Landshut (13.07.20189 „Ich habe es nie bereut! Es ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht gerne in die Arbeit gegangen bin!“, sagt Ludwig Bichlmaier nach seiner über 32-jährigen Tätigkeit als Chef der Stadtbücherei. Seit wenigen Wochen befindet er sich in seiner wohlverdienten Freistellungsphase der Altersteilzeit. Mit seinem beruflichen Abschied hinterlässt der 62-Jährige große Fußstapfen, die nun seine Nachfolgerin Monika Steurer mit ihrer langjährigen Erfahrung und ihrem breiten Wissensschatz ausfüllt.
„Ich wüsste nicht, was ich ohne sie gemacht hätte“, betonte Ludwig Bichlmaier mit dankendem Blick in Richtung Monika Steurer, die vor wenigen Wochen die Leitung der Stadtbücherei übernommen hat. Die städtische Bibliothek kennt sie, wie ihre eigene Westentasche, blickt sie doch auf mittlerweile rund 34 Dienstjahre zurück, sieben davon als stellvertretende Stadtbüchereileiterin. 1983, gleich nach dem Studium im Alter von 23 Jahren fand die gebürtige Schwäbin ihre berufliche Heimat in der Stadt Landshut. „Damals war die Bücherei noch in der Neustadt angesiedelt“, sagte sie.
Auch Bichlmaier, der sich mit spürbar viel Herzblut für seine Arbeit engagierte, erinnert sich noch gut an diese Zeit, als ihn 1985 im Alter von 30 Jahren ebenfalls der Ruf in die niederbayerische Hauptstadt lockte; zuvor war der gebürtige Eggenfeldener, der in München sein Studium absolvierte, in der Schlossbücherei Ismaning tätig. „Auf circa 140 Quadratmetern galt es damals, 18.000 Medien zu verwalten“, sagte er rückblickend auf die räumlichen Gegebenheiten in der Neustadt. Und heute ist die Stadtbücherei mit über 171.000 Medien, 11.600 aktiven Kunden und knapp 200.000 Besuchern die am meisten genutzte Kultur- und Bildungseinrichtung in der Stadt.
„Allein die digitalen Ausleihzahlen steigen jährlich um zehn Prozent“, ergänzt Steurer, die mit Bichlmaier mehr als drei Jahrzehnte Seite an Seite maßgeblich zu diesem Erfolg beitrug. Zudem ist die Stadtbücherei ein wichtiger kommunaler Treffpunkt, gestaltet das kulturelle Leben mit einem breiten Angebot an Veranstaltungen für Jung und Alt – mittlerweile sind es über 500 im Jahr: Unter Ludwig Bichlmaiers Ägide und seinem Team hat sich die Stadtbücherei sukzessive von der reinen Ausleihstelle hin zu einem beliebten, serviceorientierten Bildungsdienstleister für alle Alters- und Bevölkerungsschichten entwickelt.
Auf dem Weg dorthin galt es immer wieder große Veränderungen durchzuführen, die Bichlmaier gemeinsam mit seinem Team in seiner bekannt unverwüstlichen Art geradezu als willkommene Aufgabe für sich beanspruchte. Am Puls der Zeit arbeiten, Neuentwicklungen im Auge behalten, anpacken und umsetzen, könnte das Motto Bichlmaiers lauten, der in Sachen „innovative, neue Projekte“ oft nicht nur den richtigen Riecher bewies, sondern auch eine Vorreiterrolle einnahm. Eines der aufwändigsten Projekte gleich zu Beginn seiner Karriere: Die Umstellung auf EDV-Verbuchung. „Jedes ausgeliehene Buch wurde damals per handschriftlichen Eintrag in einer Buchkarte registriert“, beschrieb er das damalige System. Hier musste was Effektiveres her und schon bald ging das neue EDV-System auch in der Stadtbücherei in Landshut an den Start.
Immer an seiner Seite: Monika Steurer, die – als Systemverantwortliche zeichnet sie auch für die gesamte EDV der Bücherei verantwortlich – die technische Umsetzung vorantrieb. Allerdings in größeren Räumlichkeiten, denn mit der EDV-Umstellung und der großen Medien-Nachfrage erfolgte 1988 – nach dreijähriger Sanierung des Salzstadels – der langersehnte Umzug. Mit der Erweiterung ging auch die Entwicklung konstant nach oben: Der Medienbestand wurde nach und nach erweitert – darunter Medien, die die jüngste Generation nur noch aus Erzählungen kennen dürfte, wie Musikkassetten und Videofilme. Innovativ war damals auch die Gründung eines Videoleihrings zusammen mit weiteren Büchereien.
