Landshut – pm (29.07.2019) Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) und die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) hatten gemeinsam zu der jährlich stattfindenden Tagung zum „Baum des Jahres“ eingeladen. Dass die Wahl dieses Jahres auf Landshut gefallen war, hatte mehrere Gründe. Einer davon war das bemerkenswerte Baumensemble von 52 alten Flatterulmen der Ringelstecherwiese, gleich neben dem Tagungsort.
Ein weiterer Vorteil war, dass ein alter Bestand und erfolgreiche Nachpflanzungen als Exkursionsziele vorhanden waren. Etwa 100 Experten und Interessenten waren angereist und lauschten Fachvorträgen, bevor es zu einem beeindruckten Rundgang durch das parkartige Naturdenkmal ging, fachkundig begleitet von den zuständigen Experten der Stadt.
Auch Fragen rund um die Holzverwendung und ganz praktisch auch die Holzkunst kamen nicht zur kurz. Zu zweitem Leben erweckt wurde eine Flatterulme von der Ringelstecherwiese von Martina Kreitmeier aus Altfraunhofen. Der am Katholikenweg direkt beim Zeughaus der Förderer stehende Baum musste etwa zwei Monate zuvor wegen Porlingsbefall gekappt werden, den der Baum sich vermutlich Anfang der 1980er Jahre zugezogen hatte, als man große Straßenlaternen in seinen Stamm geschraubt hatte. Er hat aber nach der Kronenentlastung zwischenzeitlich wieder sehr gut ausgetrieben, wie die Teilnehmer besichtigen konnten, und soll daher erhalten werden, denn unter anderem leben an diesem alten Stamm Garten-Baumläufer und zahlreiche andere seltene Tierarten.
Mit dem als zäh geltenden Holz der Flatterulme zeigte sich die Bildhauerin sichtlich zufrieden und schuf am Rande einer gut besuchten, bayernweiten Tagung zum Baum des Jahres im Bernlochnersaal einige Kunstwerke daraus. Unter anderem hatte sie meisterlich ein Abbild des langgestielten Flatterulmensamens geschaffen, das der Flatterulme ihren Namen gegeben hat.
Anschließend ging es weiter zu einer Exkursion in die Ergoldinger Isaraue. Hier erwartete der Naturwissenschaftliche Verein Landshut die Teilnehmer mit einem Hubsteiger, der einige Forscher bis in die Krone einer alten Flatterulme trug. Ferner wurde ein alter Flatterulmen-Silberweiden-Auwald und eine 23 Jahre alte Auwald-Aufforstung mit Flatterulmen und anderen seltenen Baumarten besichtigt, unter der örtlichen Führung von Landschaftsplanerin Almut Kroehling und unterstützt vom Forstamt Landshut. Die Teilnehmer konnten eine gelungene „Nesterpflanzung“ begehen, in der bereits eine stürmische Sukzession stattfindet, und die sich zielkonform zu einem gelungenen Mischwald entwickelt hat.
Da sie ein wertvolles, sehr belastbares Holz aufweist und für Krankheiten einschließlich des Ulmensterbens sehr wenig empfindlich ist, ist die Flatterulme eine Baumart, die im Klimawandel verstärkte Berücksichtigung finden sollte, wie Dr. Stefan Müller-Kroehling von der LWF berichtete, der die Tagung fachlich organisiert hatte. Auch für die Artenvielfalt sei die Flatterulme ein wichtiger Baum, denn sie ist für über 200 Arten, die speziell an Ulmen leben, ein "Rettungsfloß" in Zeiten des Ulmensterbens.
Ferner lernten die sichtlich beeindruckten Teilnehmer, dass diese zu wenig beachtete heimische Baumart über 130 Tage im Jahr auf überschwemmtem Grund stehen kann. Da sie aufgrund bis über 5 Meter tief reichenden Wurzeln auch Trockenheit gut übersteht, ist sie im Klimawandel auf vielen Standorten im Wald, in der freien Landschaft und in der Stadt bestens geeignet. Auch forstlich ist ihr Wachstum sehr ansprechend und vergleichbar der Esche. Diese Baumart kann sie auf vielen Standorten ergänzen und ersetzen, so der Forstwissenschaftler, und damit auch zum Erhalt der Eschenbestände beitragen. Als Mischbaumart hat die Esche deutlich bessere Überlebenschancen gegen das Eschentriebsterben als im Reinbestand.