Bayreuth - pm (08.11.2022) Am Montag, 7. November 2022, stellten Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw, Tim Meyerjürgens, COO von TenneT und Dr. Markus Litpher, Vorstandsmitglied der LEW AG, in München das vbw Positionspapier „Versorgungssicherheit für Bayern“ vor und diskutierten anschließend mit Vertretern aus Landespolitik und der bayerischen Industrie. Im Fokus der Veranstaltung stand, wie die bayerische Energieversorgung langfristig sicher, bezahlbar und klimafreundlich gestaltet werden kann.
Einig waren sich alle Teilnehmer, dass dafür eine intelligente Integration aller relevanten Energieinfrastrukturen erfolgen muss – dazu gehören der Ausbau der Strom- und Gasnetze genauso wie die Verzahnung der Sektoren Strom, Wärme, Verkehr, und Industrie. Wesentliche Forderungen seitens der Industrie und Wirtschaft sowie der Netzbetreiber in Richtung Politik waren die Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren, das klare Bekenntnis aller politischen Ebenen zum beschlossenen Netzausbau, der konsequente Ausbau erneuerbarer Energien sowie die richtige Weichenstellung für den Aufbau einer effizienten Wasserstoffwirtschaft.
Tim Meyerjürgens, COO von TenneT, sagte: „Das bayerische Energiesystem steht vor großen Herausforderungen. Um auch langfristig als attraktiver Industriestandort mit bezahlbaren Energiepreisen zu bestehen, bedarf es eines Energiemixes aus grünem Strom sowie gasförmigen und flüssigen klimaneutralen Energieträgern. Im Rahmen des kommenden Netzentwicklungsplans gilt es, den durch die Dekarbonisierung absehbaren Strommehrbedarf konkret zu analysieren und gemeinsam mit einem Gas- und Wasserstoffnetz zu denken. Gleichzeitig muss der Netzausbau Chefsache im Freistaat werden, damit die notwendigen Netzausbauprojekte massiv beschleunigt werden. Der Netzausbau ist der entscheidende Hebel für die Integration Erneuerbare Energien und das Gelingen der Energiewende.“
Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer, ergänzt: „Für eine langfristig sichere und günstige Energieversorgung bei gleichzeitiger Erreichung der Klimaziele braucht Bayern einen konsequenten und schnellen Ausbau aller erneuerbaren Energien und der Stromnetze. Dies dämpft auch langfristig die Strompreise. Zudem muss die künftige Wasserstoffinfrastruktur heute geplant werden. Entscheidend ist dabei die Sektorenkopplung, also die enge und möglichst reibungslose Ver-zahnung von Strom-, Wärme-, Verkehrs- und Industriesektor. Erreichbar ist dies mit einer weitsichtigen Systemplanung. Nur so kann das Energiesystem der Zukunft resilient aufgestellt werden. Ohne eine deutliche Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren wird dies alles nicht gelingen“.
Für das Energiesystem der Zukunft bildet das Stromnetz als Verbindung zwischen Angebot, Nachfrage und Speichermöglichkeiten das verlässliche Rückgrat. Im Strom-Übertragungsnetz dienen die Ausbaumaßnahmen im Wesentlichen dazu, den windreichen Norden mit dem verbrauchsstarken Süden zu verbinden. Der flankierende Ausbau des Verteilnetzes stärkt die Integration von Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen sowie den Zubau von Erneuerbare-Energien-Anlagen. Ein weiterer Grund für den nötigen Netzausbau im Elektrizitätsbereich ist, dass sowohl Verbrauchs- als auch Produktionsspitzen signifikant ansteigen werden und neue Anforderungen an die Übertragungs- und Verteilnetze stellen. Ebenso wichtig ist die Intensivierung der europäischen Vernetzung über Interkonnektoren, z.B. der grenzüberschreitenden Verbindung Altheim-St. Peter nach Österreich. Indem der Netzausbau hilft, Netzengpässe und somit kostentreibende Netzeingriffe zu vermeiden, wirkt er kostenmindernd auf die Strompreise.
Das vbw Positionspapier „Versorgungssicherheit für Bayern“ finden Sie hier: http://www.vbw-bayern.de/versorgungssicherheit_bayern