Was ist nur los mit dem bei jeder Gelegenheit sich selbst feiernden Landkreis Landshut? Seit Beginn der zweiten Amtsperiode von Landrat Josef Eppeneder (CSU) hat die Zahl der Einwohner fast nicht mehr zugenommen. Unter dem Strich waren Ende 2012 nur 349 Einwohner mehr im Landkreis mit Erstwohnsitz wohnhaft als 2008 als der Landkreis 148.513 Einwohner zählte. Von 2011 auf 2012 hat der Landkreis sogar 552 Einwohner verloren. - Zum Vergleich: In den ersten 30 Jahren nach der Gebietsreform (1972) hat der Landkreis jedes Jahr kräftig zugelegt.
Im Durchschnitt pro Jahr um 1.600 Einwohner, von 98.000 Einwohner (1972) auf 145.857 (2002). Extrem waren die Zuwachsraten von 1990 (122.638 E.) bis 2000 (142.442), ein Zunahme in nur zehn Jahren um fast 20.000 Einwohner. Das waren die Boom-Jahre unter Eppeneders Vorgänger Josef Neumeier (26.9.91 bis 30.4.2002).
Besonders auffällig ist, dass selbst eine so reiche Gemeinde wie Ergolding statistisch betrachtet von 2008 (11.691) bis Ende 2012 (11.681) zehn Einwohner verloren hat. Da hat wohl die Jahre dazwischen das Einwohnermeldeamt im Ergoldinger Rathaus die Zu- und Wegzüge nicht korrekt registriert. Nur so ist zu erklären, dass das neueste Statistikbuch derStadt Landshut auf Seite 43 für Ergolding allein im Jahre 2012 den Einwohnerverlust mit 224 Personen beziffert.
Nicht weniger als 20 der 35 Gemeinden haben 2012 statistisch jeweils viele Einwohner verloren. Altdorf z.B. 130, Bodenkrichen 89, Schalkham 91, Adlkofen 73, Postau 51, Pfeffenhausen 80, Niederaichbach 47, Essenbach 45, Ergoldsbach 45, Velden 55, Eching 38 und Vilsbiburg sogar 261. Und das in der sogenannten Boom-Region München mit Flughafen, BMW und Hochschule.
Die Stadt Landshut meldet vergleichsweise von 2008 (62.606 E.) bis Ende 2012 (65.322 E.) insgesamt einen Zuwachs um 3.716 Einwohner. Die Zunahme hielt auch 2013 mit über 1050 Zuzüglern an.
Womöglich wäre es gesünder, wenn sich die außerordentlich hohen Landshuter Zuwachszahlen wenigstens zur Hälfte auch auf die unmittelbaren Umlandgemeinden wie Altdorf, Ergolding, Essenbach, Wörth, Kumhausen, Tiefenbach. Eching und Bruckberg (zusammen gut 52.000 E.) verteilen würden. Das würde unter anderem den Druck auf den längst überhitzten Landshuter Wohnungsmarkt entlasten.
Weil wir in Stadt und Landkreis Wahlkampf haben und viele Themen lebhaft diskutiert werden - vor allem die höchstens in 15 bis 20 Jahren realisierbare B 15 neu - so ist fast nirgendwo das Thema Zuzug, Zuwachs, Einwohnerentwicklung und deren Folgen ein echtes Wahlkampfthema. Generell gilt: je weiter eine Gemeinde von Landshuter Stadtzentrum entfernt ist, desto geringer sind die Wachstumschancen, desto größer ist die Gefahr der Abwanderung, der Auszehrung und der Überalterung der dörflichen Bevölkerung.
Über 11.000 Einwohner haben im Landkreis die Gemeinden (Stand Ende 2012)
Ergolding - 11.681
Essenbach - 11.335
Vilsbiburg - 11.184 und
Altdorf - 11.084 Einwohner
Die kleinsten Landkreisgemeinden sind
Baierbach - 773 und
Schalkham - 871 Einwohnern