Schon lange bevor sich das CSU-Rebellen-Trio der heutigen Landshuter Mitte von der 16-köpfigen CSU-Fraktion mit reichlichen Nebengeräuschen (siehe Tauziehen um den Fraktionsstatus) verabschiedet hat, um am 16. März 2014 mit eigenen 44 Kandidaten zur Stadtratswahl anzutreten, hatte sich längst die Junge Liste um den JU-Vorsitzenden Thomas Haslinger (27) formiert. Was im Landkreis schon länger praktiziert wird, passiert jetzt auch in Landshut Stadt. Die Junge Union, Nachwuchsorganisation der CSU, deren Mitglieder unter 35 Jahren sein müssen, wird mit vielen Parteilosen am Sonntag, 27. Oktober, ein eigenes Kandidatenteam für die Stadtratswahl im Landshuter Hof wählen und vorstellen.
Die Wahl der 44 Bewerber und Bewerberinnen erfolgt in öffentlicher Versammlung (19 Uhr). Jeder kann teilnehmen.
Dass Thomas Haslinger, der gerade an seiner Doktorarbeit feilt, Listenführer wird, daran gibt es wohl keinen Zweifel. Auf Platz zwei dürfte seine Freundin Karina Habereder folgen, die bei der JU sehr aktiv ist. Unter den ersten fünf ist der ehemalige Vize-Vorsitzende der FDP, Marco Altinger (34), inzwischen parteilos, vorgesehen. Mindestens fünf junge Frauen werden auf den Rängen eins bis zehn stehen. Von allen 44 Kandidaten ist wohl ein gutes Drittel absolut parteilos und etwa 40 Prozent der Kandidaten sind weiblich. Bei den Berufen ist die Bandbreite groß. Studenten sind ebenso dabei wie Jungakademiker, Werbekaufleute, Verkäuferinnen oder Kandidaten bzw. Kandidatinnen in medizinischen Berufen.
Auf den vorderen Rängen soll sich z. B. auch die 23-jährige türkischstämmige Bankkauffrau (bei der Sparkasse), Ariye Karaüzüm (Foto), um ein Stadtratsmandat bewerben können. Sie möchte sich vorrangig um Integration und Soziales kümmern. Moderne Werbemedien wie Facebook und Internet sollen im Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen. Die jungen Himmelsstürmer setzen nicht zuletzt auf die Unterstützung durch Oberbürgermeister Hans Rampf, den sie 2010 im OB-Wahkampf tatkräftik per Internet gepuscht haben.
Söhne und Töchter von CSU-Stadträten bzw. -Stadträtinnen sucht man wohl vergebens auf der Jungen Liste, auch Ludwig Schnur (Abi im Sommer am HCG) ist nicht dabei, weil sein Vater Rudolf Schnur doch wieder bei der CSU kandidiert. Auf der CSU-Liste soll - möglichst schon auf Platz 5 - Maximilian Götzer kandidieren, Sohn von MdB Dr. Wolfgang Götzer. Die CSU muß ihrerseits ja auch einige junge Gesichter im eigenen Kandidatenteam anbieten. MdB Götzer selbst will sich ja nicht mehr um ein Stadtratsmandat bewerben. Er ist 2008 um viele Plätze auf der Kandidatenliste zurückgefallen.
Thomas Haslinger ist sich sicher, dass er mit seiner Jungen Liste nicht nur bei den Jungwählern punkten kann. Er wird vor der Kandidaten-Nominierung am 27. Oktober in einer knapp halbstündigen Rede einige Eckpunkte des Wahlprogramms ansprechen. Später sollen die Kandidaten in Workshops ein umfassendes Programm ausarbeiten. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Sicherheit in der Innennstadt, Bildungschancen, die Sanierung der Schulen, die Kooperation mit der Hochschule, Sport- und Freizeitmöglichkeiten und ein wirtschaftsfreundlicher Kurs angezeigt sind. Haslinger selbst gilt ja eher als ein Wertkonservativer, der sich gern um bundespolitische Themen kümmert. Nicht zuletzt war er ja auch Listenkandidat bei der Bundestagswahl am 22. September.
Bei der Neuwahl der Landesvorstandschaft der Jungen Union will sich Haslinger am Sonntag (20.10.) in Nürnberg um einen Sitz im geschäftsführenden JU-Landesvorstand bewerben. Sollte das gelingen, würde er in Landshut die Ämter als stellvertretender CSU-Vorsitzender und JU-Chef ruhen lassen bzw. abgeben.
Die Junge Union Landshut - hier im Bild nach einer CSU-Versammlung im "Bernlochner" von einigen Monaten mit dem CSU-Vorsitzenden Helmut Radlmeier (2.v.re.) - hat inzwischen über 100 Mitlgieder. Diesbezüglich ist sie allen anderen politischen Nachwuchsorganisationen weit überlegen. Das gilt vor allem für die SPD (Jusos) und die Grünen (Grüne Jugend). Die Stadt-Grünen nominieren ja heute, Freitagabend im Gasthaus Zur Insel in öffentlicher Versammlung ihre 44 Stadtratskandidaten. Junge und ganz junge Kandidaten unter 30 oder gar unter 25 Jahren wird man kaum finden. Bei der Jungen Liste sind sogar 18- und 20-jährige als Kandidaten vorgesehen.
Mindestens Fraktionsstärke heßt das Wahlziel von Thomas Haslinger. Das wären mindestens drei Stadtratsmandate. Dann bekäme die neue Fraktion der Jungen Liste im Rathaus ebenfalls ein eigenes Büro samt Teilzeitsekretärin und Büroausstattung.
Und im Stadtratswalkampf selbst will die Junge Liste mit Frontmann Haslinger selbstbewußt auftreten un für einen flotten Wahlkampf sorgen. Bei der CSU wird ja wohl Neu-MdL Helmut Radlmeier (46) die Kandidatenliste anführen. Bei der Landshuter Mitte Prof. Dr. Thomas Küffner (43), bei der SPD die Parteivorsitzende Anja König (43) und bei den Grünen Fraktionschefin Sigi Hagl (46), die am 17. November zudem neue Landesvorsitzende ihrer Partei werden will. Die Freien Wähler werden sicherlich mit der Doppelspitze Erwin Schneck (60, Fraktionschef) und MdL Jutta Widmann (53) in den Wahlkampf ziehen. /hs
Im Bild oben Thomas Haslinger beim Neujahrsempfang der CSU auf der Burg Trausnitz mit einem JU-Neumitglied.