Ideen für die Zukunft der Bartlmädult standen bei der Abschlussbesprechung im Mittelpunkt. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (06.09.2023) „Es war eine Dult der Wetterextreme“, „es war eine Dult zum vergessen“, „es war eine Dult zum oweschwoam“. Diese drei Zitate aus der Abschlussbesprechung am letzten Dultsonntag sagen alles über den wirtschaftlichen Verlauf der 684. Bartlmädult. Festwirt Franz jun. Widmann zieht daraus Konsequenzen und wird sich im kommenden Jahr nicht mehr bewerben. Neben der Hitze und dem anschließenden Regen gibt es aber noch weitere Gründe für das Ausbleiben der Dultbesucher.
Schon bei der Dultversammlung merkte der Vorsitzende des Schaustellerverbandes, Horst Heppenenheimer an, „das Wetter ist schon schlimm und wir hoffen, dass es kühler wird. Aber wird sind ehrgeizig und halten durch.“ Gleichzeitig warnte er, die Platzgelder auf der Vergnügungsdult zu erhöhen. Die Schausteller haben mit den hohen Energiekosten bereits bereits einen saftigen finanziellen Brocken zu stemmen.
„Man merkt einen gewissen Erschöpfungszustand nach der Landshuter Hochzeit“, so Oberbürgermeister Alexander Putz bei der Versammlung. Er hatte zwar um schönes Wetter für die Dult gebetet, aber jetzt ist es zu heiß. In Anbetracht der besonderen Situation mit LaHo, Inflation und Hitze zollte er allen seinen Respekt, die auf der Dult für das Vergnügen der Gäste arbeiten.
Oberbürgermeister Alexander Putz nannte mehrere Gründe für das Ausbleiben der Gäste.
Laut Josef Zinnecker, genannt „Socken Sepp“, dem Sprecher der Händler auf der Verkaufsdult, entwickelten sich Strohhüte, Sommerkleider und Eis Hitzebedingt zum Verkaufsschlager.
Bei der abschließenden Dultversammlung am Schlusssonntag sprach Dultbürgermeister Dr. Thomas Haslinger von einer „besonderen Dult“. Zuerst zu heiß und dann der Regen. Aber so Haslinger: Die Dult ist auch eine finanzielle Herausforderung für Familien. Horst Heppenheimer sprach zusätzlich den Stromausfall in den frühen Stunden des ersten Sonntags an und den Gewittersturm, der auf der Verkaufsdult drei Stände zerstörte. Auch Josef Zinnecker sprach von einer Wetter gebeutelten Dult, aber die Stammkunden haben den Fieranten die Treue gehalten.
Nun wird für die Festhalle von Franz Widmann jun. ein adäquater Nachfolger gesucht.
Lothar Reichwein, nannte die Veranstaltung eine „Dult zum vergessen.“ Sogar beim Dultgottesdienst gingen die Hostien aus und der Segen zum Schluss hatte gefehlt. Selbst seinem Kollege im Dultsenat, Robert Neuhauser, ein echter Fan der Dulten, war es zu heiß und ließ ein paar Besuchstage ausfallen. Sein Vorschlag lautete, die Dult nach hinten zu verschieben, eventuell auf einen Termin nach dem Oktoberfest. Stefan Gruber sprach von einer Sondersituation der Bartlmädult nach der Landshuter Hochzeit, die Leute waren schon wochenlang unterwegs. Dazu kommt noch die Urlaubszeit Ende August.
Es war eine Bartlmädult mit Wetterkapriolen. Nach der Hitze folgten Gewitter, Sturm und Regenwetter.
Auch Weinstadl-Festwirt Christian „Buchi“ Buchner hatte in den vergangenen 35 Tagen noch keine so heiße Dult erlebt. Trotzdem war abends seine Hütte voll. „Die Leute wollen feiern.“ Für Adrian Kell, Chef der Brauerei Wittmann, kam eine Summe an negativen Effekten zusammen. Gerade auf dem Land fanden zeitgleich viele Alternativveranstaltungen wie Fahnenweihen oder Gründungsfeste statt. Zahlen belegen das eindrucksvoll. Die Brauerei verfügt über rund 15.000 Biertischgarnituren und das Lager war annähernd leer. Zehn Prozent der Garnituren waren auf der Dult der größte Teil im Umland im Einsatz.
„Es war ein riesengroßer Scheißdreck“, polterte Festwirt Franz Widmann jun. So hat er bereits am ersten Dultsonntag beschlossen, sich für die Bartlmädult nicht mehr zu bewerben. Es tut im Leid in seiner Heimat aufzuhören, „aber wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr“, so der Festwirt, der von einer betriebswirtschaftlichen Enttäuschung sprach. Der gesamte Kostenapperat benötigt einen Ausschank von 500 bis 600 Hektoliter Festbier, aber er kam bei der 694. Batlmädult gerade mal auf die Hälfte. Das spüren letztendlich die Bedienungen, die auf Provision arbeiten. Sein Vorschlag wäre ebenfalls, die Dult in den Oktober zu verschieben, in eine kühlere Zeit ohne Urlaubszeit.
