Fotos (W. Götz): Der baumfreie Platz vor dem Kloster Seligenthal soll auch weiterhin baumfrei bleiben.
Landshut – gw (20.10.2018) Die Argumente der Verwaltung waren teilweise kurios bis hin zu grotesk. Der Beobachter im Bausenat musste den Eindruck gewinnen, dass mit aller Macht versucht wird, schattenspendendes Grün auf dem Platz zu verhindern. Wegen Leitungen unter der Erde, wegen der barocken Fassade des Kloster Seligenthal, des Bismarckplatzfestes oder wegen der Schüler, die lieber um den Aschenbecher, als unter einen Baum stehen wollen. Letztere sehen das übrigens ganz anders.
„Ergänzungsmaßnahmen Bismarckplatz“ lautete die Überschrift auf der Tagesordnung hinter der sich zwei Anträge versteckten. Antrag Eins der ödp und der Grünen für weitere Baumpflanzungen und Antrag Zwei gegen weitere Bäume, gestellt von Lothar Reichwein und der CSU-Fraktion.
Sieht seitens der Verwaltung keinen Bedarf für weitere Bäume: Elisabeth Oberpriller.
Elisabeth Oberpriller, Sachgebiet Sanierungsstelle, zählte Schritt für Schritt alle mögliche Argumente gegen weitere Baumpflanzung auf: Die Barockfassade des Klosters Seligenthal wird durch weitere Bäume gestört, Der Bismarckplatz ist kein Platz der Ruhe sondern der Bewegung, wer Schatten sucht, findet diesen auch im Bushäuschen. Und weiter: Bäume auf der Gehwegnase vor der Pizzastube beeinträchtigen das Baudenkmal, den Wirt und seine Sondernutzung, dessen Gäste sowie die Schüler auf dem Weg von und zu Seligenthal.
Kurzum: Bäume sind dort nicht notwendig. Denn ein Baum dort, würde das Klima auch nicht retten.
Wie es sein kann, dass dann Parkplätze vor die barocke Klosterfassade passen, hinterfragte Stefan Gruber (Grüne) die Meinung der Verwaltung. Denn im Gegensatz zu früher stehen dort Autos und keine Kutschen und wollte die Argumente der Verwaltung nicht nachvollziehen. „Es ist doch angenehm, wenn dort Bäume stehen“.
Elke März-Granda verteidigte ihren Antrag: Es geht doch um die Aufenthaltsquaität am Platz und dazu wollen die Bürger Bäume. Das ist besser, als die künstliche Beschattung durch ein Bushäuschen.
Ebenso trug Lothar Reichwein (CSU) vor, warum der Bismarckplatz keine weiteren Bäume braucht. Diese sind problematisch bei der Bewirtschaftung des Bismarckplatzfestes, der künftige Wirt der Pizzastube benötigt den Platz für seine Außenbestuhlung, und der Platz verfügt eh schon über eine sehr schöne Bepflanzung. „Bitte lasst den Bismarckplatz so, wie er ist“,schloss er seinen Vortrag.
Drei Baumfreunde: Stefan Gruber, Elke März-Granda und Gerd Steinberger (von links). Sie erhielten Unterstützung durch Tilmann von Kuepach.
Auch Gerd Steinberger (SPD) reihte sich in die Reihe der Baumfreunde mit ein. „Ich finde, dass fünf bis sechs Kugelbäume entlang der Straße gut passen und das Pflaster auflockern.“ Auch Tilman von Kuepach (Landshuter Mitte) sprach sich für mehr Grün aus. Er könne sich einen großen Baum vor dem Kloster sehr gut vorstellen, denn zur Gestaltung von Plätzen gehören auch Bäume. Was die Bewirtschaftung des Bismarckplatzfestes anbelangt, sei das für Kuepch nur eine Sache der Organisation.
Dass das mit den Bäumen schwierig sei, bekräftigte auch Baudirektor Johannes Doll. Denn unter dem Platz liegen zahlreiche Versorgungsleitungen. Dadurch ird das Baumpflanzen schwieriger und teurer.
„Wir sollten unsere Plätze aufwerten und die Aufenthaltsqualität erhöhen“, war Elke März-Granda nochmals. Oberbürgermeister Alexander Putz erinnerte dagegen, dass „wir an dem Platz schon sehr viel gestaltet haben“ und jetzt den Platz nicht schlecht reden sollten.
Auch im Außenbereich vor der Pizzastube wird kein weiterer Baum gewünscht.
Elisabeth Oberpriller wiederholte die Meinung der Verwaltung: „Ein einziger Baum vor dem Kloster würde stören“ und berichtete von ihrer persönlichen Beobachtung: „Die Schüler suchen keinen Baum, sondern den nächsten Aschenbecher.“ „Baumpflanzungen würden aus unserer Sicht stören“, fasste sie zusammen.
Was die Schüler des Klosters Seligenthal anbelangt, teilen diese den Beschluss des Bausenats auf weitere Bäume zu verzichten (5:5 Stimmen) nicht wirklich. Vor Ort sprachen sich Schüler ganz klar für weitere Bäume aus. Denn diese würden Sicht- und Lärmschutz zur Straße bieten und im Sommer auf den Granit gepflasterten Platz für kühlenden Schatten sorgen.