Schauspieler Thomas Weber bei der Aufzeichnung der „Literatürchen“ im Rathausprunksaal. - Foto: Stephan Rebel
Landshut – pm (16.12.2020) Die 20. Landshuter Literaturtage wären eigentlich Anfang Dezember mit der Lesung des Bestsellerautors Ingo Schulze zu Ende gegangen – hätten diese, wie ursprünglich geplant, analog stattfinden können. Wie bekannt, wurde das gesamte Programm in kürzester Zeit in den digitalen Raum verlegt.
Und in diesem, also auf der Internetseite der Landshuter Literaturtage, ist das digitale Programm nun bis einschließlich 31. Dezember rund um die Uhr kostenfrei verfügbar.
Obwohl dieses damit sozusagen in die Verlängerung geht, zieht die Kulturbeauftragte Uta Spies, die für die städtische Veranstaltungsreihe verantwortlich ist, für die ersten rein digitalen Literaturtage jetzt ein erstes Resümee: „Die Zugriffszahlen auf alle unsere Online-Angebote sind vom ersten Tag an und bis jetzt sehr, sehr erfreulich. Wir freuen uns riesig, dass alle unsere Videos und Hördateien bisher so viel Zuspruch fanden und immer noch finden.“
Ein Beispiel: der Audio-Podcast von Lisa Gusel und Markus Mayer über die Friedensnobelpreisträgerin und Pazifistin Bertha von Suttner wurde am ersten Tag 225 Mal genutzt, am Folgetag 644 Mal. Bis zum heutigen Tag gehen die Zahlen in die Tausende und dies nicht nur beim „Suttner-Podcast“, wie Spies berichtet. Diese Zahlen würden die Attraktivität der Angebote beweisen, die im Internet offenbar von deutlich mehr Menschen wahrgenommen werden, als dies bei Veranstaltungen vor Ort der Fall gewesen wäre.
Dennoch haben die Organisatoren und alle Mitwirkenden das Publikum sehr vermisst: „Ohne Feedback vor Ort durch das Publikum, ohneLiv e-Charakter, ist jede Kulturveranstaltung wie ein Kochrezept im Fernsehen: Schaut gut aus, hat aber null Aroma“, sagt Christian Muggenthaler, der als freiberuflicher Autor gemeinsam mit Spies das Programm kuratiert. Rein digitale Literaturtage sollen daher eine Ausnahme bleiben. Eine Mischung aus Publikumsveranstaltungen und Digitalem sei in zwei Jahren, wenn die nächsten Literaturtage stattfinden sollen, allerdings gut denkbar.
Das vor deutlich mehr als einem Jahr entwickelte Motto der diesjährigen Literaturtage – „In Zukunft“ – war so ungewollt prophetisch. Der komplette Umzug ins Digitale sei für die meisten Beteiligten Neuland und ein Kraftakt gewesen, berichtet Spies: Live- Veranstaltungen vor Publikum durch vorzuproduzierte Clips, Podcasts und Remote- Interviews zu ersetzen. Wie geht das technisch? Welche Plattformen kann man nutzen? Wie sieht es mit den Rechten bei Onlinenutzung aus, wie mit den Kosten? waren Fragen, mit denen sich Spies und Muggenthaler heuer erstmals beschäftigen mussten. „Wir wollten nichts unversucht lassen. Es ist natürlich manches noch optimierbar. Aber nur durchs Tun lernt man“, so Spies.
Auf www.landshuter-literaturtage.de stehen bis 31. Dezember die 16 „Literatürchen“ (kurze Videos), zwei moderierte Video-Lesungen und vier Audio-Podcasts gratis zur Verfügung. Für das Streaming, also die Wiedergabe, ist keine besondere technische Ausstattung nötig. Es funktioniert auf jedem Computer, Tablet etc. mit Internetanschluss. Eine Produktion kann mehrfach oder auch nur in Auszügen angehört oder angesehen werden.