Mit dem nachfolgenden Leserbrief reagiert Stadträtin Elke März-Granda auf "Den Ärger des Theaterinten- danten Stefan Tilch und die Zeltlösung", so zu lesen in einem Bericht der Tagespresse vom Dienstag, 19. März. Die parteilose Stadträtin wendet sich angesichts des "Landshuter Schuldenberges" gegen eine "Deluxe-Variante" bei der Suche nach einer Theater-Interimslösung.
Sie schreibt: Ich gebe dem Intendanten des Landestheaters, Herrn Tilch, Recht, wenn er behauptet, dass Stadträte keine eingefleischten Theaterspezialisten sind. Dafür sind wir auch nicht gewählt worden.
Vielmehr sehe ich unsere Aufgabe darin, nach besten Wissen und Gewissen über alle Angelegenheiten der Stadt zu entscheiden. Bei diesen Entscheidungen sind wir aber nicht immer ungebunden. Die Theatersanierung und die Investitionen für eine Ausweichspielstätte sind laut Bayerischer Gemeindeordnung freiwillige Aufgaben einer Kommune. Allerdings können Kommunen freiwillige Aufgaben nur dann übernehmen, wenn ihnen nach ordnungsgemäßer Erfüllung der Pflichtaufgaben noch finanzielle Mittel verbleiben.
Leider ist Landshut aufgrund des enormen Schuldenberges nicht einmal mehr in der Lage alle Pflichtaufgaben ohne zusätzliche Nettoneuverschuldung kurz- bzw. mittelfristig zu erfüllen. Somit werden viele der städtischen Liegenschaften weiter in einem unsanierten, maroden Zustand bleiben. An einigen Gymnasien wird weiterhin kein naturwissenschaftlicher Unterricht aufgrund fehlender Mittel für die notwendigen baulichen Vorgaben vorhanden sein. Und die gesetzlich geforderte Zahl von Kinderkrippenplätzen kann in Landshut auch nur langfristig erreicht werden. Die Liste mit Projekten, die nach hinten verschoben werden müssen, ließe sich noch beliebig fortsetzen.
Um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, greifen Kommunen nicht selten dazu, sich bei den freiwilligen Aufgaben einzuschränken. Dies war für das Landestheater bisher nicht der Fall. Im Gegenteil, die Mehrheit des Stadtrates hat sich für eine Sanierung in zweistelliger Millionenhöhe entschieden. Unter diesen Gesichtspunkten bin ich der Auffassung, dass eine Ausweichspielstätte während der Sanierungsdauer nicht unbedingt die geforderte Deluxe-Variante sein muss. Für einen Übergangszeitraum stünden einige städtische Gebäude wie z.B. die Sparkassenarena, die alte Wäscherei des Klinikums oder die Bernlochner Stadtsäle zur Verfügung. Auch der alte Schlachthof oder das von den Förderern angebotene Zeughaus wären zumindest für ein Sprechtheater eine Alternative. Wenn natürlich hier allein für Technikeinbauten ca. 2,2 Mio und für Vorhänge ca. 275 Tausend Euro gefordert werden, sprengt das jede sparsame Haushaltsführung. Dann stellt sich für mich auch die Frage der Angemessenheit, wenn ein völlig überdimensioniertes Theaterzelt mit ca. 600 Sitzplätzen im Vergleich zu den derzeitig bestehenden 365 Sitzplätzen im Stadttheater gekauft werden soll.
Lässt sich denn qualitativ ansprechendes Theater überwiegend an Masse und Technik messen? Es sollte doch möglich sein für einen Überbrückungszeitraum die Ansprüche etwas zu reduzieren und die finanziellen Möglichkeiten einer hoch verschuldeten Kommune zu berücksichtigen.
Es ist bedauerlich, wenn Herr Tilch meine Kritik als Beleidigung auffasst und vor Wut die Plenarsitzung verlässt und anschließend in den Medien über einzelne Stadträte schimpft. Ein konstruktives Miteinander sieht anders aus!
gez.
Elke März-Granda
Stadträtin