Landshut - pm (25.10.2022) Am Donnerstag, 27. Oktober findet um 19 Uhr die ursprünglich für den 20. Oktober geplante letzte Vernissage dieses Jahres in der Rochuskapelle statt. Unter dem Titel „Alles Fleisch ist wie Gras“ präsentiert Christine Fößmeier Fotos und Gedichte zur Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener auf dem Schießplatz Hebertshausen. - Üppiger hätte sich die Natur im Mai 2021 nicht Platz verschaffen und sogar den ehemaligen Schießplatz Hebertshausen erobern können. Die Stätte wirkte eher wie ein großer Park, in dem die Gedenkplätze fast fehl am Platz schienen.
Auch die Schießbahnen konnten ohne Vorwissen oder intensives Studium der Informationspaneele kaum die essentielle Botschaft vermitteln: In einem überschaubaren Raum von zwei kurzen Schießbahnen wurden während des Zweiten Weltkriegs über 4000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen. Diese Geschehnisse sind sowohl mit dem KZ Dachau als auch mit dem Stalag VII A Moosburg verbunden, einem der großen und bedeutenden Kriegsgefangenenlager im Deutschen Reich.
Die Foto-Serie „Alles Fleisch ist wie Gras“ zeigt bewusst weder die Schießbahnen noch die Gedenkorte, so wie sie sich dem Besucher darstellen. Stattdessen fokussieren die Aufnahmen vom Mai 2021 auf scheinbar wichtige Details und gleichzeitig oft Unbeachtetes. Was wie die Spuren der Untaten von 1941/42 aussieht, hat mit der Ermordung der sowjetischen Kriegsgefangenen allerdings nichts zu tun, die blühenden Gänseblümchen und das Gras in der Schießbahn schon. Damit hinterfragen die Fotos den Blick wie die Annahmen der Gedenkstätten-Besucher und schaffen mit den Widersprüchen zwischen scheinbar brutalen Hinterlassenschaften und idyllisch-üppiger Natur eine ebenso bedrohliche wie bedrückende Atmosphäre. Gesteigert wird diese durch das Schwarz-Weiß der Fotos und deren harten Kontrasten. Statt des eigentlichen frühlingshaften Grüns dominieren dunkle Grautöne, die mit der düsteren Geschichte des Ortes korrespondieren. Neben den Fotos sind bis heute über 50 Gedichte zum Ort und seiner Geschichte entstanden. Sie schildern häufig deutlicher und offener die Grausamkeiten und Nachwirkungen der Erschießungen.
Christine Fößmeier ist Journalistin, Kunsthistorikerin und Künstlerin und setzt sich seit 2014 intensiv mit dem Stalag VII A Moosburg auseinander. Ihr großes Anliegen ist es, dass die noch erhaltenen in städtischer Hand befindlichen baulichen Relikte des einstigen Kriegsgefangenenlagers erhalten bleiben. Allein im Bewahren aller Bauwerke sieht sie eine Chance, dass sich ihre Heimatstadt zukunftsträchtig in die Erinnerungslandschaft Deutschlands einschreibt und zu einem echten Erinnerungsort Moosburg wird.
Bei der Vernissage wird Klaus Reichel aus Moosburg einführende Worte sprechen, Christine Fößmeier wird einige ihrer Gedichte lesen. Dazu gibt es Musik.
Mehr Infos gibt es unter 0871/3194748-0 beim Haus International.