Landshut - pm (05.09.2019) Wie der noch berühmtere Zyklus "Winterreise" entstand auch Franz Schuberts Liedernovelle "Die schöne Müllerin" nach Versen von Wilhelm Müller. Müllers Gedichte entstanden als literarischer Scherz und intellektuelle Herausforderung in einem gelehrten Berliner Salon, wobei persönliche Sehnsüchte und Leidenschaften bald den Plot der Verse überwölbten.
In Vorausnahme der ironischen Brechung von Heinrich Heine deklarierte Müller seine "schöne Müllerin" als Persiflage auf Lyrik im biederen Volkston.
Schubert las die Verse - aber er ließ diese Ironisierung weg. Er empfand die Geschichte des unglücklich verliebten Müllersburschen aufrichtig, ungebrochen. Er vertonte sie als Weg von Fernweh, Verliebtheit, Sehnsucht, Eifersucht und Verzweiflung. Damit führt er das Reden aus der Distanz, aus dem Beobachterposten, wieder in einen Redemodus der 1. Person - von Liebe kann nur selbst-engagiert glaubhaft die Rede sein, mit „ich“ und „du“ geredet werden. Die Moral dieser Geschichte? Ironisierte Liebe schwächt sie durch Distanzierung, von unerwiderter Liebe erzählt zu bekommen hält den großen Horizont von Liebe offen, trotz oder gerade in der Traurigkeit.
Die Referenten:
Thomas Gropper hat im Themenfeld Stimme und Gesang einen weiten Aktionsradius. Als Professor an der Münchner Musikhochschule unterrichtet er seit 2001 Gesang, Sprecherziehung und Gesangspädagogik, als Chorleiter und Dirigent (Arcis-Vocalisten München, Birnauer Kantorei, Kammerchor Chur ) arbeitet er mit ambitionierten Ensembles und dirigiert die großen Werke der Chorliteratur, als Oratorien- und Liedsänger gastiert er in intensivem Maß und gestaltet CD- und Rundfunk-Aufnahmen. Im Liedbereich ist das Werk von Franz Schubert sein Schwerpunkt, wobei neben dem Gesangsvortrag häufig auch umrahmende und einführende Vorträge und Seminare stehen.
Tanja Wagner hat mit Thomas Gropper vor einigen Jahren uns die Winterreise vorgestellt. Tanja Wagner ist in Landshut bekannt sowohl als Lehrerin an der Musikschule, als auch mit vielen öffentlichen Einzel- und Ensemblekonzerten. Wir freuen uns, dass sie auch an diesem Abend am Flügel die Begleitung übernommen hat.
400 Veranstaltungen im Landshuter Freundeskreis
Der Landshuter Freundeskreis feiert an diesem Abend, dass er nun 400 Veranstaltungen durchgeführt hat. Das heißt, der Freundeskreis hat inzwischen eine eigene Geschichte. Sie hängt mit gesellschaftlichen Entwicklungen zusammen in denen die Akademie-Idee aufblühte. Sie hängt auch mit Personen zusammen, die als Besucher diese Idee für sich fruchtbringend entdeckten. Und sie hängt mit konkreten Personen zusammen, die in dieser Zeit vor uns die Leitung des Landshuter Freundeskreises übernahmen: Herr Kritschel, das Ehepaar Elli und Fritz Anders, das Ehepaar Bruckner. Zu diesem kleinen (und doch gewaltigen) Jubiläum, zu diesem Einstieg in das 5. Hundert an Veranstaltungen wird am Rand dieses Abends eingeladen. Dazu wird Prof. König wird vom Gesamtfreundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing zu Gast sein.
Am Montag, 16. September, um 19.30 Uhr im Gemeindehaus der Erlöserkirche in Landshut, Konrad-Adenauer-Str. 14. Referent ist Prof. Thomas Gropper, München. Er wird in den Gesangspassagen am Flügel begleitet von Tanja Wagner, Landshut.