Hygieneartikel am heimischen stillen Örtchen - Foto: W. Götz
Landshut – gw (17.03.2020) Hamster sind aus, Klopapier oft, doch warum gerade in der jetzigen Zeit der Erwerb von zwei-, drei- oder gar vierlagigem Klopapier einen derartigen Boom erlebt, kann nicht einmal Heribert Stich, Leiter des Gesundheitsamtes Landshut erklären. Die Gründe mögen viel tiefer liegen und es gibt eine ganz pragmatische Alternative dazu: Fasten statt kacken.
Priv.-Doz. Dr. Dr. Dr. habil. MPH, im ganzen Satz: Privat Dozent, Doktor, Doktor, Doktor, Master of Public Health und habil. steht für Habilitation als höchstrangige Hochschulprüfung in Deutschland. Mit all diesen Titeln muss man Heribert Stich einen übergeordneten Bildungsgrad zuerkennen. Doch auch er konnte nur mit einem Schulterzucken antworten: „Stellen sie die Frage mal bei einem Psychologen“.
Zewa, Kleenex, Fripa select, Hakle, Bess und Koket haben Hochkonjunktur. Stark, langlebig, strapazierfähig und gleichzeitig sanft zeichnen die Klassiker im Premuimsegment aus und gehören wahlweise mit Kamilleduft oder sogar Aloe-Vera-Extrakten zur essentiellen Grundausstattung jeder Sanitäranlage.
Und jetzt: Ausverkauft, als möchte man meinen der Deutsche scheißt auf Corona, den Virus mit einer Größe von 120 bis 160 Nanometer. Das sind so 0,00012 bis 0,00016 Millimeter. Man kann es nicht sehen, riechen, fühlen, doch die Angst vor dem Virus sitzt tief in uns allen, ähnlich der Furcht vor dem radioaktiven Atom. Wehe, es wird in die Freiheit entlassen.
Doch warum gerade Klopapier? In China, dem Ursprungsland des Virus, waschen sich die Menschen nach dem Stuhlgang viel lieber mit Wasser aus. Das kennen wir doch auch noch, als wir noch Babys waren. Mami und Papi haben die Hygiene nach dem Kacken per Waschlappen erledigt. Ein Leben ohne Klopapier ist möglich. Für blitzblanke Propretät schwören eingefleischte Gesundheitsfanatiker eh lieber auf das Sitzwaschbecken, das Bidet.
Das Zellstoffprodukt gehört jetzt zum Liebling der Deutschen, der jetzt auf den „Hamstern“ kommt. Wer in Quarantäne lebt, der möchte eben auf einen flauschigen, kuscheligen Partner nicht verzichten, der ihm Halt gibt, in den Stunden der persönlichen, intimen Abgeschissenheit,
Regale bei Aldi, REWE, Lidl und Co. erinnern 30 Jahre nach dem Mauerfall vielmehr an die Zeiten des real existierenden Sozialismus: „Ham mer nisch“, daran können sich eingefleischte Ostalgiker noch gut erinnern.
Otto-Normalverbraucher und Börsenanalytiker treiben noch ganz andere Ängste um. Die Kurse fallen, neue Investitionsmärkte wollen gefunden und erschlossen werden. Klopapier statt Wertpapier beruhigt die pekuniäre Unsicherheit in Turbulenz der sinkenden Renditen.
Viel mehr dürfte Kathleen Meyers Lektüre ins allgemeine Interesse rücken. Ihr 128 Seiten starker Klassiker „How to Shit in the Woods“, zwischenzeitlich in der vierte Auflage erhältlich, prallgefüllt mit Praxistipps, wie es ohne Papier funktioniert. Ein Bestsellerwerk für Outdoorfans.