Die Zertifierten-Runde: Von links Markus Mayer (musikalische Begleitung), Matthias Rausch (GWÖ-Berater und Moderator), Gerda Braun (Braun Steinmetz GmbH & Co. KG), Max Geisel (Regionalkollektiv eG) , Dr. Ioannis Charalampakis (HNO-Facharzt-Praxis), Dr. Mario Schubert (TechGenossen eG), Patrick Gruban (Rosy Green Wool GbR)
Landshut - pm (27.07.2021) Niederbayern ist wieder ein gutes Stück sozialer und umweltfreundlicher geworden. Letzte Woche erhielten sechs niederbayerische Unternehmen ihr Zertifikat der Organisation Gemeinwohl-Ökonomie eG.
Es bescheinigt, wie weit sie ihrem selbst gesteckten Ziel bereits nachkommen, ihre ökologische und soziale Verantwortung auch in ihrem Geschäftsalltag umzusetzen. Die Firmen belegen damit auch, dass unternehmerischer Erfolg und Nachhaltigkeit eine stimmige Partnerschaft sein können und damit eine bessere Welt auch in der Wirtschaft möglich ist.
Ein Jahr lang haben Mitarbeiter.innen der Firmen „Braun Steinmetz GmbH & Co. KG“, „HNO-Facharzt-Praxis Dr. Charalampakis“, „Voit-Lipowsky, Coaching, Training, Supervision“, „Regionakollektiv eG“, „Rosy Green Wool“ und „TechGenossen eG“ daran gearbeitet, für ihre Unternehmen herauszufinden, wie nachhaltig sie wirtschaften. Sie wollten wissen: Wie sozial- und umweltverträglich gehen wir mit der Umwelt, den Mitarbeiter.innen und Geschäftspartner.innen um. Nach 70 gemeinsamen Workshop-Stunden und viel weiterer Einzelarbeit für die Analyse und Dokumentation erhielten die sechs Unternehmer.innen das Zertifikat. Es zeigt ihnen, in welchen Bereichen sie bereits sehr nachhaltig arbeiten und wo sie noch Nachholbedarf haben.
Ehrengast Heini Staudinger beeindruckte mit seinem außergewöhnlichen Redebeitrag
Das Zertifikat beurteilt die Leistungen in den vier Bereichen Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung aus der Sicht von den fünf Berührungsgruppen Lieferant.innen, Eigentümer.innen, Mitarbeitende, Kund.innen und gesellschaftliches Umfeld.
Die Gemeinwohl-Zertifizierung bringt zu Tage. was in Unternehmen noch nicht so läuft, wie es sich die Inhalber uns aus ökologischer und sozialer Sicht wünschen. Manches lässt sich schnell ändern, bei anderen Punkten muss Grundlegendes überdacht und angepasst werden und braucht Zeit. "So planen wir im Regionalkollektiv etwa unseren Gemüseanbau auf die Mulch-Methode umzustellen besser für den Boden ist. Hierfür muss sich im Anbauprozess einiges gravierend ändern", berichtet Max Geisel, Vorstand des Regionalkollektiv eG.
Gerda Braun, Geschäftsführerin der Braun Steinmetz GmbH berichtet stolz, dass sie heute die Steine strikt aus dem europäischen Raum bezieht und durch die kurzen Lieferwege große Mengen an CO2 einspart. Wollhersteller Rosy Wool achtet sorgsam auf Tierwohl und engagiert sich in mit regelmäßigen, großzügigen Spenden in den Heimatländern seiner Lieferant.innen, die TechGenossen haben eine spezielle Kooperationsmethode im Unternehmen eingeführt, die eine hohe Transparenz gewährleistet, die HNO-Praxis Charampalakis setzt durchgängig auf chirurgisches Mehrweg-Instrumente, die weit ökologischer sind als Einweggeräte.
Auf einem gelungenen Sommerfest in der Alten Kaserne überreichten Rudolf Fleischmann und Dr. Georg Ohmayer von der GWÖ-Ortsgruppe Landshut den sechs frischgebackenen GWÖ-Zertifikanten aus Niederbayern Landshut ihre Urkunden. "Besonders hat mich gefreut, dass sich am Ende der Veranstaltung zwei Unternehmer aus dem Publikum bei mir mit der Absicht gemeldet haben, bei der nächsten Peergroup mitmachen zu wollen. Das heißt, wir werden voraussichtlich schon im Herbst wieder eine Runde mit Firmen starten, die eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen", freut sich Ohmayer, Koordinator der GWÖ-Regionalgruppe Landshut.
Mit ihrem Engagement tragen die sechs niederbayrischen Unternehmen ihren Baustein bei, um unsere Wirtschaftswelt wieder ein Stückchen geradezurücken. Denn unser jetziges Wirtschaftssystem steht auf dem Kopf, denn Geld ist zum Selbst-Zweck geworden, anstatt Hilfsmittel zur Realisierung des Gemeinwohls zu sein, so wie es unsere Bayrische Verfassung und unser Grundgesetz vorgeben. Die GWÖ und deren alternatives Wirtschaftsmodell sowie alle Unternehmen, die sich anschließen, haben das gemeinsame Ziel, nachhaltig zu handeln – den Menschen und der Umwelt gegenüber.
Großzügige Beigaben des Fests von „Universum“ waren ein wunderschöner Sommerabend, ein feines Catering, ein wie immer bewegender Redebeitrag vom Heini Staudinger von GEA und bezauberndes Akkordeonspiel von Markus Mayer bis in die späten Abendstunden.
Über die Gemeinwohl Ökonomie
Der Gemeinwohl-Ökonomie Bayern e.V. ist die bayerische überregionale Institution innerhalb der internationalen Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung (http://ecogood.org/). Von Österreich aus breitete sich die GWÖ-Idee über Deutschland, die Schweiz, Italien und Spanien bis in die Benelux-Staaten, nach Großbritannien, Skandinavien und in osteuropäische Länder aus. Mittlerweile ist sie bereits in Lateinamerika, den USA und in Afrika angekommen. Die weltweite Community arbeitet auf verschiedenen Ebenen zusammen – siehe hier.
Auf regionaler Ebene können interessierte Menschen, Unternehmen und Kommunen bei überregionalen Vereinen Mitglied werden und/oder anderweitig aktiv werden. Hinter allen Vereinen stehen i.d.R. eine Geschäftsstelle und diverse Regionalgruppen.