Bayern - pm (14.11.2020) „Es ist nicht zielführend, wenn wöchentlich Brandbriefe einzelner Interessensgruppen Richtung Staatskanzlei versendet werden. Solche Einzelaktionen belasten das Verhältnis in der Schulfamilie. Wie in anderen Familien auch müssen wir doch gemeinsam die Probleme lösen. Wir Lehrer können die Wünsche und Ängste der Eltern nachvollziehen, aber an schulischen Prozessen sind eben nicht nur sie beteiligt“, so Michael Schwägerl (Foto), der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands (bpv) zu einem offenen Brief der Elternverbände an Ministerpräsident Söder vom 12.11.2020.
Ganz deutlich stellt sich Schwägerl deswegen gegen einzelne Forderungen, die von den Elternverbänden in ihrem offenen Brief aufgestellt werden: „Man hat fast das Gefühl, dass die Eltern nun alles selbst an den Schulen entscheiden wollen: Es gibt kein Übertrittsverfahren mehr, die Schüler können auch zuhause bleiben und die Lehrer sorgen für Streamingunterricht in Netflix-Qualität, der Datenschutz bleibt natürlich außen vor. Außerdem haben die Lehrkräfte Anweisungen zu erhalten und sollen diese befolgen. Eltern sind allerdings nicht der oberste Dienstherr der Lehrkräfte.“
In diesen Zeiten sollten eigentlich Kooperation und Kommunikation im Vordergrund stehen.
Umfrage: Großteil der Lehrer an der Belastungsgrenze
„Auf keinen Fall können die Lehrkräfte noch mehr Aufgaben übernehmen, wie dies in dem Schreiben gefordert wird. Sie sind jetzt schon an der Grenze ihrer Belastung!“, mahnt Schwägerl.
Dies zeigt eine Umfrage, die der bpv letzte Woche unter seinen Mitgliedern durchgeführt hat.
Stark beziehungsweise sehr stark belastet fühlen sich
89 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer durch ein zu hohes Arbeitspensum
90 Prozent durch die Ungewissheit und die mangelnde Planbarkeit
72 Prozent wegen der Sorge um die eigene Gesundheit
73 Prozent durch Störung der üblichen Schulroutine durch Hygienemaßnahmen (z.B. Lüften, Pausenregelung, straffe Sitzordnung)
72 Prozent wegen Mehrarbeit (z.B. für Vertretungen)
Durch den von den Eltern geforderten parallellaufenden Distanz- und Präsenzunterricht fühlen sich bereits jetzt 90 Prozent der Lehrkräfte, die Schüler in Quarantäne mit betreuen, stark oder sehr stark belastet.
Der bpv (Bayerischer Philologenverband) fordert daher dringend mehr Gesundheitsschutz für diejenigen, die in den Klassenzimmern stehen. Außerdem müssen die Kommunen sich endlich beim Thema Luftreiniger bewegen und für frische Luft in den Klassenzimmern sorgen. Die Umfrage hat nämlich auch ergeben, dass 31 Prozent der Lehrkräfte Defizite im Bereich des Lüftens an ihren Schulen feststellen. „Die Klassenzimmer müssen jetzt sicherer werden – davon profitieren Lehrer und Schüler und letztlich auch die Eltern.“
Gymnasialer Schulgipfel
Mehr Gesprächsbereitschaft erhoffte sich Schwägerl beim gymnasialen Schulgipfel (13.11.). „Die gymnasiale Schulfamilie hat sich eigentlich immer durch vertrauensvolle Zusammenarbeit ausgezeichnet. Dies sollten wir nicht nur beim G9, sondern auch in Krisenzeiten hochhalten. Deswegen erhoffe ich mir konstruktive Vorschläge zum Wohle Aller und keine Durchsetzung von Einzelinteressen“, schließt Schwägerl ab.
Für den Inhalt verantwortlich:
Benedikt Karl, Pressereferent des bpv (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; Mobil: 0172 8483399)