Landkreis Landshut - pm (19.02.2019) Statt einer stark zersplitterten soll eine strukturierte Museumslandschaft entstehen. Es ist 96 Seiten stark, detailreich und es bietet klare Vorgaben: Unter dem Motto „Drei Flüsse – 7000 Jahre“ gibt das Museumskonzept aus der Feder des britischen Archäologen Dr. Nigel Mills und zweier Mitarbeiter handfeste Empfehlungen für eine Neuaufstellung der Museenlandschaft im Landkreis Landshut.
Die Kernaussage: Die acht lokalen Museen, darunter das überregional renommierte Hafner-Museum Vilsbiburg, sollen durch einen archäologisch-heimatgeschichtlichen Kulturlehrpfad eng verbunden werden. Jedes Museum soll dabei ein Schwerpunktthema bieten und damit Besucher anlocken.
Im Rahmen einer Informationsveranstaltung unter Vorsitz von Landrat Peter Dreier, an der Geschichtsinteressierte aus allen Teilen des Landkreises teilnahmen, ist das Konzept im Großen Sitzungssaal des Landratsamts vorgestellt worden. Dr. Christof Flügel (Fachstelle für nichtstaatliche Museen am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, BLfD), Kreisarchäologe Dr. Thomas Richter und LEADERGeschäftsstellenleiterin Karoline Bartha erläuterten detailliert das Konzept. Landrat Dreier führte in seinem Grußwort aus, dass der heutige Landkreis in den meisten Epochen der Geschichte, seit der Einwanderung der ersten Bauern vor rund 7500 Jahren, eine der am dichtesten besiedelten Regionen Mitteleuropas war – „und ein Brennpunkt der Geschichte“. Aus allen Epochen, die seither ins Land gegangen sind, haben Heimatforscher und Archäologen großartige Funde geborgen. Das Konzept „Drei Täler - 7000 Jahre“ diene nunmehr der Aufgabe, den Bürgern und vor allem auch den jungen Generationen die Geschichte der Heimat zu vermitteln, ihnen das Wechselspiel zwischen Mensch und Natur vor Augen zu führen und ins Bewusstsein zu bringen, betonte Dreier.
Wie der Landrat dankte auch die LEADER-Geschäftsstellenleiterin am Landratsamt Karoline Bartha den vielen engagierten Geschichtsfreunden, die durch ihre Zuarbeit und ihr Engagement die Expertise von Dr. Mills erst möglich gemacht hätten. Bartha erläuterte, was alles bereits im Rahmen eines landkreisweiten „ArchäologieNetzwerks“ bei verschiedenen Treffen besprochen worden ist und woher die Mittel für die LEADER-Maßnahmen kommen: zur Hälfte von der EU, die andere Hälfte teilen sich der Landkreis und Gemeinden.
Dr. Christof Flügel legte dar, dass Nigel Mills bereits die Museenlandschaft am Hadrianswall in Nordengland auf Vordermann gebracht hat. Der Hadrianswall, wie
der Limes von Koblenz bis Eining bei Kelheim einst ein Abschnitt der grimmig verteidigten Nordgrenze des Imperiums der Römer, war von Museen gesäumt, die im Grund alle dieselbe Geschichte erzählten – so wie auch die 65 Museen entlang des 550 Kilometer langen Limes in Deutschland. Sie habe etwa so gelautet: „Die Römer eroberten und besetzten das Land, gründeten Militärlager und Zivilsiedlungen. Und irgendwann kamen die Germanen und überrannten die Grenzbefestigungen.“
Die Konzepte von Mills verwandeln das von Grund auf: Seine „Frameworks“ seien gewissermaßen Überschriften – oder Buchtitel: Jedes Museum erzähle dann ein eigenes, gesondertes Kapitel des großen Themas des Buches. Wie das aussehen könne, machte Flügel am Beispiel des Museums Boiotro (Passau) deutlich: Dort erzählten eine römische Gutsbesitzerin und ein Weinhändler aus Trient via Computer-Animation aus ihrem Leben in römischer Zeit. Mit die wichtigste Aufgabe bei der Umsetzung des Entwicklungskonzepts nach Mills werde im Landkreis Landshut sein, die recht zersplitterte Museumslandschaft zu einem strukturierten Ganzen aus acht attraktiven Museen zu verbinden.
Kreisarchäologe Dr. Thomas Richter ging auf weitere wichtige Aspekte des Mills’schen Konzeptes ein: Der „Hauptfokus“ des Konzepts liege auf der FreizeitAktivität der Menschen. Man wolle die Menschen buchstäblich dazu bewegen, die Heimat näher kennenzulernen, zum Beispiel mit dem Fahrrad, und die Landschaft zu erkunden. Dazu biete man ihnen interessante Ziele an, die es reichlich gebe – neben den Museen natürlich auch Burgen, Schlösser, Kirchen oder landschaftlich reizvolle Plätze.
Acht lokale Museen zwischen Ergoldsbach und Vilsbiburg seien besonders attraktive Knotenpunkte in diesem Netz, die alle durch einen Kulturlehrpfad verknüpft werden sollen. Der zentrale Knotenpunkt in diesem Netz ist nach Nigel Mills‘ Empfehlung das geplante neue Archäologie-Museum von Essenbach. Jedes der Museen soll sich auf ein oder auch zwei Schwerpunktthemen konzentrieren: Im Fall von Bruckberg etwa seien dies der jahrhundertelang hier betriebene Weinanbau sowie die HallstattEpoche, die frühe Keltenzeit (etwa 800 bis 450 vor Christus): Denn aus dieser Zeit gibt es eine Fülle von Funden aus Grabhügeln auf Gemeindegebiet, in denen einst Kelten bestattet wurden, denen reiche Grabbeigaben mitgegeben worden waren.
BILDTEXT: „Drei Täler – 7000 Jahre“ lautet das Leitmotiv des von dem britischen Archäologen Nigel Mills erarbeiteten Museumskonzept für den Landkreis Landshut. Im Bild das Titelblatt der 96 Seiten starken Projekt-Broschüre.