Die Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache e.V. - der Verein hat auch in Landshut zahlreiche Mit- glieder - haben die Kaufhauskette Karstadt zum Sprachpanscher des Jahres 2012 gewählt. Dieser Negativpreis wird seit 14 Jahren an Personen und Institutionen vergeben, die sich in besonders auffälliger Weise durch das unnötige und fortgesetzte Verdrängen eingeführter deutscher Wörter durch angelsächsische Importe hervortun.
Im Fall von Karstadt ärgern sich Sprachfreunde schon seit langem darüber, dass man zum Einkaufen nicht mehr ins Erdgeschoss, sondern ins "Basement" gebeten wird, und das auch noch zum "Mid-Season-Sale" zur "Summertime".
Aber seit Jennings bei Karstadt die Geschäfte führt, hat diese Flucht aus der deutschen Sprache nochmals an Tempo zugenommen: Seine neue Marketingstrategie „modern and full of life" wird umgesetzt in „Fashion", „Living" und „Personality", und auch sonst sind Wegweiser in Karstadt-Filialen für Kunden ohne Englischkenntnisse kaum zu verstehen. Die VDS-Mitglieder wollen Herrn Jennings deshalb daran erinnern, dass die Karstadt-Kaufhäuser weder in Liverpool noch London, sondern in Landshut, München oder Berlin stehen.
Die Entscheidung ist den Sprachfreunden nicht leicht gefallen: Karstadt erhielt mit 1.521 nur wenige Stimmen mehr als der Medienkonzern Pro7/Sat1 Media (1.490), dessen denglische Fernsehproduktionen („Germany's next Top-Model", „talk talk talk", „The Voice of Germany" usw.). seit langem vielen Sprachfreuden ein Dorn im Auge sind. Ebenfalls gut im Rennen lag lange Zeit die Vorsitzende der Bayerischen CSU-Frauenunion Angelika Niebler (1.108), die Erfinderin der CSU-Parteifeier „Lounge in the City". Insgesamt gaben die VDS-Mitglieder 5.168 Wahlzettel ab.
Der Titel „Sprachpanscher des Jahres" wird seit dem Jahr 1998 vergeben. Bekannte Sprachpanscher der Vergangenheit sind René Obermann von der Deutschen Telekom, die ihre Kunden derart mit halb verdauten und unverständlichen Anglizismen zuschüttet, dass einem angst und bange wird, Hartmut Mehdorn (damals noch als Chef der Deutschen Bahn) oder Ex-Postchef Klaus Zumwinkel, der kurz vor seiner Entlarvung als Steuerbetrüger von den Sprachfreunden des Sprachbetrugs bezichtigt wurde: Mit Ausdrücken wie "global mail", "postage point", "easy trade" oder "funcard mailing" hatte er systematisch die Postkunden über den wahren Inhalt seines Angebotes hinweggetäuscht.