Landkreis Landshut (2.05.2016) - Ihr halbes Leben lang, 45 Jahre, hat die aus Münchau bei Breslau gebürtige Annemarie Fischer das Ehrenamt der Kulturreferentin der Ortsgruppe Vilsbiburg der Landmannschaft Schlesien bekleidet. Für dieses außergewöhnliche Engagement hat ihr Landrat Peter Dreier im Beisein von Angehörigen der Seniorin und von Vilsbiburgs Bürgermeister Helmut Haider das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt überreicht – eine Auszeichnung, die die Seniorin sichtlich mit großer Freude erfüllte.
Auch für Landrat Dreier war die Begegnung mit der Seniorin und die kleine Feierstunde eine Freude und ein bewegender Augenblick mitten in seinem dichtbepackten Terminkalender, wie er ausführte: Ehrenamtlich so hoch engagierte Menschen wie die 89-jährige Vilsbiburgerin hielten diese Gesellschaft zusammen; sie seien es, die sich höchste Verdienste um die Gemeinschaft erwerben.
Kommunen und Gesellschaft wären um so vieles ärmer ohne das Ehrenamt, stellte auch Bürgermeister Haider bei der Gratulation zu der Auszeichnung fest, die Annemarie Fischer im Landratsamt Landshut überreicht wurde. Im Lebenslauf der 89-Jährigen spiegelt sich das Schicksal vieler Deutscher aus den früheren Ostgebieten des Landes wider: Im Dezember 1926 in Münchau in der Nähe von Breslau geboren, konnten sich sie und ihre Angehörigen im Januar 1945 noch gerade rechtzeitig einem Flüchtlingstreck anschließen, bevor die Rote Armee in Schlesien einbrach.
Mit ihrem Mann hat Annemarie Fischer vier Kinder großgezogen, sie freut sich heute über ihre zwölf Enkelkinder und fünf Urenkel. Im Jahr 1968 ist sie in die Ortsgruppe Vilsbiburg der Landmannschaft Schlesien eingetreten, würdigte Landrat Dreier den Beginn ihres ehrenamtlichen Engagements: „Sie übernahmen das Amt der Kulturreferentin, welches Sie bis 2013 ausübten, also 45 Jahre lang“, betonte er in seiner Laudatio auf die Seniorin.
Ihr Ehemann Ernst Fischer war damals Kreisvorsitzender der Landsmannschaft und seine Frau unterstützte ihn bei der Errichtung der Heimatstube Schlesien in Vilsbiburg. Annemarie Fischer sammelte und archivierte viele Kulturgüter, von Dokumenten über Bücher und Bilder bis zu traditioneller Kleidung und Trachten aus der schlesischen Heimat.
Als Kulturreferentin organisierte sie zahlreiche Veranstaltungen wie zum Beispiel Lesungen zu heimatgeschichtlichen und kulturellen Themen. An Festtagen wie Muttertag, Kirchweih und Weihnachten sorgte sie für ein anspruchsvolles Rahmenprogramm, vor allem auch mit Texten, Liedern und Gedichten in schlesischer Mundart.
Die ganze Zeit über leitete sie auch den Chor der Ortsgruppe. Mit Liedern aus der alten Heimat, aber auch aus Niederbayern umrahmte der Chor unter der Leitung von Annemarie Fischer viele Festlichkeiten und Veranstaltungen. Für die Frauengruppe der Landsmannschaft Schlesien – auch hier stand sie 45 Jahre an der Spitze – organisierte sie monatliche Treffen zur Pflege des schlesischen Kultur- und Liedguts sowie des Brauchtums.
Mit ihrem unermüdlichen Einsatz hat Annemarie Fischer nach den Worten von Landrat Dreier sehr viel geleistet für die Geselligkeit und den Zusammenhalt der Landsmannschaft. Mit der Auszeichnung, die der bayerische Ministerpräsident erteilt, habe sie nun ein sehr berechtigte Ehrung erfahren.
Im Bild oben: Für 45 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit in der Landsmannschaft Schlesien ist die 89-jährige Vilsbiburgerin Annemarie Fischer mit dem Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet worden. Das Bild zeigt sie im Kreis von Angehörigen sowie mit Landrat Peter Dreier, der ihr auch einen Blumenstrauß überreichte, und Vilsbiburgs Bürgermeister Helmut Haider bei einer kleinen Feierstunde im Landratsamt.