Festwirt Franz Widmann jun. (2. v. r.) wird sich nicht mehr zur Dult bewerben.
Auch sein Festwirtskollege Patrick Schmidt sprach von einer schwierigen Dult nach der Landshuter Hochzeit. Auch er bleibt hinter den erwarteten Zahlen zurück. So auch Alexander Tremmel, Festwirt von Sophie's Alm, der von einem finanziellen Kraftakt sprach. Bei ihm schlagen vor allem die hohen Auf- und Abbaukosten seiner hölzernen Almhütte kräftig zu Buche, die von einer Zimmerei ausgeführt werden. Hier muss viel Geld in die Hand genommen werden, bevor das erste Bier verkauft wird. Bei Franz Widmann jun. sind es rund 17 Sattelschlepper die das gesamte Equipment, vom Zelt über die Kücheneinrichtung, Beleuchtung, Sicherheitstechnik, bis hin zu den Sonnenschirmen auf die Grieserwiese bringen und dann wieder abholen.
Der Aufwand für den Auf- und Abbau der Festhallen ist enorm. Alles muss zuerst zum Platz gebracht und dann wieder zum Abtransport in Containern und auf Tieflader verpackt werden. Der Aufbau benötigt knapp drei Wochen, der Abbau rund eine Woche.
Einzig die Polizei, Rettungs- und Sicherheitsdienste zeigten sich mit der Verlauf der Dult zufriedener. Wegen der geringeren Besucherzahlen hatten sie weniger Arbeit. Dennoch verzichtete die Polizei nicht auf ihre deutliche Präsenz auf dem Platz. Trotzdem stiegen die Körperverletzungen auf neun an und übertrafen diesbezüglich die Delikte auf der Frühjahrsdult. Wie Polizeihauptkommissar Florian Maschmeyer berichtete, werden Frauen zwischen 16 und 19 Jahren rauflustiger. Kurt Ebenhöh von der LWS Security Group hatte dagegen noch nie eine solch ruhige Dult. Seitens des Roten Kreuz waren ebenfalls weniger Einsätze zu leisten, so Kreisbereitschaftsleiter Volker Andorfer 176 allgemeine Versorgungen im Gegensatz zu sonst üblichen 220 bis 230, 119 Bagatellfälle, neun Abtransporte und elf Versorgungen wegen zu hohem Alkoholkonsums. Nur die Feuerwehr hatte wegen des Stromausfalls und des Sturms zusätzliche Einsätze zu verzeichnen.
Für Christian "Buchi" Buchner stellt die Verlegung der Dult auf einen Termin nach dem Oktoberfest eine durchaus überlegenswerte Idee dar.
Seitens des Marktamts sprach Florian Margezeder von der heißesten Dult seit Menschengedenken in Landshut, die dann in eine verregnete Dult überging. Aber auch durch die Inflation besuchen weniger Leute das Fest. Das stellt aber kein alleiniges Problem in Landshut dar. So verzeichnete auch das Straubinger Gäubodenfest einen geringeren Zuspruch. Gleichzeitig warnte Margezeder vor einem Schnellschuss, die Dult in den Oktober zu verlegen. Dem pflichtete auch Horst Heppenheimer bei, nicht gleich einen neuen Termin zu erfinden, wenn es einmal nicht so gut war. Denn durch eine zeitliche Verschiebung wird der Geldbeutel nicht voller.
Horst Heppenheimer (r.) steht einer Verschiebung des Dulttermins auf Oktober mit Vorsicht gegenüber. Hier mit seinem Stellvertreter Josef Zinnecker bei der Ehrung von Franz Gollmann für dessen 25-jährige Mitgliedschaft im Schaustellerverband.
Dultbürgermeister Dr. Thomas Haslinger dankte zusammenfassend allen Wirten, Schaustellern und Fieranten, die während der zehn Tage den Gästen viel Freude bereiteten. Er regte an, dass sich nun alle Beteiligten an einen Tisch setzen, um in einem Workshop über die Zukunft der Dult ohne Denkverbote zu reden. Schließlich geht es um unsere Bürgerinnen und Bürger.
Im Schnitt schätzt das Marktamt die Besucherzahlen bei der Bartmädult Ende August mit 250.000 an. In diesem Jahr lag sie weit darunter. Erst die massive Hitze, dann der Dauerregen, die Landshuter Hochzeit im Vorfeld, viele kleine Feste rundherum und die Inflation. All diese Faktoren mögen zu weniger Publikum geführt haben. Doch viele Besucher kritisieren die Preise. Sie sind ihnen schlichtweg zu hoch.
