Rotttenburg - pm (05.08.2020) Mittlerweile hat die gemeinsame Sommerreise der niederbayerischen SPD-Abgeordneten eine langjährige Tradition. Der Fokus in diesem Jahr für die Pfeffenhausener Landtagsabgeordnete Ruth Müller, ihren Passauer Kollegen Christian Flisek, MdL und die Parlamentarische Staatssekretärin für Justiz und Verbraucherschutz, Rita Hagl-Kehl, MdB: Die Auswirkungen der COVID19-Pandemie für den niederbayerischen Tourismus.
Auf ihrer dreitägigen Tour durch ganz Niederbayern informieren sich die Abgeordneten bei Vertretern unterschiedlicher Tourismus-Segmente wie Hotellerie, Gastronomie, Tourismusdestinationen und Reiseverkehrsunternehmen. So auch in der Heimatregion der Abgeordneten Ruth Müller beim Reisebüro und Bustours Amberger GmbH & Co. KG in Rottenburg a.d. Laaber.
Die beiden Geschäftsführer des Familienunternehmens Hans und Dominic Amberger ermöglichten den Politikern einen umfassenden Einblick in die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie seit des Lockdowns im März 2020, sowohl in der Reisebusbranche als auch im Bereich Reisebüro. 67 Prozent Umsatzeinbußen musste das Reisebüro in Rottenburg seit März verzeichnen, dazu komme der oft doppelte personelle Aufwand für die Abwicklung von Stornierungen bei gleichzeitig ausbleibenden Einnahmen.
Auch an Rückholaktionen von 120 Kunden aus der ganzen Welt war das Unternehmen beteiligt und Dominic Amberger kann daher aus erster Hand berichten, welche logistischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Meisterleistungen das Tag und Nacht arbeitende Auswärtige Amt in dieser Zeit vollbracht habe, um gestrandete Bürger*innen nach Haus zu holen. Nachdem sich die Gutscheinlösung für nicht wahrnehmbare Reisen vor dem EU-Parlament nicht durchsetzen konnte, zeigten sich dennoch zahlreiche Kunden sehr verständnisvoll und nahmen die Reisegutscheine freiwillig an, so Dominic Amberger.
Der Umsatzeinbruch im Geschäftsbereich Reisebus zeigte sich sogar noch drastischer: ganze 95 Prozent fielen durch den seit dem 15. März 2020 nahezu komplett brach gelegenen Reisebusverkehr weg. Vom gesamten Fuhrpark von insgesamt 33 Fahrzeugen stehen aktuell vier Reisebusse abgemeldet in der Halle. Seit den Lockerungen läuft das Geschäft in Form von Tagestouren wieder langsam an. Vor allem eintägige Fahrradtouren seien beliebt, berichtet Hans Amberger, dagegen gäbe es bei Mehrtages- und Rundreisen etliche Nachfragen, aber nur einen zeitverzögerten Anstieg von Buchungen.
Die Menschen würden sich derzeit noch beim Reisen im eigenen Auto sicherer fühlen. Der Bus erfülle jedoch aufgrund der guten Einspeisung von Frischluft über die Klimaanlage und der Maskenpflicht alle Voraussetzungen für sicheres Reisen, so Amberger. Allerdings würden sich sowohl Reisegäste, als auch die Unternehmer selbst einheitliche Bestimmungen in allen Bundesländern wünschen, um Unsicherheiten bei länderübergreifenden Reisen aus dem Weg zu räumen und gleiche Voraussetzungen für alle zu schaffen.
Über das branchenspezifische Hilfsprogramm des Bundes für die Reisebusbranche freut sich der Vizepräsident der niederbayerischen Busunternehmer sehr: „Gerade reine Bustouristikunternehmen trifft die Krise besonders schwer, da diese nicht einmal durch Linienverkehr einen Teilumsatz aufrecht erhalten konnten, jedoch die Fixkosten bleiben“. Von den ungefähr 150 niederbayerischen Busunternehmen dürften wohl in absehbarer Zeit 15 bis 20 Prozent ihre Kapazitäten reduzieren. Amberger hoffe, dass sich Insolvenzen weitgehend vermeiden ließen und bei bevorstehendem Generationenwechsel die jüngere Generation trotz der derzeitigen Lage bereit sei, das Unternehmen weiterzuführen.
„Nicht nur für unsere Branche war es unglaublich wichtig, dass die Regierung so schnell reagiert hat und die Kurzarbeit so schnell eingeführt hat“, sind sich die Geschäftsführer einig. Diese müsse auch unbedingt verlängert werden, um Kündigungen zu vermeiden. Die SPD-Abgeordneten unterstützen diese Ansicht vollumfänglich: „Niemand sollte gezwungen werden in dieser Notlage kompetente Mitarbeiter*innen entlassen zu müssen, dadurch gewinnt Niemand“, so Rita Hagl-Kehl.
Grundsätzlich sei auch die Politik einem Trial und Error Verfahren angesichts der neuartigen Situation aufgrund Corona-Pandemie unterworfen, so Ruth Müller: „Gerade deshalb ist es wichtig, dass Betroffene und Vertreter der Politik aktiv aufeinander zugehen, um in Erfahrung zu bringen, wo nachgebessert werden muss und um Input zu bekommen, was wir auf Landes- und Bundesebene konkret tun können“. Auf Nachfrage von Christian Flisek, MdL schätzen die beiden Geschäftsführer eine Normalisierung der Reisebusbranche vor 2025 als wenig realistisch ein. Hier möchte sich der Passauer Abgeordnete für mehr Planungssicherheit einsetzen: „Wir müssen mehr in Szenarien denken: Für positive Entwicklungen bezüglich der Infektionszahlen entsprechende positive Konsequenzen in Aussicht stellen. Allerdings auch klar kommunizieren, dass bei einer erneuten Verschärfung der Infektionslage diese Maßnahmen dann eben nicht umgesetzt werden können. Aber solche Szenarien klar zu benennen, sorgt zumindest für eine gewisse Planungssicherheit“.