Seit Anfang des Jahres 2016 ist für 59 Euro "Mein Kampf" von Adolf Hitler als "kritische Edition" (2.000 Seiten) in vielen Büchereien zu kaufen. Die Buchhandlung Pustet hatte 20 Exepmplare, die in kürzester Zeit verkauft waren. Angeblich wurden vorerst nur insgesamt 4.000 Ausgaben neu gedruckt. In einer anderen großen Buchhandlung bekamen wir die Auskunft, dass das umstrittene Buch erst in einigen Wochen (wieder) zu haben ist. - In der Nazi-Zeit bekamen z.B. Hochzeitspaare Hitlers "Mein Kampf", zum Teil sogar in Goldfassung. Über 10 Millionen Exemplare wurden unter's Deutsche Volk gebracht.
Seit dem Untergang des Nationalsozialismus war Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf" in Deutschland verboten.
Nun liefen zum 1. Januar 2016 ldie Urheberrechte aus, und Münchner Historiker geben eine kommentierte Edition heraus. Sie wollen der Symbolwirkung des Buches die Grundlage entziehen: Das Münchner Institut für Zeitgeschichte hat eine kritische Edition von Adolf Hitlers "Mein Kampf" vorgestellt. Die knapp 2000 Seiten dicke Neuauflage ist ab sofort auch im Buchhandel erhältlich.
In der neuen "Kritischen Edition" ist auf den ersten beiden Seiten die Urfassung von 1925 zu sehen.
Adolf Hitler (Jahrgang 1889) hatte das Buch 1924 in der Festung Landsberg geschrieben, wo er nach seinem Umsturzversuch von 1923 inhaftiert war. In dem Buch legte er politische Ansichten und Pläne dar. Nach dem Zweiten Weltkrieg übertrug die US-Regierung die Urheberrechte an den Freistaat Bayern, der das Buch seitdem unter Verschluss gehalten hatte. Ende vergangenen Jahres, 70 Jahre nach Hitlers Tod, liefen diese Urheberrechte aber aus.
Die Historiker wollen mit der Neuauflage die Ansichten des Diktators kritisch kommentieren und widerlegen. "Es gilt, Hitler und seine Propaganda nachhaltig zu dekonstruieren und damit der nach wie vor wirksamen Symbolkraft dieses Buchs den Boden zu entziehen", schreibt das Münchner Institut auf seiner Internet-Seite. Auf diese Weise lasse sich einem ideologisch-propagandistischen und kommerziellen Missbrauch entgegenwirken. Unkommentierte Veröffentlichungen von "Mein Kampf" bleiben verboten, sind allerdings trotzdem auch übers Internet immer wieder erhältlich.
Die kommentierte Edition ist trotzdem umstritten. Kritiker befürchten, rechtsextremes Gedankengut könnte dadurch verbreitet werden. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland begrüßt allerdings die Veröffentlichung der kommentierten Ausgabe. Sie könne den Mythos um das Buch aufklären und zeigen, "mit welchen völlig falschen und skurrilen Theorien und Thesen Hitler gearbeitet habe", sagte Josef Schuster auf NDR Info.
Schon 15.000 Vorbestellungen
Die Wissenschaftler hatten mit starker Resonanz gerechnet, sich aber doch verkalkuliert: 15.000 Exemplare wurden vorbestellt, die erste Auflage lag aber nur bei 4000 Büchern. Anfragen für Übersetzungen gibt es aus vielen Ländern, unter anderem Frankreich, Italien, Großbritannien und Polen, aber auch aus Südkorea, China und der Türkei. Möglich wurde die Edition nur, weil "Mein Kampf" mittlerweile gemeinfrei ist: Nach dem Krieg übertrugen die amerikanischen Besatzer die Urheberrechte an den Freistaat Bayern, der keine Neuausgaben genehmigte. 70 Jahre nach dem Tod eines Autors erlischt das Urheberrecht jedoch. Dennoch soll es künftig keine wilden "Mein Kampf"-Drucke geben: Die Justizminister der Länder verständigten sich darauf, dass sie ein solches Projekt als Volksverhetzung verstehen und entsprechend dagegen vorgehen würden.