Landshut (23.03.2018) Wie können wir unsere Zukunft verantwortlich gestalten? Diese Frage stellten sich rund 80 Besucher am 19. März auf einer Veranstaltung an der Hochschule Landshut. Theologe und Wirtschaftsethiker Dr. Alfons Hämmerl (Hochschulgemeinde) - im Bild am Rednerpult - hinterfragte dort die immer kürzer werdenden Innovationszyklen, die der Gesellschaft und dem Menschen nicht die erhoffte Erfüllung brächten.
Im zweiten Vortrag plädierte die Foresight-Expertin Beate Schulz-Montag (Geschäftsführerin der Initiative D2030) für einen intensiven Diskurs über die Zukunft und zeigte verschiedene Zukunftsszenarien auf. Die Veranstaltung war Teil der Reihe Technologie- und Innovationsmanagement, die vom Institut für technologiebasierte Zusammenarbeit der Hochschule Landshut durchgeführt wird, unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Markus Schmitt (Fakultät Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen), in Kooperation mit der DGQ sowie der Regionalgruppe Ost-/Niederbayern des VWI.
In einer Gesellschaft, die geprägt sei durch Fortschritt, hohes Wohlstandsniveau, Freiheit und Demokratie, fühle man sich gut für die Zukunft gewappnet, erklärte Schmitt in seiner Einführung. Doch man stoße an Grenzen. Menschen hätten oft Schwierigkeiten, ihre Perspektive zu finden. Da helfe auch Technik und Wirtschaftswissenschaft nicht weiter. Die Veranstaltung beleuchtete daher die Frage nach einer verantwortungsvoll gestalteten Zukunft aus der Perspektive der Philosophie, der Soziologie und Ethik sowie der Zukunftsforschung.
Innovation bedeutet Beschleunigung
Hämmerl startete mit der Aussage, Innovationen seien Dreh- und Angelpunkt heutiger Ökonomie: „Innovation bedeutet immer Vorsprung und damit ständige Beschleunigung.“ Die Geschwindigkeit von Mobilität, Transport oder Kommunikation habe sich erhöht – wie auch im sozialen Wandel: Erfahrungen und Erwartungen oder Werte seien immer weniger lang gültig. Motoren dieser Beschleunigung sah Hämmerl zum einen in den sozialen Verhältnisse: Früher sei man als König oder Bauer geboren worden. Heute könne man immer etwas aus seinem Leben machen – das bedeute aber auch ständigen Wettbewerb. Zum anderen sprach Hämmerl von Kultur und Religion: Während früher das Leben nach dem Tod als Erfüllung galt, werde heute der Sinn in einem guten, erfüllten Leben gesucht. Das Dilemma: Das Menschenleben sei schlicht zu kurz.
„Auf der Suche nach einer Postwachstumsgesellschaft muss man sich mit dem Leben und der Zeit wieder vertraut machen“, betonte Hämmerl. Es reiche nicht, die Innovationskraft nur nach außen zu richten, das Prinzip des Fortschritts müsse auch auf sich selbst angewandt werden.
Zukunft für Deutschland gestalten
Auch Beate Schulz-Montag forderte in ihrem Vortrag: weg vom „weiter so“ und stattdessen eine gesamtgesellschaftlichen Zukunftsdebatte führen. Sie sprach über die Initiative D2030: Ziel ist, eine Landkarte der Zukunft entwerfen und Szenarien entwickeln. Diese Zukunftsbilder sollen helfen zu erkennen, vor welchen Herausforderungen wir stehen, welche Handlungsalternativen wir haben und wo wir weiterdenken müssen. „Es gab bisher keine vernetzte Sicht auf diese Themen“, betonte Schulz-Montag.
Die Gegenwart ließe sich am besten mit dem Szenario „Spurtreue Beschleunigung“ beschreiben. Mögliche Entwicklungen: Wohlstand oder unaufhaltsamer Abstieg – oder unternehmerischer Erfolg bei gespaltener Gesellschaft. Letzteres wird als wahrscheinlichstes Zukunftsszenario gesehen. Die Ergebnisse enthalten keinen Masterplan, aber werfen Fragen auf. „Wir wollen den Raum möglicher Entwicklungen ausloten, um besser auf die Zukunft vorbereitet zu sein“, fasste Schulz-Montag zusammen.
Foto Hochschule Landhsut
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Das Institut für technologiebasierte Zusammenarbeit (ITZ) dient als zentraler Ansprechpartner für die vielfältigen Möglichkeiten von gemeinsamen Aktivitäten im Rahmen des Technologietransfers der Hochschule Landshut. Insbesondere technologieorientierte Unternehmen können durch die Zusammenarbeit mit der Hochschule durch neueste wissenschaftliche Kenntnisse mit hohem Praxiswissen und Anwendungsbezug profitieren.
Ein wertvolles Instrument, um den Kontakt zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu fördern sowie Wissen und Know-how auszutauschen, bilden die drei Kompetenznetzwerke der Hochschule Landshut: Leichtbau-Cluster, Cluster Mikrosystemtechnik, Netzwerk Medizintechnik. Organisiert im ITZ der Hochschule sind aus den vielfältigen Veranstaltungen neben dem Kennenlernen von potenziellen Partnerunternehmen, dem Informationsaustausch und der Qualifizierung von Mitarbeitern/-innen vielfältige gemeinsame Projekte der Partner entstanden.