Auf die Organspende und ihre lebensbejahende Einstellung machten am Dienstag die 20 Fahrradfahrer der „Radtour pro Organspende" in Stadt und Landkreis Landshut aufmerksam. Menschen mit transplantierten Nieren, Herzen, Lebern oder mit transplantierter Lunge oder Bauchspeicheldrüse sowie Dialysepatienten, die auf eine Organspende warten, radeln seit Montag durch Bayern, um auf die Notwendigkeit von Spenderorganen hinzuweisen.
Für den Start der zweiten Etappe hatten sie sich am Dienstagmorgen das Krankenhaus Landshut-Achdorf ausgesucht. Von dort aus ging es nach einem Frühstück Richtung Rottenburg, wo ein herzhaftes Mittagessen im Park der Schlossklinik auf die Radler wartete. Spontan schloss sich am Dienstag auch ein Landshuter der Radtruppe an: Walter Beck (Bildmite), der selbst seit 1996 mit einem Spenderorgan lebt, kam ans Krankenhaus Landshut-Achdorf und entschied kurzerhand, bis Rottenburg mitzufahren.
Die Radler bedankten sich mit einem Bild bei Dr. Martin Anetseder, Transplantations- beauftragter des Klinikums Landshut-Achdorf, für die freundliche Aufnahme.
Schon seit 2007 machen transplantierte Menschen mit ihrer Radtour-pro-Organspende auf den Organmangel in Deutschland aufmerksam. In diesem Jahr findet die von TransDia veranstaltete Tour erstmalig in Bayern statt. „Die Organspendeskandale der vergangenen Monate haben dazu geführt, dass die Zahl der Spenden mit einem bundesweiten Durchschnitt von 12,8 Spendern pro eine Million Einwohner einen dramatischen Tiefstand erreicht haben.
Die vielen Wartepatienten stehen dieser Situation machtlos gegenüber, jeden Tag sterben etwa vier Menschen, denen ein Spenderorgan ein Weiterleben ermöglicht hätte", informierte Peter Kreilkamp, einer der Organisatoren der Radtour. „Als Initiatoren der Radtour, die zum Teil bereits von einer erfolgreichen Transplantation profitiert haben, fühlen wir uns verpflichtet, auf die aktuell dramatische Situation der Wartepatienten aufmerksam zu machen. Denn als selbst Betroffene sind wir der Meinung, dass wir uns gerade jetzt angesichts der Vorkommnisse in einigen Transplantationszentren engagieren müssen, um dazu beizutragen, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Organspende wieder zurück zu gewinnen."
12.000 Patienten warten deutschlandweit auf ein Spenderorgan.
Ein weiteres Anliegen der Initiatoren ist es, auch den Beschäftigten in den so genannten Entnahmekrankenhäusern „Danke" zu sagen und ihnen den Erfolg ihrer Arbeit „vor Augen zu führen". Ohne deren Engagement würde letztlich keine Organspende realisiert werden können.
Nicht zuletzt wollen sich die Betroffenen indirekt auch bei den Angehörigen ihrer Organspender bedanken und ihnen vermitteln, dass ihre Entscheidung „Fürs Leben" richtig war.
Aus der Praxis berichtete der Transplantationsbeauftragte des Krankenhauses Landshut-Achdorf, Prof. Dr. Martin Anetseder, der die Radfahrer in Achdorf begrüßte, dass in der Region Landshut – wie auch in vielen anderen Regionen Deutschlands – relativ wenig Patienten einen Organspendeausweis besitzen. Der Chefarzt der Klinik für Anästhesie betonte, dass nur ein Teil dieser Patienten letztendlich für eine Organspende infrage kommen. Spezielle Untersuchungen sind genauso notwendig wie Gespräche mit den Angehörigen, bevor ein Organ überhaupt entnommen werden kann. Daher sei die Zahl der Organspenden relativ niedrig.
Im den vergangenen Jahren wurden in Landshut-Achdorf durchschnittlich ein bis zwei Organentnahmen durchgeführt. „Ihre Aktivität und Ihre Lebensfreude zu sehen, ist Motivation für alle, die mit dem Thema Organspende betraut sind", sagte Prof. Dr. Anetseder zu den Teilnehmern der Radtour. Dass Organspende auch „Leben schenken" in mehrfacher Hinsicht bedeutet, belegt auch der Fall einer nierentransplantierten Frau, die in diesen Tagen im Krankenhaus Landshut-Achdorf ein gesundes Kind zu Welt gebracht hat, sowie einer der Mitradler, der Ende des Jahres Vater wird.
Dass transplantierte Menschen und Dialysepatienten zu großen sportlichen Leistungen fähig sind, beweist nicht nur die Radtour, sondern auch mehrere Meistertitel, die einige der Tour-Teilnehmer im Rahmen der Deutschen und Internationalen Meisterschaften für Dialysepatienten und Transplantierte bereits errungen haben. So auch der Landshuter Walter Beck: Er war beispielsweise 2012 Deutscher Meister im Tennis-Doppel für Dialysepatienten und Transplantierte.
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Die Radtour startete am Montagvormittag, 8. Juli, in München. Weitere Stationen sind neben Landshut und Rottenburg Regensburg, Parsberg, Neumarkt, Nürnberg, Fürth, Erlangen, Höchstadt und Kitzingen; bis am 12. Juli Würzburg erreicht wird.
Im Bild ganz oben. Der Landshuter Walter Beck (blaues Trikot) , der selbst seit 1996 mit einem Spenderorgan lebt, entschied kurzerhand, von Landhsut-Achdorf bis Rottenburg mitzufahren.