Landshut - pm (08.05.2019) Jungunternehmer wollen Gründergeist bereits in der Schule gefördert wissen und üben Kritik an Kreditvergabe der Banken: „Idee an sich ist nichts wert“ - Internet der Dinge, Blockchain, digitale Verwaltung: Judith Gerlach (5.v.li.i.B.) kümmert sich als Bayerns Digitalministerin um die ganze Bandbreite der Digitalisierung im Freistaat.
Auf Einladung von Landshuts Landtagsabgeordnetem Helmut Radlmeier besuchte sie kürzlich das Gründerzentrum LINK. Die Ministerin wollte dabei gemeinsam mit Oberbürgermeister Alexander Putz herausfinden, wie man Start-ups noch besser unterstützen kann. An entsprechenden Ideen der dort angesiedelten Gründer mangelt es jedenfalls nicht, stellten die hochrangigen Gäste fest.
Judith Gerlach ist gewissermaßen selbst Gründerin: Die CSU-Politikerin hat das erst im Zuge der Bildung der neuen Staatsregierung im Spätherbst 2018 neu geschaffene Bayerische Staatsministerium für Digitales aufgebaut. Ein „staatliches Start-up“ also, wie es Gerlach gerne nennt. Nun soll die „digitale Denkfabrik der Staatsregierung“ die Digitalisierung in Bayern mit voranbringen. Dafür sammelt die Ministerin im Freistaat die Eindrücke von jungen Gründern. „Was läuft gut? Was kann noch besser werden? Welche Erfahrungen wurden vor, während und nach der Gründung des Unternehmens gemacht?“, wollte Gerlach daher auch von den Jungunternehmern, die im Landshuter Gründerzentrum LINK zusammenkommen, wissen.
Die Angst vor dem Scheitern ist dabei nach Ansicht der Jungunternehmer ein großes Hemmnis beim Gründen. Viele scheuten den Schritt zur Gründung einer eigenen Firma, da in Deutschland das Scheitern des Unternehmens oft mit einem persönlichen Versagen gleichgesetzt werde. In den USA sei dies beispielsweise ganz anders. Die Hürden seien hierzulande noch zu sehr in den Köpfen drin – das müsse sich ändern, forderten die Gründer. Die Runde war sich einig, dass man hier schon früh ansetzen müsse. Den Gründergeist solle man am besten schon in der Schule fördern.
Ein handfestes Problem sahen andere bei den verfügbaren finanziellen Mitteln. „Die Idee an sich ist in Deutschland nichts wert“, beklagte ein Jung-Unternehmer. Einen Kredit bei der Bank bekomme man dafür selten. Doch ein ausreichendes Startkapital sei in der Regel die Voraussetzung, um das eigene Unternehmen überhaupt an den Start bringen zu können. Außerdem sei es schwierig, Gleichgesinnte für die Gründung zu finden. Eine regionale Online-Plattform könne vielleicht Abhilfe schaffen, so eine Anregung. Auf einer solchen Plattform könnten Gründer sich ihr Team zusammenstellen. Sobald das gelungen ist, biete Landshuts Gründerzentrum dann die optimale Infrastruktur.
Das Digitale Gründerzentrum LINK ist Teil des Gründerzentrums Digitalisierung Niederbayern und bietet jungen Gründern günstige Büros, Beratung bei Anträgen sowie ein Netzwerk zum Erfahrungsaustausch. Bis das eigene Gebäude in der Nähe der Hochschule fertig ist, sind die Gründer noch in der Altstadt, 1. Stock (über dem Geschäft Fielmann) untergebracht. Gefördert wird das Zentrum vom Freistaat. Das dahinterstehende Programm „Gründerland.Bayern“ lobte Landshuts Oberbürgermeister Alexander Putz als „eine tolle Sache“. Durch das Gründerzentrum baue die Region ihre Innovationskraft als Wirtschaftsstandort weiter aus.
Wie richtig die Entscheidung war, ein Gründerzentrum in Landshut einzurichten, zeigte sich in der Gesprächsrunde, in der sich die Gründer mit der Politik austauschten. Die im Gründerzentrum untergebrachten Start-ups beschäftigen sich mit einer breiten Ideen-Palette aus den verschiedensten Bereichen. Eine regionale Handelsplattform für regenerative Energie, die Optimierung von Betriebsabläufen anhand von Daten oder die Vernetzung von Maschinen waren dabei nur einige Beispiele.
Philipp Landerer, der als Netzwerkmanager die Aktivitäten rund um das LINK koordiniert, konnte auf so manches erfolgreiche Start-up aus Landshut verweisen. Eines der Landshuter Eigengewächse sei vor kurzem sogar als eines der am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen in ganz Deutschland ausgezeichnet worden. Das beeindruckte auch Digitalministerin Gerlach, die den Gründern für die Anregungen dankte und den Teams viel Erfolg bei ihren Projekten wünschte.
Im Bild oben: Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (Fünfte von links), Oberbürgermeister Alexander Putz (Achter von links) und Landtagsabgeordneter Helmut Radlmeier (Dritter von links) suchten im Digitalen Gründerzentrum LINK das direkte Gespräch mit jungen Unternehmensgründern.