Hier einige Zitate aus der facebook-Gruppe Landshut:
- Sagen wir mal so, je zwei Maß Radler für die Eltern, Schorle fürs Kind, Essen, alle spaßmachenden Fahrgeschäfte und natürlich bissi was Süßes... da ist man einfach mal mindestens 200 Euro auf 3 Stunden los. Mit dem Geld kann man theoretisch auch einen Wochenend-Camping-Ausflug machen.
- Für die Preise bekommt man in der Gastro der Stadt was richtig Gutes ohne Gedränge und Stress. Den Leuten bleibt immer weniger Geld vom Lohn übrig also wird halt gespart wo es geht.
- Also essenstechnisch braucht man auf die Dult nicht gehen. Halbe Ente mit Zubehör = 39 Euro.
- Der Kasten kostet mit dem Wittmann Dultbier 19.90 Euro (Gewinn mit eingerechnet). Die Brauerei ist gleich neben dem Dultgelände. Kann mir also irgendeiner sagen, warum die Maß dann (ohne weitere nennenswerte Transportkosten) das Zehnfache kostet ? Also wir haben bewusst zu Dritt jeweils nur 1 Maß gehabt und sind dann in die Stadt.
- Ich bin z.B. vollberentet und alleinerziehend, da gehen solche Preise wie z.B. 1 große Breze und 250 gr Käse für 14€ nicht
- Zwei Maß Bier, Currywurst und Bratwürste mit Kraut für ca. 45 €. Klar, das ist nicht wenig Geld, dafür war die Stimmung toll, das Wetter super, die Maßkrüge voll und die Portionen wirklich großzügig.
- Ich hab am Kindernachmittag mit meiner eineinhalb jährigen Tochter 70 € gebraucht. Ich geb’s gerne aus, wenn Preis und Leistung stimmt und das hat’s aber leider nicht.
Im Vergleich zu anderen Festen liegt der Bierpreis in Landshut im unteren Niveau.
Doch liegt es tatsächlich hauptsächlich an der Preisgestaltung? Die Inflationsrate sank von 7,2 Prozent im April auf 6,1 Prozent im August. Verglichen mit der Frühjahrsdult blieben die Preise im großen und ganzen stabil. Bei Patrick Schmidt war der Maßpreis mit 11,10 Euro gleich, das halbe Hendl war im August mit 13,60 Euro um 30 Cent teurer als im April, die Allgäuer Käsespätzle mit 12,50 Euro um 40 Cent günstiger als im Frühjahr.
Hier ein Preisvergleich zu anderen Festen:
Gerade beim Bierpreis rangiert Landshut am unteren Ende im Vergleich zu anderen Festen. Mehr als einen Euro günstiger wird hier der Liter Gerstensaft angeboten. Im Preis inbegriffen sind die Gagen für die Musikkapellen und Bands, die durchaus im hohen vierstelligen Bereich liegen und mitfinanziert werden müssen. Auch die Kosten für den Auf- und Abbau der Zelte wirken sich auf die Kalkulation aus.
|
Maß Bier |
Halbes Hendl |
Käsespätzle |
Landshuter Bartlmädult, Patrick Schmidt |
11,10 €uro |
13,60 €uro |
12,50 €uro |
Gillamoos, Festhalle Kuchelbauer |
12,40 €uro |
12,40 €uro |
14,90 €uro |
Regensburger Herbstdult, Glöckl Festzelt |
12,20 €uro |
12,50 €uro |
15,50 €uro |
Rosenheimer Herbstdult, Flötzinger Festzelt |
12,30 €uro |
12,30 €uro |
12,90 €uro |
Gäubodenfest Straubing, Festhalle Nothaft |
12,20 €uro |
12,30 €uro |
14,40 €uro |
Oktoberfest, Augustiner Festhalle |
13,50 €uro |
14,60 €uro |
Nicht im Angebot |
Bierpreisanstieg:
Jährlich wird die Maß auf den Dulten teurer. Das gilt nicht nur für Landshut sondern auch für andere Feste. Besonders stark viel der Anstieg nach den Coronajahren aus. Hier erhöhten die Landshuter Festwirte ohne Absprache mit dem Marktamt um einen zusätzlichen Euro, obwohl die Brauereien die Preise kaum erhöhten. Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Preise durch eine eventuell anhaltende Inflation, bzw. Rezession entwickeln werden.
Nach der Corona-Pause war ein deutlicher Anstieg des Bierpreises zu verzeichnen, die auch mit einer Steigerung der Energiepreise in Folge des Ukrainekrieges begründet wurden. - Grafik: W. Götz