Landshut (04.08.2017) Vertreter verschiedener sozialer Verbände und Organisationen trafen sich kürzlich auf Einladung der Pfeffenhausener Landtagsabgeordneten Ruth Müller zu einem gemeinsamen Austausch über die Aktivitäten und die aktuelle Situation in der Landshuter Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende.
Anlass zu diesem Gespräch bildete ein hoher Besuch: die Politikwissenschaftlerin und Expertin in Sachen Völkerverständigung, Prof. Dr. Gesine Schwan (1. Reihe. 2. v. re.) war aus Berlin angereist, um sich über die Gegebenheiten in der niederbayerischen Regierungshauptstadt Landshut ein Bild zu machen. Annelies Huber, Geschäftsführerin vom Haus International empfing die beiden SPD-Politikerinnen sowie weitere Gäste, deren Arbeit mit der Gemeinschaftsunterkunft zusammenhängt. So fanden sich u.a. Psychologin Dr. Ruth Ulrich von refugio, Agathe Schreieder von der Landshuter Freiwilligen-Agentur und Ele Schöfthaler von ZAK e.V. in den Räumen der Asylsozialberatung des Haus International ein.
Nach einer allgemeinen Vorstellungsrunde lag der Fokus schnell auf der Betreuung minderjähriger Flüchtlingskinder. Gerade im Vorschulalter gäbe es nicht genug Kindergartenplätze für Kinder geflüchteter Eltern, so Ele Schöfthaler. Hierbei brach die Vorsitzende des Zentrums für Arbeit und Kultur Landshut e.V. eine Lanze für die Großtagespflege vor Ort. Die Betreuung der „Weltkinder“, wie die Gruppe liebevoll und treffend genannt wurde, würde mit Tagesmüttern und Erzieherinnen prinzipiell sehr gut funktionieren. Auch Angela Edler, Sozialpädagogin in der Asylsozialberatung des Haus International unterstützte diese Meinung. Nicht nur die Kleinen erführen in der Gemeinschaftsunterkunft eine angemessene Betreuung mit genügend Angeboten, wie einem großen Bewegungsraum, Ruhemöglichkeiten und vielen verschiedenen kreativen Projekten neben der Sprachbildung. Auch Schulkinder hätten in den Räumen der „Weltkinder“ vielfältige Möglichkeiten zur betreuten Erledigung ihrer Hausaufgaben. Vonseiten der Schule wurde die vorhandene Betreuung in der Unterkunft ebenfalls gelobt, allerdings seien die langen Ferien für die Sprachkompetenz nicht förderlich. Dieser Entwicklung könne die professionelle Betreuung vor Ort entgegenwirken. „Die Kinder kommen hier an und sollen von Anfang an alle Chancen haben“, fasst Ele Schöfthaler die Anstrengungen der Verantwortlichen zusammen.
Natürlich sei die Arbeit in der Gemeinschaftsunterkunft, die sich selbstverständlich nicht allein auf die Kinder beschränke, nicht ohne die tatkräftige Unterstützung zahlreicher ehrenamtlich engagierter Menschen möglich. „Ehrenamtliche sind für unsere Arbeit zwingen notwendig“, so Angela Edler, „jedoch ist die Anbindung an das Fachpersonal unbedingt erforderlich“. Die sich freiwillig engagierenden Helfer vor Ort würden einen wichtigen Beitrag leisten, vor allem wenn es um die Vermittlung des deutschen Alltagslebens ginge. Auch Agathe Schreieder bestätigte, dass viele Bürger bereit wären, Patenschaften anzunehmen, aufgrund derer auf beiden Seiten Vorurteile abgebaut würden und gute Freundschaften entstehen würden, allerdings sei man grundsätzlich wieder auf der Suche nach Freiwilligen, betonte Annelies Huber, denn „der große Flüchtlingshype während dem alle helfen wollten, ist mittlerweile abgeflaut“.
Alle Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass es für gelingende Integration aber auch genügend viel Zeit brauche. Bei während der Flucht erfahrenen Traumata umso mehr. Zeit, die aufgrund der knappen Personalsituation, die das Resultat zu knapper Finanzmittel sei, leider oft fehle. Dennoch unternehmen Stadt und Landkreis Landshut viel für das Ziel Integration. Ruth Müller führte hierbei als glänzendes Beispiel das erfolgreich eingeführte Modellprojekt am Kompetenzzentrum für Gesundheitsberufe in Vilsbiburg an, an dem seit diesem Jahr Flüchtlinge und Asylbewerber zum Krankenpflegehelfer ausgebildet werden können. Vor kurzem wurde positiv über die Fortführung des Projektes entschieden.
Gesine Schwan zeigte sich beeindruckt von den Initiativen, die rund um die Gemeinschaftsunterkunft in der Niedermaierstraße entstanden seien: „Natürlich ist es sehr schwer sein Leben zu gestalten, wenn man als Asylsuchender ankommt und erst einmal längere Zeit nicht weiß, wie es weitergeht“. Hier wären gerade Freizeitangebote wie gemeinsamer Sport und kulturelle Aktivitäten gemeinsam mit Einheimischen von erheblichem Nutzen, da diese in Zeiten der Unsicherheit zumindest etwas Stabilität gäben, der Integration förderlich seien und auch die Sprachbildung beschleunigten. „Ich habe große Achtung vor dem Engagement welches ich hier vorgefunden habe“, resümierte die Politikwissenschaftlerin ihren Besuch in Landshut.