In die Jahre gekommen beim Brandschutz, bei der Hygiene, der Barrierefreiheit und bei der Schadstoffbelastung, das Rathaus in der Altstadt. - Foto: W. Götz
Landshut – gw (09.11.2019) Eine städtische Baustelle jagt die andere. Während das Stadttheater und das Stadtmuseum wohl einige Jahre auf ihre Realisierung warten müssen, steht eine Frischzellenkur für das Rathaus in der Altstadt an. Nach ersten groben Schätzungen sind dafür 17 Millionen Euro zu veranschlagen, um das zu bewerkstelligen, was gerichtet werden muss. Besondere Extrawünsche sind dabei noch nicht berücksichtigt, außer einem Fluchtweg aus dem Trauungszimmer.
Bereits im Jahr 2016 wurde ein Gutachter beauftragt, den Brandschutz im Rathaus I und den dazugehörigen Gebäuden in der Fleischbankgasse zu überprüfen. Herausgekommen ist dabei ein umfangreicher Katalog, um den Anforderungen der Bauordnung gerecht zu werden.
So wurde eine ellenlange Liste erstellt, die die Defizite beim Brandschutz, in der Hygiene, der Barrierefreiheit und bei Schadstoffen aufzeigt. Nur einige Punkte daraus: Asbesthaltige Wände, überalterte Elektro- und Trinkwasserinstallation, Brandmelde- und Blitzschutzanlage, Aufzüge usw...
Exemplarisch projizierte Gerhard Mayer vom Amt für Gebäudewirtschaft verschiedene Grundrisse des Rathauses an die Wand, die er mit dem Kommentar “Alles, was nicht weiß ist, ist schlecht“ kommentierte. Bei der Barrierefreiheit mangelt es zum Beispiel an der Breite von Aufzugtüren, beim Brandschutz an Balken, die die drei Giebeldächer miteinander verbinden und beim Trinkwasser fließt aus weit entfernten Wasserbecken durchaus mal braune Brühe heraus. Das liegt an verzinkten Rohren, die einfach fertig sind, beschrieb Mayer den Zustand und mit einem blinzelnden Auge merkte er an: „Da kann man sich gleich den Teebeutel sparen“.
Alles was nicht weiß ist, ist schlecht - Grafik: Dipl. Ing. Architekt B. Fischer
Erschwert wird alles durch die verschiedenen Höhenniveaus in dem weit verzweigten Gebäudekomplex. Das stattliche Flügel-Bauwerk entstand durch die Zusammenlegung und Umgestaltung von drei einzelnen gotischen Häusern. Im Jahr 1380 erwarb die Stadt das mittlere Haus, 1452 und 1503 kamen die Erweiterungsbauten dazu.
Die Kostenschätzung, um das Rathaus I wieder up to date zu bringen beläuft sich auf rund 17 Millionen Euro. Dieser Betrag enthält keine Renovierungen, Umbauten oder Instandsetzungen, also keine Extrawünsche. Aber einige konkrete Ideen gibt es schon. So sollte die öffentliche Toilette in der Fleischbankgasse verlegt und barrierefrei gestaltet werden. So könnte das angrenzende Trauungszimmer des Standesamtes mit einem Fluchtweg ausgestattet werden, was in seiner humoristischen Doppeldeutigkeit fraktionsübergreifend zur Erheiterung beitrug.
Oberbürgermeister Alexander Putz bedankte sich bei Gerhard Mayer für die detaillierte Machbarkeitsstudie und kommentierte das, was zu tun ist mit: „Wir sind verpflichtet zu handeln, sonst haben wir ein Haftungsproblem“. Aber es bereitet ihm auch Sorgen wegen der Finanzierbarkeit und Machbarkeit.
Vorerst gab der Bausenat einstimmig grünes Licht, die Ertüchtigung des Rathauses in der historischen Altstadt in den dringlichen Bedarf zu schieben. Wenn die Bauphase startet, müssen natürlich auch die nächsten Termine der Landshuter Hochzeit 2021, 2025 und 2029 berücksichtigt werden, da der Rathausprunksaal eine wichtige Aufführungsstätte für das große Landshuter Fest darstellt.