Eine Bayern-Karte des Umweltministeriums zeigt es: Der Freistaat ist übersät mit Umweltstationen, aber von Ingolstadt im Westen bis Passau im Osten klafft eine große Lücke. Die wollen Landkreis und Stadt mit einer gemeinsamen Umweltstation schließen.
Der Biologe Ralf Braun legte dar, wie eine Umweltstation erfolgreich arbeitet – am Beispiel des „Hauses am Strom“, das er seit 2007 leitet. Über 70 interessierte Bürger aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens waren zu diesem ersten Treffen in Sachen Umweltstation für die Region Landshut gekommen – unter ihnen auch mehrere Bürgermeister und Kreisräte, unter ihnen MdL Rosi Steinberger, vor allem aber natürlich aus Organisationen und Verbänden, die im Umwelt- und Naturschutz oder auf dem großen Sektor Energiegewinnung aktiv sind.
Landrat Peter Dreier betonte im Beisein von OB Hans Rampf, dass bei einer Ideen-Werkstatt („Workshop“) eine solche Station Anlaufpunkt, Informations-, Beratungs- und Schulungszentrum sein sollte – und auch ein breites Spektrum an Themen abdecken sollte: Es reicht vom Naturschutz über Energie-Einsparung bis zur Mobilität.
Professor Dr. Markus Lemberger und Regine Kauschinger, Projektmanagerin für Regionalentwicklung, moderierten die Veranstaltung.
Über die große Resonanz freuten sich auch Kreisentwickler Ludwig Götz sowie seine Mitarbeiterin Regina Kauschinger, Projektmanagerin für Regionalentwicklung, die federführend beim Projekt Umweltstation ist und gemeinsam mit Prof. Dr. Markus Lemberger die Veranstaltung moderierte.
Landrat Dreier spannte einerseits einen weiten Bogen über die Vielfalt der Themenfelder, die mit einer Umweltstation zu bearbeiten sein werden – und brachte andererseits die Hauptgründe, aus denen Stadt und Landkreis so ein Projekt anpacken, auf einen griffigen Nenner. Klima-Wandel und Erhalt der Artenvielfalt (im Fachjargon: Bio-Diversität), Schutz vor Naturkatastrophen und Nachhaltigkeit bei Produktion und Konsum – jeder kenne diese Schlagworte und die meisten wüssten auch um ihre Bedeutung als immense Herausforderungen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: Es gehe um nichts Geringeres als den Erhalt der Lebensgrundlagen des Menschen – somit darum, die Erde auch künftigen Generationen als lebenswerte Heimat zu hinterlassen.
Umweltwissen und Bewusstseinsschärfung zu ermöglichen und zu verstärken, das seien wesentliche Beiträge, die man auf regionaler Ebene dazu leisten könne. Ganz wichtig sei es, bei den Kindern anzufangen, sie mit dem Umweltschutz vertraut zu machen und ihnen nahezubringen, wie wertvoll der Planet Erde ist, betonte Dreier. Der Landrat erinnerte dabei an das gemeinsame Stadt-Landkreis-Projekt „Gierschkasperl und Hopfenseppl“, bei dem Erzieherinnen in der Umweltbildung geschult werden, und er dankte ausdrücklich den Fachleuten Lisa Fleischmann, Philipp Herrmann und Helmut Naneder für ihre unterstützende Arbeit.
Eine Umweltstation habe freilich die Aufgaben, Menschen jeden Alters anzusprechen und Themen zu vertiefen, die für Privathaushalte und Unternehmen von Bedeutung sind, oft auch für beide. Gerade das große Thema Energie zeige, dass Umweltwissen auch unter ökonomischen Vorzeichen ein großes Plus für eine Region darstellt.
