Die Bevollmächtigten erhielten große Zustimmung. Robert Grashei (links) wurde mit 90,5 Prozent und Rudi Gallenberger mit 85,3 Prozent gewählt.
Landshut - pm (19.10.2020) Am vergangenen Wochenende konnte die IG Metall Landshut im dritten Anlauf ihre Delegiertenversammlung in der Sparkassen Arena auf dem Messegelände durchführen. Die regelmäßige Amtszeit endete nach vier Jahren bereits Ende Juni. Die geplante Wahlkonferenz im Mai musste wegen Corona verschoben werden. Der Ersatztermin war im September geplant, doch da machte den Metallern der Corona-Hotspot einen Strich durch die Planung.
Kurzfristig musste die bereits geladene Delegiertenversammlung abgesagt werden. Der Vorstand der Metallgewerkschaft hatte dann ausnahmeweise die bestehenden Mandate verlängert.
Sichtlich zufrieden konnten die Bevollmächtigten Robert Grashei und Rudi Gallenberger die 117 Delegierten begrüßen. Mit einem vorbildlichen Hygienekonzept hat die Geschäftsstelle der IG Metall die Infektionsschutzmaßnahmen umgesetzt. Alle Teilnehmer hatten zugewiesene Sitzplätze und erhielten eine Nase-Mund-Maske. Die Konferenztische waren mit dem gebotenen Abstand in der Arena aufgestellt. Die Delegiertenversammlung der größten Einzelgewerkschaft in der Region, vertritt mehr als 29.000 Gewerkschaftsmitglieder aus den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie, der Textil- und Bekleidungs- sowie der Holz- und Kunststoff-Branche. Neu hinzu gekommen sind Delegierte aus den Betrieben der Kontraktlogistik. Diesen Bereich haben die Metaller in den letzten Jahren erfolgreich erschlossen.
Auf der Tagesordnung standen die Wahlen der Geschäftsführung und des Vorstandes im Mittelpunkt. Den Delegierten wurde zudem der Geschäfts- und Kassenbericht der vergangenen Amtszeit geliefert sowie die aktuelle Mitgliederentwicklung berichtet. Mit einem digitalen Beteiligungsprozess stimmten die Delegierten über die Inhalte der bevorstehenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie ab.
Robert Grashei, Erster Bevollmächtigter und Kassierer konnte eine sehr erfolgreiche finanzielle Entwicklung präsentieren: "Wir haben in den vergangenen vier Jahren gut gewirtschaftet und den Ortskassenbestand um 25 Prozent auf über 1,1 Millionen Euro gesteigert. Die Zukunft der IG Metall Geschäftsstelle ist finanziell gesichert. Wir können aus eigener Kraft die Herausforderungen der Zukunft aktiv gestalten." Nach dieser Botschaft erteilte die Delegiertenversammlung einstimmig der Geschäftsführung und dem Vorstand die Entlastung.
Zweiter Bevollmächtigter Rudi Gallenberger informierte über den Mitgliederbestand. Eine erfolgreiche Vier-Jahres-Bilanz konnten die Delegierten den Diagrammen über die Mitgliederentwicklung entnehmen. Im Saldo hat die IG Metall Landshut ihre Mitgliederzahl um 630 auf 29.407 steigern können. Die aktuelle Mitgliederzahl hat sich bis Oktober trotz Corona und den eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten stabilisiert. So erwarten die Metaller zum Jahresende keinen Einbruch sagt Metaller Gallenberger: "Aktuell spüren wir den Zuspruch junger Menschen in den Betrieben. Sie vertrauen unserer Gewerkschaft in der Krise und unseren Lösungen für Zukunftsfragen. Wir sind gut aufgestellt!"
Mit gebotenem Abstand nahmen 117 Delegierte in der Sparkassenarena ihre Plätze ein.
Für die folgenden Wahlgänge wurden zwölf Anwesende in die Wahlkommission und Thomas Zitzelsberger von BMW Dingolfing als Wahlleiter berufen. In geheimer Wahl erhielt der bisherige Erste Bevollmächtigte und Kassierer Robert Grashei das Mandat für weitere vier Jahre. Die 117 stimmberechtigten Delegierten wählten ihn mit 106 Ja-Stimmen, das entspricht einer Zustimmung von 90,5 Prozent. Zehn Delegierte stimmten mit Nein bei einer Enthaltung.
Auch der bisherige Zweite Bevollmächtigte Rudi Gallenberger wurde für eine weitere Amtszeit bestätigt. Er erhielt 99 von 116 abgegeben Stimmen, das entspricht 85,3 Prozent. Zehn Delegierte stimmten mit Nein bei sieben Enthaltungen. Bei beiden Entscheidungen gab es keine Gegenkandidaten. Bei der Wahl der ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder gab es erstmal eine Erhöhung von 13 auf 15 Mandate. Damit trägt die Metallgewerkschaft der positiven Mitgliederentwicklung Rechnung.
