarbeiteten. Laut Moser habe sich bei dem Zugunglück das Konzept der Bildung von Einsatzabschnitten mit unterschiedlichen Abschnittsleitern bewährt. Neben dem Schadensort wurden Abschnitte als Bereitstellungsraum für die Einsatzfahrzeuge und für die Rettungshubschrauber, für die Ablage und Erstversorgung der Patienten sowie ein Übergabeort von den Hubschraubern zu den Rettungswägen gebildet.
Dabei stellte sich der Transport der Verletzten von der Unglücksstelle als große Herausforderung dar, da aufgrund des Geländes nur Hubschrauber oder Boote als Transportmittel in Frage kamen. Dank der Einbindung der Bergwacht konnte mit den Rettungshubschraubern eine Luftbrücke zur Übergabestelle zu den Rettungswägen gebildet werden, die die Patienten dann auf dem Landweg in die umliegenden Kliniken transportiert haben.
Bei der anschließenden Diskussion beantworteten die drei Referenten Detailfragen zu Themenbereichen wie Kommunikation am Einsatzort und mit der ILS, Notarztversorgung der Unglücksopfer und Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienstund anderen Hilfsorganisationen. Der Ärztliche Leiter Rettungsdienst Jürgen Königer betonte bei seinen Dankesworten an die Referenten, dass man aus der Abwicklung des Einsatzes viel für die Arbeit im Rettungsdienst bei derartig schlimmen Ereignissen lernen könne.
Im Bild oben: Landrat Peter Dreier (sitzend 2.v.rechts) begrüßt im Beisein des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst Jürgen Königer (stehend rechts) und ZRF-Geschäftsführer Jakob Fuchs (sitzend recht) die Referenten und Teilnehmer der Fortbildung zum Zugunglück in Bad.