Regina Kauschinger erläuterte die Ergebnisse einer Bedarfsanalyse, bei der Bürger unter anderem Gründe für eine Umweltstation genannt haben: Es gebe zwar viele Initiativen, so ein Hauptargument, aber keinen übergeordneten institutionellen Rahmen; die Zusammenarbeit von Gruppen, Verbänden, Behörden, Schulen und Organisationen sei „sehr wohl ausbaufähig“. Zahlreiche aktive Bürger wünschen sich also eine Umweltstation als Kristallisationspunkt für die Arbeit auf all den angesprochenen Gebieten: Gerade dieser Punkt wurde im Rahmen der Ideen-Werkstatt dann mehrfach in Diskussionsbeiträgen bestätigt und bekräftigt.
Der Biologe Ralf Braun gab einen Einblick in die Arbeit von Umweltstationen: 53 Einrichtungen, die dieses Qualitätssiegel aufweisen, gibt es derzeit in Bayern, und sie werden vom bayerischen Staat als Einrichtungen der außerschulischen Umweltbildung gefördert. Die staatliche Anerkennung setzt unter anderem voraus, dass in den Umweltstationen Fachpersonal arbeitet, mindestens eine Vollzeitstelle ist nötig, erläuterte Braun. In der konkreten Arbeit werde stets vor allem auch eine Brücke zwischen Ökologie, sozialen Aspekten und der Ökonomie geschlagen: Denn nur so lasse sich das große Ziel der Nachhaltigkeit des Handelns der Menschen erzielen, machte Braun an verschiedenen Stellen seines Vortrags deutlich.
Landrat Peter Dreier betonte im Beisein von Oberbürgermeister Hans Rampf, dass die Umweltstation ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg der Zusammenarbeit sei.
Das „Haus am Strom“ spiegelt nach seinen Schilderungen diese enge Verflechtung sogar geographisch wider: Es liegt quasi eingebettet zwischen einem artenreichen und auch touristisch attraktiven Naturschutzgebiet und dem Donau-Wasserkraftwerk Jochenstein. Das im Jahr 2000 eröffnete große Gebäude der Station bietet Besuchern (letztes Jahr rund 14000) eine „Erlebnisausstellung“ zu den Themenkreis Natur, Energie, Kultur und Wasser.
Im Außengelände finden sich ein Lehrpfad „Schatzsuche Donautal“ sowie ein Biergarten. Rund 8000 Personen haben letztes Jahr an Veranstaltungen der Umweltstation teilgenommen, die zum Beispiel Lehrerfortbildungen anbietet, Fachveranstaltungen für Erwachsene ebenso wie zur Umweltbildung im Kindergarten.
Bei den Diskussionen und der Sammlung von Themenfeldern, Ideen für und Ansprüche an eine künftige Umweltstation wurden sich natürlich in erster Linie die klassischen Bereiche als Schwerpunkte angesprochen – wie Naturschutz und Wissensvermittlung, Mensch und Ernährung, Energie-Erzeugung und Artenvielfalt. Als „Querschnitts-Aktionsfelder“ kristallisierte sich einerseits nach den Worten Prof. Lemberger der Klimaschutz heraus – und andererseits das „regionale Kernthema“ Thema Mobilität.
Diskussionsredner verwiesen unter anderem darauf, dass die Region mit dem Agrarbildungszentrum zugleich einiges an Kompetenzen im Ökolandbau für sich geltend machen könne.
Wie Lemberger zusammenfasste, wünschten sich die Teilnehmer eine Umweltstation ganz besonders als „Börse“ oder „zentralen Marktplatz“, auf dem die Akteure der verschiedensten Bereiche sich finden und vernetzen können. MdL Rosi Steinberger machte bei der Frage, was eventuell als Alleinstellungsmerkmal für eine Umweltstation der Region Landshut dienen könnte, einen Vorschlag, der auf spürbares Interesse stieß: Als – in absehbarer Zeit – früherer Standort von Atomkraftwerken sollte die Region Landshut einen Schwerpunkt auf erneuerbare Energien legen.
Alle Fotos Elmar Stöttner