In geheimer Wahl wurden die 15 Vorstandsmitglieder mit Ergebnissen von 65,6 bis 89,6 Prozent gewählt. Den neuen Ortsvorstand bilden somit folgende betriebliche Vertreter: Bernhard Ebner, BMW Landshut; Johannes Hofmeister, BMW Dingolfing; Thomas Zitzelsberger, BMW Dingolfing; Stefan Zierer, Wolf; Rainer Treidl, SPIE SAG; Bianca Sommersperger, BMW Dingolfing; Rudolf Lang, Dräxlmaier group; Helga Huber, MANN+HUMMEL; Tamara Krah, BMW Landshut; Stefan Schmid, BMW Dingolfing; Karl Ertl, Kühne + Nagel; Thomas Künstner, Jungheinrich; Willibald Löw, BMW Landshut; Manfred Brenninger, Himolla; und Tanja Gabriel, BMW Dingolfing. Erstmals sind damit vier Frauen im Ortsvorstand der Metallgewerkschaft vertreten. Die IG Metall Landshut hat einen Frauenanteil von 19,7 Prozent bei ihren Mitgliedern. In zwei weiteren Wahlgängen wurden fünf Delegierte zur Bezirkskonferenz und neun Mitglieder in die Tarifkommission der Bayerischen Metall-und Elektroindustrie gewählt.
Die Tarifrunde in der Metallbranche spitzt sich bereits zu, kommentiert Metaller Grashei: "Nach dem IG Metall Vorsitzender Jörg Hofmann die Vier-Tage-Woche als Option zur Sicherung von Arbeitsplätzen in die Forderungsdebatte eingebracht hat, haben die Arbeitgeber nur mit Unsinn darauf geantwortet und der designierte Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf hat zu einem Lohnverzicht aufgerufen. Da ist der Konflikt schon programmiert!"
Mit den Delegierten wurde die aktuelle wirtschaftliche Situation bewertet. Die Krise hat die Branche mit einem Umsatzrückgang von 16,6 Prozent in den ersten sieben Monaten des Jahres getroffen. Besonders in den Automobil- und Zulieferbetrieben wurde die Produktion reduziert. Nach der Kurzarbeit hat sich die Situation seit Sommer wieder verbessert. Es gibt auch wieder Zeichen der Produktionssteigerung in der Region. "Einige Betriebe fahren bereits Sonderschichten am Wochenende und stellen wieder Leiharbeitskräfte ein", berichtete Grashei über die jüngste Abfrage bei den Betriebsräten. Für die Tarifforderung der Metaller sind die Kennzahlen zu Preissteigerung, Produktivität und die Unternehmensgewinne bedeutsam. Mit deren Entwicklung begründen die Gewerkschafter in der Regel ihre Tarifforderung.
Auch wenn die Werte noch nicht viel hergeben, sieht die IG Metall die Erhöhung der Einkommen für notwendig, denn der private Konsum ist um 6,9 Prozent im zweiten Quartal dieses Jahres zurückgegangen. Damit bricht die wichtigste Komponente des Wirtschaftswachstums aktuell weg. Das ist schlecht für die Erholung der Konjunktur. Deshalb werden die Metaller sowohl auf die Sicherung der Beschäftigung als auch auf die Stabilisierung der Einkommen ihre Forderungen gegenüber den Arbeitgebern beziehen.
Hierzu konnten sich die Delegierten über ein digitales Format gleich am Meinungsbild in der Versammlung beteiligen und stimmten mit ihrem Mobiltelefon ab. 93 Prozent halten die beiden Schwerpunkte für die richtigen Forderungen in der nächsten Tarifrunde. Einen Lohnverzicht lehnen 93 Prozent ab. Uneins sind sich die Delegierten noch über die Höhe der Forderung. So stimmten 28,3 Prozent für eine Erhöhung der Einkommen um drei Prozent. Für vier Prozent mehr Geld votierten 30.2 Prozent und 29,2 Prozent der Delegierten können sich eine Forderung von fünf Prozent vorstellen. Zwei Drittel sehen in der Option einer Vier-Tage-Woche eine Lösung für Beschäftigungsprobleme.
In den nächsten vier Wochen werden diese Fragen in den Betrieben diskutiert, bevor die Tarifkommission am 17. November die konkrete Tarifforderung beschließen wird. Einem Monat später ist die erste Verhandlung für die rund 890.000 Beschäftigten der Metall- und Elektro-Branche in Bayern terminiert.
Sichtlich zufrieden und mit Stolz auf ihre Gewerkschaft verließen die Delegierten nach der Versammlung die Sparkassenarena. Besonderes Lob erhielten die Organisatoren für die nahezu perfekte Durchführung unter Corona-Bedingungen. "Auch, wenn wir Abstand halten müssen, so halten wir doch zusammen!", gaben die wiedergewählten Bevollmächtigten Grashei und Gallenberger den Delegierten mit auf den Nachhauseweg.