Vor dem Rathaus forderten Beschäftigte des kommunalen Sozial- und Erziehungsdienstes mehr Geld und mehr Personal.
Landshut - pm (10.03.2022) Beschäftigte des kommunalen Sozial- und Erziehungsdienstes und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer traten am Weltfrauentag in die Öffentlichkeit, um auf ihre Forderungen in der laufenden Tarifrunde aufmerksam zu machen. Die Kundgebung wurde mit stundenweisen Streiks am Nachmittag in enger Absprache mit den betroffenen Eltern begleitet.
Nach der enttäuschenden ersten Verhandlungsrunde und vielmehr noch nach einer geradezu provokanten Pressemitteilung der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) vom 7. März machten sich 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einer Kundgebung in der Landshuter Altstadt Luft. Anwesend waren Erzieherinnen, Kinderpfleger, Sozialpädagoginnen und Mittagsbetreuungen des städtischen Jugendamts, des Schulverwaltungsamts, des Bezirksklinikums, der Landshuter Einrichtungen Kastanienburg, Ingbert-Naab-Straße, Daimlerstraße, Brauneckweg und des Kneippkindergartens Achldorf bei Vilsbiburg, sowie solidarische Eltern.
"Liebe 'Spitzenverdienerinnen und Spitzenverdiener'" begrüßte Gewerkschaftssekretär Christoph Kittel die Anwesenden vor dem alten Rathaus. "Dies ist die Kategorie, in welcher die VKA vor allem Erzieherinnen und Erzieher laut eigener Aussage sieht." 'Unangemessen' seien aus Arbeitgebersicht weiterhin Forderungen nach Verbesserung der Arbeitsbedingungen, so dass man 'irritiert' sei und 'kein Verständnis' für etwaige Streiks aufbringen könne. Aussagen wie diese zeichneten ein klares Bild von der weltfremden Haltung der VKA, welche den Beschäftigten in dieser Tarifrunde entgegenschlage, so Kittel.
Teilnehmerinnen des Kindergartens Kastanienburg während des Demonstrationszugs.
Die vielen weiteren Rednerinnen und Redner zeichneten hingegen ein deutlich anderes Bild aus Sicht der Beschäftigten: Eine sich seit Jahren verschärfende Personalknappheit, dazu die enorm belastende Coronasituation, bei gleichzeitig ständig höheren Anforderungen durch die Politik lassen den Sozial- und Erziehungsdienst auf eine echte Krise zusteuern. Allein im frühkindlichen Bereich fehlten durch demographische Veränderung und erweiterte Rechtsansprüche laut einer Studie des Deutschen Jugendinstituts bis 2025 300.000 zusätzliche Stellen.
Es brauche daher gravierende Änderungen bei der strukturellen Bezahlung, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und gezielte Maßnahmen gegen diesen eklatanten Fachkräftemangel. "Mögliche Auswege liegen mit unseren detaillierten Forderungen auf dem Tisch. Die Arbeitgeber verweigern sich jedoch der Problematik und wollen allenfalls kleinere Stellschrauben bewegen. Für diese Trippelschritte fehlt uns die Zeit!", wie ver.di-Vertrauensmann Michael Ostermaier betonte.
"Dieser eindringliche Appell der Belegschaften an den Realitätssinn der VKA wird nicht der letzte sein." versprach ver.di-Jugendsekretärin Lisa Freunek "Wir kommen wieder und wir werden mehr!". Weitere Verhandlungen sind für den 21. und 22. März sowie den 16. und 17. Mai terminiert.