Landrat Josef Eppeneder und OB Hans Rampf sind alarmiert: Mit einer der letzten Auftrags- vergaben ist erstmals kurzzeitig der Kostenrahmen von rund 79,9 Millionen gesprengt worden, den sich der Kreistag sowie der Landshuter Stadtrat für die Sanierung und den Teilneubau der Berufsschule 1 gesetzt haben.
Wie Hans Zistl-Schlingmann, Leiter der Stabsstelle Berufsschulen, erläuterte, wurde die Summe „im Gesamtpaket“ um rund 446000 Euro überschritten, durch Einsparungen an anderer Stelle aber zum Teil wieder wettgemacht.
Die Kreisräte Hans Bauer und Josef Seidl bekräftigten bei einer Sitzung des Berufsschul-Zweckverbands (ZBS) im Kleinen Sitzungssaal des Landratsamts, dass alles getan werden müsse, damit die Kosten nicht davonlaufen. Seidl sprach davon, dass die Planer „radikal umdenken“ müssten. Ausschreibungen müssten aufgeteilt werden, wo immer es nur gehe, damit mehr kleinere und vor allem auch einheimische Firmen zum Zug kommen können.
Der Kreisrat machte seine Kritik auch an einem konkreten Beispiel fest: Er habe sich bei den Vorberatungen für eine Fassade stark gemacht, die Zigel-Elemente aufweise und damit Bezug nehme auf die Region Landshut mit ihrer langen Tradition auf dem Gebiet des Ziegelherstellung. Die Fachleute hätten dagegen eine andere Fassaden-Gestaltung bevorzugt und sie mit dem Argument durchgesetzt, dass diese kostengünstiger sei – was sich mittlerweile als falsch herausgestellt habe.
Auch Landrat Eppeneder, OB Rampf und die Landshuter Stadträtin Dr. Annamaria Moratscheck brachten ihre Sorgen über eine Entwicklung zum Ausdruck, die man stoppen müsse: Rampf betonte, dass man mit den Fachplanern und Architekten „dringend ein ernstes Wort reden“ müsse. Rampf und Dr. Moratscheck betonten, es könne nicht angehen, dass Experten und externe Gutachter mit ihren Kostenschätzungen so weit danebenlägen. Landrat Josef Eppeneder resümierte, dass die unumgänglich gewordenen
Baumaßnahmen in eine für die Auftraggeber ungünstige Zeit fielen. Auf jeden Fall, so das Resümee der Verbandsräte, werde man ein Gespräch mit den Planern anberaumen.
Es gab aber auch positive Aspekte zu vermelden. Immerhin neun Firmen von 26, die sich für den Auftrag interessierten, haben Angebote für die Fenster- und Metallfassaden-Arbeiten abgegeben. In der vorhergehenden Sitzung der Verbandsversammlung des ZBS hatten eine Reihe von Verbandsräten Kritik daran geübt, dass es wiederholt vorkam, dass nur eine Firma auf eine Ausschreibung reagiere – und diese Einzelgänger dann nicht einmal aus der näheren Umgebung stammten.
Die Firma, die bei Fenster und Metallfassaden zum Zug kam (Neumayr), mit einem Angebot für 5,381 Millionen Euro, hat ihren Sitz in der Region, in Eggenfelden. Die teuerste Firma, ein Unternehmen aus Saarlouis, hatte übrigens ein Angebot in Höhe von 9,6 Millionen Euro abgegeben.
Auch die Sonnenschutz-Anlagen für die Berufsschule 1 werden von einer heimischen Firma verrichtet, der die Verbandsräte den Zuschlag gaben: Es handelt sich um die Firma Roglmeier aus Mossthenning, die Auftragssumme beträgt 216.000-Euro.
Die Verbandsräte sprachen sich im Übrigen dafür aus, die Plasma-Brennschneide-Maschine mit CNC-Steuerung der Berufsschule 1 reparieren zu lassen. Im Gegensatz zu einer Stellungnahme der Regierung von Niederbayern, die eine solche Maschine für „nicht zwingend erforderlich“ erachtet und es eine Wasserstrahl-Schneidemaschine auch tue, schlossen sich Verbandsräte der Meinung der Berufsschul-Lehrerschaft an.
Von dieser Seite war unterstrichen worden, dass eine Plasma-Brennschneide-Maschine für viele praktische feinmechanische Arbeiten und Projekte benötigt werde und gerade auch zur hohen Qualität und Praxisnähe der Ausbildung an den Landshuter Berufsschulen beitrage. Kreisrat Willi Gürtner unterstrich, wie absolut richtig diese Position der Lehrkräfte sei – und wie völlig unverständlich im Gegensatz dazu die Stellungnahme der Regierung: Jeder Stahl- und Metallbauer müsse auf einem solchen Gerät ausgebildet werden. Die Reparatur wurde genehmigt, eine neue Maschine würde 200.000 Euro kosten.
Ausführlich beschäftigten sich die Verbandsräte mit vielen Details der Farb-, Fassaden-, Bodenplatten- und der sonstigen Gestaltung des Berufsschul-Neubaus bis hin zu den Fliesen in den Toiletten: Praktische Erfahrungen und natürlich Fragen des Geschmacks führten zu vielen und langen Diskussionen, so dass man nach einiger Zeit zu dem Ergebnis kam, die Entscheidung über eine ganze Reihe von Detailfragen noch einmal zu vertagen. Beschlossen haben die Verbandsräte dagegen das Farb- und Gestaltungskonzept für die Berufsschule 2, das von den Architekten Feigl und Huber erarbeitet worden ist.
Fotos: Oben rechts. Es war einmal … ein Schulgebäude: So sah die klaffende Lücke an der Baustelle der Berufsschule 1 nach den ersten Abrissarbeiten im Oktober aus. Mittlerweile machen sich die Verbandsräte aus Stadt und Landkreis Landshut Sorgen, dass sich auch Finanzlöcher öffnen könnten. (Luftbild: Klaus Leidorf)
Bild unten: Die Baustelle Berufsschule an der Luitpoldstraße vor wenigen Tagen./hs