Die Kernkraftwerke Isar 1 und 2 werden in den nächsten Jahrzehnten abgebaut. Zur Zwischenlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Müll benötigt es eine Halle. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (11.02.2021) Die Kernenergie geht, ihre strahlenden Hinterlassenschaften müssen sicher gelagert werden. Der Abriss des Atomkraftwerk Isar 1 läuft seit April 2017, der Abbau von Isar 2 soll um 2024 beginnen. Um die Lagerung schwach- und mittelradioaktiver Stoffe bis zur Endlagerung, die voraussichtlich im Schacht Konrad erfolgen soll, zu gewährleisten, errichtet der Kraftwerksbetreiber PreussenElektra am Standort in Niederaichbach eine Bereitstellungshalle (BeHa). Gestern wurde der Umweltsenat über Details informiert.
Standortleiter Carsten Müller
„Im Umweltsenat wird über den Vorgang, der zur Errichtung der "Bereitstellungshalle(BeHa)“‚ führte, ausführlich berichtet, formulierte die sogenannte Schrägstrichfraktion aus CSU, LM, JL und BfL ihren Antrag. Die Baugenehmigung für das BeHa erteilte das Landratsamt bereits am 29. April 2020. Nach den Plänen der PreussenElektra entsteht nun eine Halle in den Dimensionen von 101 Länge 28 Breite und 17 Metern Höhe mit einer Fassungskapazität von 8.000 m³, um eine Gesamtaktivität von 2 x 1017 Becquerel (Bq) aufzunehmen.
Dass die Halle notwendig wird, hat zweierlei Gründe. Zum einen steht das mögliche Endlager im Schacht Konrad bei Salzgitter erst ab 2027 zur Verfügung. Zum zweiten scheint es politisch unsicher, ob das Landeszwischenlager im oberpfälzischen Mitterteich über 2028 hinaus eine weitere Betriebsgenehmigung erhält. Daher wird in Niederalteich ein Lager benötigt, um schwach- und mittelradioaktive Stoffe temporär zu aufzubewahren.
Leiter des Amt für Umwelt-, Klima- und Naturschutz, Thomas Rottenwallner
Beim Rückbau von Isar 1 fällt eine Gesamtmasse von 224.000 Tonnen Material an. 200.000 Tonnen sind ungefährlich, das heißt nicht kontaminiert. 24.000 Tonnen sind aktiv belastet. Davon müssen 3.400 Tonnen zwischen- und endgelagert werden.
Hochradioaktive Stoffe, zu denen auch die Brennelemente gehören, werden , verpackt in Castoren, im Brennelementlager (BELLA) untergebracht. Das vorerst eine Betriebsgenehmigung bis 2042 besitzt. Der Rückbau von Isar 2 soll 2038 abgeschlossen sein. Das BEHA soll bis 2048 betrieben werden dürfen.
Nun gibt es in der Verwaltung und im Stadtrat offene Fragen zum BeHa: Wird es über den geplanten Zeitraum hinaus betrieben? Tritt es an die Stelle des Landessammellagers in Mitterteich oder könnte es sogar als de facto-Endlager Bestand haben?
Ralph Brunner, verantwortlich für den Strahlenschutz am Kernkraftwerk
Für die CSU erinnerte Rudolf Schnur, dass noch 2015 hieß, dass es keiner Bereitstellungshalle bedarf, da Mitterteich weiterhin bestehen bleibt und befürchtet, dass die Lagerung im Schacht Konrad heute noch nicht als rechtssicher angesehen werden kann. Sigi Hagl (Grüne) nannte auch die Befürchtung, dass aus anderen Standorten zusätzliches Material ins BeHa geliefert wird.
Die Vertreter von PreussenElektra, Standortleiter Carsten Müller und Ralph Brunner, verantwortlich für den Strahlenschutz am Kernkraftwerk, erklären, dass man ursprünglich von einer Inbetriebnahme des Schacht Konrad im Jahr 2023 ausging. In Verbindung mit den Kapazitäten in Mitterteich wäre dann das BeHa nicht notwendig gewesen.
Weitere Fragen vornehmlich von Leiter des Amt für Umwelt-, Klima- und Naturschutz Thomas Rottenwallner, schon ausgearbeitet beschäftigten sich mit:
Brandschutz:
Die Werksfeuerwehr soll in Zusammenarbeit mit den umliegenden Wehren in eine Betriebsfeuerwehr übergehen.
Hochwasser:
Das BeHa wird auf ein 10.000-jähriges Hochwasser ausgelegt. Auch besondere Ergeignisse am Langenmühlbach können über die Isar abfließen.
Einlagerung von 2 x 1017 Becquerel:
Diese haben die Besitzer und Betreiber des BeHa von PreussenElektra sehr großzügig beantragt, damit auch Eventualitäten mit abgedeckt sind. Diese Eventualitäten hängen von der Verfügbarkeit von Schacht Konrad ab.
Lüftung:
Im BeHa gibt es eine Lüftung zur Steuerung der Luftfeuchtigkeit um Korrosion vorzubeugen. Eine Filterung von radioaktiven Stoffen ist nicht vorgesehen.
Auslegungsüberschreitendes Ereignis „Flugzeugabsturz“:
eine Auslegung der KKI-BeHa gegen dieses Ereignis im Sinne eines Störfalls ist gemäß Regelwerk nicht vorgesehen.
Um die Sache rund um die Bereitstellungshalle weiter im Auge zu behalten, fasste der Umweltsenat folgenden Beschluss: Die Verwaltung wird beauftragt, die weitere Entwicklung zu beobachten und dem Umweltsenat eine Resolution zur Sicherstellung der Entsorgungssicherheit vorzulegen.