Fahrradfahrer bekommen keine Gleichstellung zum Autoverkehr zwischen dem Hotel Michl und der Nikolakirche. - Fotos: W. Götz
Landshut - gw (16.07.2019) Die Meinungen waren klar geteilt, ob die Verbindung zwischen der Innenstadt und dem Hauptbahnhof über die Papierer- und Nikolastraße Fahrradstraße werden soll oder nicht. Die Verwaltung hätte es begrüßt, hier Radfahrer mit dem Autoverkehr auf gleiche Ebene zu stellen. Doch der Grüne Antrag wurde von CSU und Freien Wählern abgelehnt. OB Putz versuchte davor noch eine „goldene Brücke“ zu bauen.
Zu Beginn der Debatte erläuterte Magnus Stadler seitens der städtischen Verkehrsplanung die Gegebenheiten. 1.400 bis 2.000 Radfahrer und 2.800 bis 5.300 Autofahrer benutzen diese Route im Schnitt diese Route. Es handelt sich hier also um Mischverkehr. Der Autoverkehr muss sich in einer Fahrradstraße allerdings dem Fahrradverkehr anpassen, in Sachen Überholen und Geschwindigkeit.
Fahrradstraßen dienen allerdings auch dazu, das Radfahren in der Stadt zu fördern und den Anteil an Velos im städtischen Verkehr zu steigern. So empfahl er den Straßenzug als Fahrradstraße auszuweisen mit der Zusatzbeschilderung „Kfz frei“. So können alle Schulen, öffentliche Einrichtungen und Betriebe weiterhin per Auto erreicht werden. Zusätzlich solle entlang der Parkplätze ein blauer Schutzstreifen auf der Fahrbahn markiert werden. Das schützt Radfahrer vor sich plötzlich öffnenden Autotüren.
„Die Straße liegt stadtauswärts in der Hauptfahrradroute“, erklärte Mitantragsteller Dr. Thomas Keyßner (Grüne) und hat seit 1999 Priorität für den Radverkehr zwischen Innenstadt, Hauptbahnhof und weiter in die Wolfgangssiedlung. In der parallel verlaufenden Luitpoldstraße herrsche dagegen eine Scheinsicherheit für Radfahrer wegen der zahlreichen Ein- und Ausfahrten sowie Rechtsabbieger. Hier kam es schon zu tödlichen Unfällen.
Oberbürgermeister Alexander Putz fasste den Zweck einer Fahrradstraße kurz zusammen: Radfahrer dürfen weiter in der Straße fahren und Autofahrer sollen nicht überholen. Für die Landshuter Mitte empfahl Dr. Maria Fick, über die Medien mehr Aufklärungsarbeit zu betreiben, was eine Fahrradstraße ist. Insgesamt stellt für sie eine Fahrradstraße mehr Sicherheit dar. Zusätzlich solle man sich auch Gedanken machen, den Radverkehr sicher über die Luidpoldbrücke zu bringen.
Die Polizei riet in ihrer Stellungnahme von einer Fahrradstraße ab, weil wegen des hohen Pkw und Lkw-Verkehr Konflikte mit dem Radverkehr gesehen werden. „Wirklich?“, das konnte Prof. Dr. Frank Palme (Grüne) nicht nachvollziehen, dass die Polizei bei einer Fahrradstraße eine höhere Gefährdung sieht.
„Wenn wir den Fahrradverkehr stärken wollen, sollten wir das auch tun“, begrüßte Robert Gewies die Fahrradstraße. Der einzige Vorteil: „Fahrradfahrer dürfen dort nebeneinander fahren.“ Er empfahl allen Skeptikern über ihren eigenen Schatten zu springen.
Für Fahrradfahrer als Verbindung zum Hauptbahnhof ausgeschildert.
Oberbürgermeister Alexander Putz versuchte die Skeptiker mit Diplomatie zu gewinnen. „Wir machen das probeweise und zählen den Verkehr ein Jahr lang.So wissen wir ob der Effekt eintritt und mehr Radfahrer unterwegs sind.“
Seitens der Skeptiker meldete sich Willi Hess (CSU) als erster zu Wort: „Wieso sollen wir in eine gut funktionierende 30er-Zone eingreifen? Dann können wir doch gleich alle 30er-Zonen zu Fahrradstraßen machen.“ Er plädierte für eine Ausweisung erst ab einem Anteil von 40 Prozent Radfahrern. „Da sind wir weit weg.“
Lothar Reichwein (CSU) sprach „über eine schwierige Situation“. „Busse, Hotelanreisende, Lkw (Meyermühle), ich kann mir nicht vorstellen, dass das gut geht.
„Für mich ist das hier schon mehr Sicherheit, gegenüber der Luidpoldstraße, den Radverkehr hier zu bündeln“, erklärte Prof. Dr. Frank Palme. „Es geht darum, hier mehr Sicherheit zu schaffen, die man woanders nicht hat.“ Dr. Thomas Keyßner warb dafür den Vorschlag von OB Alexander Putz anzunehmen und ein Jahr lang zu testen.“ Dem schloss sich auch Dr. Maria Fick an: „Es soll ja zum Vorteil der Bürger sein, wenn wir selbst Zahlen sammeln.“
„Ich komme zu einem anderen Schluss“, erwiderte Dr. Thomas Haslinger (CSU). „Wir sind im Fahrradverkehr sehr gut, aber ich sehe die Faktenlage anders.“ An die Adresse der Grünen gemünzt, forderte er, den Widerstand gegen Umgehungsstraßen aufzugeben um so den Durchgangsverkehr zu reduzieren. Insgesamt hat Haslinger die Sorge, dass es in der Fahrradstraße wegen links vor rechts zu gefährlichen Situationen kommt.
Dass der Radweg entlang der Luitpoldstraße nicht optimal ist, steht für Robert Mader (FW) außer Frage. „Daher sollten wir eher hier ansetzen, denn ich frage mich ob die Papiererstraße die richtige Lösung ist. Wir haben hier Behörden, Schulen und Industrie.“
Auch Norbert Hoffmann (FDP) plädierte für den Vorschlag von OB Alexander Putz. „Wenn nur immer gesagt wird, hier und dort ist es nicht geeignet, wo dann“, fragte er an die Kritiker. Er warb auch für eine sofortige Abstimmung, während Prof. Dr. Frank Palme eine zweite Lesung forderte.
Mit 5 zu 5 Stimmen wurde die Ausweisung der Spange Papierer-, Nikolastraße zur Fahrradstraße abgelehnt. Dafür waren OB Alexander Putz, Dr, Maria Fick, Prof. Dr. Frank Palme, Robert Gewies und Norbert Hoffmann. Dagegen waren Dr. Thomas Haslinger, Lothar Reichwein, Willi Hess, Maximilian Götzer und Robert Mader.