Wer nicht lesen kann, hat selber Schuld. Denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Und im optimalen Fall kommt es zur Advokatenarbeitsbeschaffungsmaßnahme.
Landshut - gw (12.03.2018) Wer kennt das nicht? Entweder es stehen viel zu viele Schilder herum, die erstens keiner braucht und zweitens mehr verwirren, als helfen, oder es stehen dort, wo sie gebraucht werden keine. Eine Spitzenposition auf diesem Gebiet nehmen sicherlich die Obere- und Untere Ländgasse in Landshut ein. Summa summarum, präsentieren sich hier auf 650 Meter sage und schreibe knapp 100 Verkehrszeichen. Ein Rundgang zur Sachbearbeitung.
Das Leid der Ländbewohner drang bereits bis in’s Rathaus vor. 1.100 bis 1.800 sind dort täglich per Auto unterwegs, produzieren Abgase und Lärm. Der Verkehrssenat hat zu dem Thema bereits getagt, mit dem Beschluss, dort künftig durch die Polizei und Verkehrsüberwachung stärker zu kontriollieren.
In Blick auf die Karte zeigt, welch praktische Abkürzung die Verbindung über die Obere Lönd, die Theaterstraße und Untere Länd zwischen vhs und Narrenbrunnen darstellt. So lässt sich auf nur 650 Metern die Fußgängerzone in der Altstadt umfahren. Besonders gerne wird die Abkürzung in den frühen Stunden genommen, dann, wenn zur rush hour schnell mal die Kinder im wohltemperiert klimatisierten Sport Utility Vehicle zur Schule gebracht werden.
Per Auto: In, um und um Landshut herum, um um die Länd herumzukommen.
Eigentlich dürfen nur Anlieger durch die Länd fahren. Von der vhs kommend sollte so für Otto-Normal-Autofahrer spätestens am Vitztumbogen Schluss sein. Hier steht ein Schild, das nur Anliegern die Weiterfahrt in die Untere Länd, bzw. durch das Ländtor erlaubt. Doch: Das Schild leidet unter Unlesbarkeit. Verblichen und mit diversen Aufklebern geschmückt, leistet es nur noch perifäre Dienste. Und auch das Wiederholungsschild kurz nach dem Bogen nimmt wohl fast kein Autofahrer war. Es hängt viel zu weit rechts und zu hoch an einer Hauswand.
Von der vhs zum Narrenbrunnen durch die Länd. Im Gegensatz zu einer Autofahrt durch die Altstadt, ist diese Route sogar ein "bisschen" legaler.
So ist es eben. Dort, wo das Schild gebraucht wird, fehlt die klare Ansage und durch die massive Überschilderung, darf sich niemand wundern, wenn es Otto-Normal-Autofahrer durch die kanpp 100-fache behördliche Reguierungsmaßwut im Kopf ganz wirr wird.
Hier hilft nur eines: Radikales Ausmisten und Abrüsten, um dann mit Hirn und Verstand wenige Schilder dort aufzustellen, wo sie gesehen und gebraucht werden. Hier muss die Stadt einen beherzten Schilderstriptease wagen gemäß dem Motto: "Weniger ist Mehr". Das zuständige Straßenverkehrsamt hierzu sitzt fußläufig nur wenige 100 Meter entfernt in der Fleischbankgasse 310. Die perfekte Ausgangslage für einen hochoffiziellen, behördlichen Augenschein mit Notitzpapier auf dem Klemmbrett zur anschließenden Sachbearbeitung per Umlaufmappe. Quasi ein Straßenschild-Kick-Off-Meeting.
Hier die Top 3 aus dem "Ländschen" Schilderwald:
Rang 1: Am Krenkl-Wirt
Vier auf einem Streich und rotes Schild vor rotem Hintergrund gepart mit dreifacher Wirtschaftsförderung am Nasenschild per Luftraumgebühr.
Rang 2: Am Vitztumbogen
Etwas blass auf der Brust. Das Schild in der Mitte mit Zusatzbeklebung genießt besonderes Ansehen.
Rang 3: Am C&A
Einbahnstraße mit Fahrradfahrerregelung hoch oben im Schatten des Vorsprungs samt blauen Hintergrund im rotem Rund und rotem Kreuz mit weißen Pfeil für den ruhenden Verkehr plus Postbotenorientierungshilfe.
Blättern Sie durch unsere Bildergalerie. Wir haben versucht, alle Schilder zu dokumentieren. Sowohl in der Perspektive als auch im Detail und zählen Sie, wie viele Schilder Sie sehen. Oder noch besser: Flanieren Sie selbst bei Ihrem nächsten Besuch in der historischen Stadt mit "Schildbürgeraugen" durch die Obere und Untere Ländgasse.
Zur Rush hour in der Länd geblitzt: 95 Treffer in 25 Minuten
Das Paradoxum „Ländgasse“: Wo kommen die viel zu vielen Autos her und wo fahren sie hin?