Die hübsche, aber gefräßige Larve des Buchsbaumzünslers. - Fotos: A. Kroehling
Bayern/Landshut – pm (10.04.2019) Der Buchsbaum (Buxus sempervirens) ist ein Strauch, der sich in Deutschland als Ziergehölz traditionell sehr großer Beliebtheit erfreut. Vor allem als Schnittpflanze für niedrigwüchsige Hecken und Kugelbäumchen ist er wegen seiner Schnittfestigkeit und des dichten Wuchses vielseitig verwendbar. Speziell in Landshut kommt seine Verwendung als „Buchskranzerl“ hinzu, die bei der Landshuter Hochzeit als weiblicher Kopfschmuck bei Mitwirkenden und Touristen beliebt sind und oft zwischen Mitwirkenden und Besuchern zugeworfen werden.
Der im südlichen Europa und Westasien heimische Strauch hat in Bayern keine natürlichen Vorkommen, konnte aber in nordbayerischen Wärmegebieten erfolgreich verwildern, berichtet Dr. Stefan Müller-Kroehling vom Naturwissenschaftlichen Verein Landshut (NVL). In den wärmsten Teilen Deutschlands wie an Rhein und Mosel hat die submediterrane Art auch natürliche Vorkommen, und konnte hier natürlicherweise stellenweise auch übermannshohe Dickichte bilden. Das bekannteste Beispiel ist das Naturschutzgebiet „Buchswald“ im Süden Baden-Württembergs.
Mit der Einschleppung des aus Ostasien stammenden Buchsbaumzünslers (Cydalima perspectalis) nach Europa hat sich alles geändert. Seit 2010 hat er auch Bayern erreicht und sich in den Folgejahren im ganzen Land rasant ausgebreitet. Seit wenigen Jahren werden auch hierzulande die Buchsbäume allerorten kahlgefressen und sterben oftmals ab. Eine mechanische Bekämpfung durch Absammeln der Raupen ist sehr aufwändig, und so greifen viele Gartenbesitzer zu Pflanzenschutzmitteln, die ihnen in Baumärkten und im Internet auch leicht zugänglich sind.
Die zugelassenen Mittel haben es aber überwiegend in sich, gibt der NVL zu bedenken. Neembaum-Präparate klingen zwar auf den ersten Blick fast wie biologischer Pflanzenschutz, sind aber unter anderem als „fruchtschädigend“ eingestuft und werden in Indien auch traditionell zum Abtreiben verwendet. Auch von Präparaten auf der Basis von Pyrethroiden sollte man unbedingt die Finger lassen, auch wenn sie zum Teil als „besonders wirksam“ und billig empfohlen würden. Solche Kontaktinsektizide gehören nicht in die Hände von Laien, warnt der Vereins-Experte. In Zeiten des Insektensterbens sei es nicht vertretbar, in Gärten Mittel zu verspritzen, die dort Insekten und Insektenfresser schädigen, und noch dazu regelmäßig.
Einzig Präparate auf Basis eines natürlichen Bakteriums namens „Bacillus thuringiensis“ seien eine biologische Variante des chemischen Pflanzenschutzes. Für alle genannten Präparate gilt aber, dass sie bis zu vier- oder gar fünfmal im Jahr angewandt werden müssen, da der Schmetterling mehrere Generationen im Jahr hat und der Wirkstoff zwischen den Generationen vom Regen abgewaschen wird.
Buchs-Ziergehölze in Renaissancegärten zu ersetzen ist sehr aufwändig, doch entschied man sich auch in diesem Fall dafür, da Gift auf Dauer nie eine Lösung ist.
Allerdings hilft auch dieses Präparat nicht gegen die drei Pilzarten, die Buchsbäume befallen und stark schädigen können, die Buchsbaumwelke (Fusasium buxi), der Buchsbaumkrebs (Volutella buxi) und Buchsbaumtriebsterben (Cylindrocladium buxicola), gibt der NVL zu bedenken. Gegen diese müssten gegebenfalls auch noch Fungizide ausgebracht werden, und irgendwann habe man einen ganzen „Giftcocktail“ beisammen.
Der NVL rät daher, befallene Buchsbäume lieber aufzugeben und durch andere Gehölze zu ersetzen, da der Buchsbaumzünsler diese nicht schädige. Einheimische Pflanzen sind eine besonders gute Alternative, da sie für einheimische Arten eine wichtige Lebensgrundlage sind. So seien die Beeren der Gewöhnlichen Zwergmispel (Cotoneaster integerrimus), des Gemeinen Ligusters (Ligustrum vulgare) und der Eibe (Taxus baccata) beliebte Nahrung bei zahlreichen Singvögeln. Alle drei heimischen Sträucher sind robust, kleinblättrig und schnittfest und können daher in vielen Fällen als Ersatz für die Buchsbäume verwendet werden.
Im Gartenfachhandel werden zwar immer noch Buchsbäume angeboten, doch sei es viel sinnvoller, gegebenenfalls auf die verschiedenen, dem Buchsbaum in seinen Eigenschaften besonders ähnliche Ziersträucher auszuweichen, wenn die Pflanze dem Buchsbaum ganz ähnlich sehen solle. Zu diesen Gewächsen gehören beispielsweise der aus Japan stammende Buchsilex (Ilex crenata). Aus solchen täuschend ähnlichen Pflanzen ließen sich sicher auch Bio-Buchskranzerl für die LaHo herstellen, sind die Experten des NVL zuversichtlich. Und wenn man auch zukünftig mit echtem Buchs arbeiten wolle, sei es sicher sinnvoller, die nötigen Anbauten in Gewächshäusern anzulegen. Eine auf regelmäßiges Spritzen angewiesene Kultur ist nicht sinnvoll und auch nicht langfristig praktikabel, da sich über kurz oder lang auch Resistenzen beim Schädling gegen den Wirkstoff bilden. Und schließlich wolle ja auch niemand mit Pestiziden behandelte Buchszweige als Kopfschmuck auf der bloßen Haut verwenden.
Für ganz außergewöhnlich wertvolle Einzelpflanzen von Buchsbäumen können die aufwändigen Alternativverfahren sinnvoll sein, wie Absammeln oder Abspritzen mit Hochdruckspritzen, rät der NVL, in allen anderen Fällen sei die Trennung von der Pflanze und ein Neuanfang, am besten mit robusten und regional heimischen Gewächsen, sowohl günstiger als auch umweltverträglicher.