Stadt und Landkreis Landshut (17.12.2018) Die lobenden Worte kamen hörbar aus Überzeugung und freuten daher die Mitglieder des Landschaftspflegeverbandes (LPV) Landshut und seinen Vorsitzenden Landrat Peter Dreier besonders:
Was werde da wohl wieder für ein Stück unnötiger Bürokratie geschaffen, habe er bei Gründung des LPV gedacht, bekannte Gerzens Bürgermeister Maximilian Graf von Montgelas. Aber er sei eines Besseren belehrt worden, es sei von einer vergleichsweise kleinen Mannschaft enorm viel geleistet worden für Natur, Tier- und Pflanzenwelt und damit für die Heimat und die Menschen – „Weiter so!“, appellierte er an Mitarbeiter und Mitglieder des LPV.
Was alles vom LPV im vergangenen Jahr bewerkstelligt worden ist und was konkret geplant ist, das stand im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung im Großen
Sitzungssaal des Landratsamts. Der LPV, zu dem sich Landkreis und Stadt Landshut, 29 Landkreis-Gemeinden, 16 Verbände sowie Privatpersonen
zusammengeschlossen haben, hat es über ein vielfältiges Arbeitsprogramm hinaus heuer geschafft, zwei „naturschutzfachlich äußerst wertvolle Flächen“ zu erwerben, wie LPV-Geschäftsführer Tobias Lermer und sein Stellvertreter Helmut Naneder darlegten.
Bei diesen Flächen handelt es sich zum einen um ein Areal mit einer Kette von verlandeten Fischweihern auf dem Gebiet der Stadt Rottenburg. Das Grundstück sei vollständig als Biotop kartiert, erläuterte Naneder. Drei weitgehend verlandete Teiche in Kombination mit Röhricht und seltener, schützenswerter Nasswiesen-Vegetation bildeten einen in der Zivilisationslandschaft selten gewordenen, naturnahen Lebensraum, der „unbedingt erhaltenswert“ sei. Dieses Areal gelte es nun für seltene Arten durch „gezielte biotop-gestaltende Maßnahmen“ weiter aufzuwerten. Selten gewordene Amphibien und Vögel wie Laubfrosch und Blaukehlchen seien zwei von vielen „Zielarten“, die die Naturschützer dabei besonders im Auge haben. Dazu werden bereits 2019 ein Teilbereich durch den LPV abgeflacht, standortfremde Gehölze entfernt und kleinflächige Laichgewässer angelegt. Der Flächenkauf wurde zu 90 Prozent von der Regierung von Niederbayern aus Mitteln des Bayerischen Biodiversitäts-Programms gefördert.
Auch an der Kleinen Laber, in der Gemeinde Neufahrn in einem Bereich, der bei Hochwasser überschwemmt wird, hat der LPV eine Fläche für Zwecke des
Naturschutzes und der Landschaftspflege erworben. Die Maßnahme wird als GAK- Projekt (Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz) ebenfalls von der Regierung von Niederbayern im gleichen Umfang gefördert. Auch dieses Areal werde nach umfassenden Biotop-Gestaltungsmaßnahmen durch den LPV in ein Naturparadies mit arten- und blütenreichen Feuchtwiesen verwandelt mit Laichgewässern für seltene heimische Arten.
Von dem so entstehenden Reichtum an Blütenpflanzen durch entsprechende Aussaaten profitierten Bienen, Schmetterlinge und viele andere Insekten. Man könne davon ausgehen, dass auch der im Tal der Kleinen Laber noch vorkommende Kiebitz sich hier ansiedelt. Und auch für den seit 2017 wieder in Neufahrn brütenden Weißstorch könne das Areal „als ideale Nahrungsgrundlage“ von großem Nutzen sein und die Aufzucht seiner Jungen sichern, unterstrich Lermer.
Lermer und Naneder zogen auch eine rundum positive Bilanz des „Kerngeschäfts des LPV“, der zahlreichen Pflege- und Biotopgestaltungs-Maßnahmen, die sie mit vielen Fotos eindrucksvoll illustrierten. Über das Förderprogramm Landschaftsrichtlinien wurden über 20 Anträge umgesetzt; zudem wurden in Stadt
und Landkreis über 70 Kleinmaßnahmen ausgeführt.
Durch personelle Verstärkung wird der LPV künftig noch mehr Maßnahmen durchführen können: In diesem Jahr ist Helmut Naneder von der Unteren
Naturschutzbehörde in Vollzeit zum LPV gewechselt. Dank Naneders umfassender, jahrzehntelanger Erfahrung in der Landschaftspflege und im Naturschutz bedeute dieser Wechsel „einen großen Glücksfall“ für den LPV, resümierte Landrat Peter Dreier.
Eine personelle Veränderung gab es auch beim Gebietsbetreuer für das Wiesenbrütergebiet im Isarmoos. Der langjährige Betreuer Alexander Scholz, dessen
„außerordentliches Engagement“ von der LPV-Vorstandschaft ausdrücklich hervorgehoben wurde, will sich künftig wieder voll seinem Planungsbüro widmen. Als seinen Nachfolger stellte Landrat Dreier den Landschaftsplaner und -Ökologen Adrian Wimmer vor. Mit seinen früheren Tätigkeiten für die Regierungen von Ober- und von Niederbayern bringe er die besten Voraussetzungen für die Tätigkeit beim LPV mit.
Neufahrns Bürgermeister Peter Forstner attestierte in seiner Eigenschaft als LPV-Kassenprüfer dem Verband für das abgelaufene Geschäftsjahr eine tadellose
Kontoführung. Landrat Dreier und LPV-Geschäftsführer Lermer stellten anschließend in einer Präsentation den LPV-Haushalt für das Jahr 2019 vor, der von den Mitgliedern einstimmig beschlossen worden ist. Der Etat umfasst rund 826.000 Euro an Ausgaben, wovon 585.000 Euro auf Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege entfallen.
Im Bild oben: Mitgliederversammlung des Landschaftspflegeverbandes Landshut im Großen Sitzungssaal des Landratsamts, am Podium, von links: stellvertretender LPVGeschäftsführer Helmut Naneder, LPV-Geschäftsführer Tobias Lermer, 1. LPVVorsitzender Landrat Peter Dreier, Oberbürgermeister Alexander Putz, der neue Gebietsbetreuer für das Wiesenbrütergebiet, Adrian Wimmer, und LPV-Mitarbeiterin Elisabeth Heilmeier.