Später kamen CDs, DVDs, Wii-Konsolen- und Nintendo DS-Spiele dazu. „Unser Ziel war es immer, einen repräsentativen Bestand anbieten zu können“, so Bichlmaier und Steurer. Und dieser Ansporn ist bis heute geblieben und zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibliotheksarbeit des gesamten Teams. 96.000 Medien an der Zahl sind es, die allein in der Stadtbücherei im Salzstadel und in der Zweigstelle Weilerstraße angeboten werden. Hinzu kommen die neun Schulbibliotheken, die für Städte vergleichbarer Größe vorbildhaft sind. Darüber hinaus die digitale Bibliothek „Onleihe“, mit deren Einführung 2008 – wieder im Verbund mit weiteren Bibliotheken – als eine der ersten Stadtbüchereien überhaupt – ein neues Zeitalter eingeläutet wurde.
Weitere wichtige multimediale Angebote, mit denen sich die Stadtbücherei Zug um Zug auf das veränderte Mediennutzungsverhalten einstellt: die kostenlose Ausleihmöglichkeit von E-Readern, gratis WLAN, Zugriff auf Datenbanken wie Munzinger und Brockhaus – um nur einige zu nennen. „Es wurde nie langweilig und hat immer viel Spaß gemacht“, so der ehemalige Leiter, der sich in verschiedenen überregionalen Gremien, unter anderem als Vorstand im Personalverband und im Bayerischen Bibliotheksverband engagierte. Über allem stand ein großer Arbeitsschwerpunkt, der vor allem auch Monika Steurer besonders am Herzen liegt: Die nachhaltige Leseförderung von Kindern und Jugendlichen. „Gut die Hälfte aller Kunden der Stadtbücherei sind Kinder und Jugendliche, deren Lesefreude gerade in der heutigen – von Reizüberflutung geprägten – Zeit oft erst in der Bibliothek mit einem gezielt vermittelten Angebot geweckt wird“, ist Bichlmaier überzeugt: Vor allem der soziale Aspekt dürfe nicht unterschätzt werden, sind sich Bichlmaier und Steurer einig.
„Bibliotheken sind das Tor zu den Quellen: Sie ebnen den Weg für die Teilhabe an Kultur und Gesellschaft.“ „Die Lesekompetenz deshalb schon von klein auf zu fördern, liegt uns sehr am Herzen“, bekräftigt Monika Steurer, die die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten verstärkt forcieren möchte. Erst kürzlich wurden zudem die Räumlichkeiten modernisiert und eine neue Medienrückgabe-Station im Eingangsbereich installiert, um den Kunden die Rückgabe ausgeliehener Medien unabhängig von den Schließzeiten quasi rund um die Uhr zu ermöglichen. „Mit der neuen Verbuchungstechnik bleibt den Angestellten zudem mehr Zeit für Beratung. Der kundenorientierte Service steht bei uns auch in Zukunft an oberster Stelle. Hier müssen wir immer am Ball bleiben.“
Dass Monika Steurer Bichlmaiers Nachfolge übernimmt, freut ihn besonders. Sie habe immer viele gute Ideen eingebracht, eine hervorragende Arbeit geleistet und sei hochgeschätzt. „Es war mir eine große Freude mit ihr zusammenzuarbeiten.“ Monika Steurer hat nach vielen Jahren der erfolgreichen Zusammenarbeit den Blick in die Zukunft gerichtet, um die Stadtbücherei für kommende Herausforderungen zu rüsten und um den Lesern ein weiterhin attraktives Angebot in einer angenehmen Atmosphäre zu bieten.
Im Bild oben: Ein Herz und eine Seele nach über 30-jähriger Zusammenarbeit: „Unser Haus steht allen offen“ – das Credo des ehemaligen Stadtbüchereichefs Ludwig Bichlmaier ist auch für seine Nachfolgerin Monika Steurer eine Selbstverständlichkeit. Zum Abschied gab es für die neue Chefin ein symbolisches Geschenk: Den altehrwürdigen Salzstadel-Schlüssel samt Original-Buchs, der Bichlmaier vor 30 Jahren anlässlich der Eröffnung der Stadtbücherei im Salzstadel überreicht wurde und den er bis heute in Ehren hielt.
Foto Stadt Landshut