Keine Lederhose, sondern einen Ulmenbaum überreichten die ÖDP-Stadträtinnen Elke März-Granda und Christine Ackermann an den einstimmig zum OB-Kandidaten gewählten Dr. Stefan Müller-Kroehling.
Landshut - hs (04.06.2019) Das Wahlergebnis voraus: Der überhaupt erste ÖDP-Kandidat für eine Oberbürgermeisterwahl (am 15. März 2020) bekam bei der Nominierungsversammlung letzte Woche im Gasthaus Zur Insel in geheimer Abstimmung 100 Prozent. Zuvor begeisterte der 49-jährige promovierte Forstwirt mit einer 45 Minuten langen Bewerbungsrede.
Seit 25 Jahren lebt er mit seiner Familie - verheiratet mit einer Vilstalerin - in der Region Landshut. Seit mehreren Jahren gehört er dem Naturschutzbeirat der Stadt und des Landkreises an. Beim naturwissenschaftlichen Verein ist er 2. Vorsitzender. Seine Geburtsstadt ist jene Stadt Münster, die mehr Fahrräder hat als Einwohner.
Schnell kam der gertenschlanke, knapp 180 Zentimeter große OB-Kandidat zu seinen Kernthemen: "Unser Wachstum ist auf Pump erkauft - wir klauen es von den Generationen nach uns. Ich kann ihnen gar nicht sagen wie dankbar und stolz ich auf die Fridays-for Future-Generation bin. Schulstreik gegen den Bummelstreik der Politiker mit ihrem "nach mir die Sintflut".
Wirtschaftswachstum sei auch in Landshut das erklärte das Ziel. Wachstum sei der Motor unserer Wirtschaft. "Wachstum ist toll! Ohne Wachstum geht es nicht! Doch irgendwann wird Wachstum zur Wucherung!" Also formulierte Dr. Müller-Kroehling seinen Fragenkatalog. "Was wächst denn in Landshut"
- die Schulden
- der Flächenfraß und die Flächenversiegelung
-der Verlust naturnaher Flächen
- die Zahl der gefällten Bäume
- die Staus auf den Straßen
- die Zukunftsängste der Bürger
- die soziale Ungleichheit und Ungleichverteilung des Vermögens
- die Zahl der Spielhallen
- der Einfluss der Immobilienbranche in der Stadtpolitik
- die Mieten als globalisiertes Spekulationsobjekt
- die Landschaftsverschandelung z.B. durch Industrie-Hallenlandschaften vor den Toren der Stadt
- der individuell erzeugte Verkehrslärm in der Altstadt
- die Zahl der Billigflieger, die aus dem Erdinger Moos abheben und zunehmend auch Landshut überfliegen - randvoll mit steuerfreiem Flugbenzin
- die Einseitigkeit der Verkehrspolitik für den motorisierten Individualverkehr
- der Nitrat- und Pestizitgehalt in der Luft, im Grundwasser und Trinkwasser und in den Böden
- dIe Menge von Mikroplastik in unserer Isar
- die Liste der ausgestorbenen Arten in der Stadt
- die Häufigkeit der Hochwässer
Der Redner zieht sarkastisch Bilanz: "Ein schönes Wachstum ist das!"
Der ÖDP-OB-Kandidat wirbt dagegen für eine vorausschauende Stadtpolitik, für eine gesunde Mischung in gewachsenen Stadtvierteln. Bei der vielbeschworenen Wohnungsnot sieht er in erster Linie die Staatsregierung in der Verantwortung. Der sozale Wohnungsbau werde seit vielen Jahren sträflich versäumt.
"Weniger Wachstum ist mehr Landshut!"
Es sei höchst Zeit, dass die ÖDP aus dem Nischendasein herauskomme. Die Stadtpolitik müsse den Menschen und seine Umwelt in den Mittelpunkt stellen. Daher plädiere er für den Slogan "Weniger Wachstum ist mehr Landshut!" Deshalb wolle er das Wachstum drosseln. Er werde auch keine Weißwürst und keinen Gratis-Lebekäs bei seinen Versammlungen und an seinen Infoständen anbieten, aber er verspreche allen Landshuter: "Ich setze mich mit Herz und Verstand für unser liebenswertes Landshut ein!"